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Der Traum vom eigenen Supermarkt rückt näher: Aktuell betreibt der "WirMarkt" eine "Click & Collect"-Aktion an der Grenze zwischen Altona-Nord und Eimsbüttel. Foto: Julia Haas
Der Traum vom eigenen Supermarkt rückt näher: Aktuell betreiben die Mitglieder vom "WirMarkt" eine "Click & Collect"-Aktion an der Grenze zwischen Altona-Nord und Eimsbüttel. Foto: Julia Haas
Nachhaltige Wirtschaft - Teil 12

Supermarkt neu gedacht: „WirMarkt“ mit „Click & Collect“ gestartet

In den USA gibt es seit den 70er-Jahren sogenannte Mitmach-Supermärkte. In Deutschland ist das Konzept noch weitestgehend unbekannt. Jetzt hat der „WirMarkt“ eine „Click & Collect“-Aktion gestartet – und alle packen mit an.

Von Julia Haas

Abholzeit in der Waidmannstraße: Während die einen Pappkartons mit Lebensmittel befüllen, suchen die anderen ihren Namen auf den fertig bestückten Boxen. Abgeholt wird, was man vor zwei Tagen bestellt hat: Eier, Salat, Bier, Kekse – fast alles, was ein Supermarkt hergibt. Und doch ist hier alles anders als in klassischen Lebensmittelläden.

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Ein Supermarkt entsteht

Die „Click & Collect“-Aktion in der Waidmannstraße – an der Grenze von Eimsbüttel und Altona-Nord – läuft seit Anfang November als ein Projekt des WirMarkts. Vor zwei Jahren haben Fabian Gebert und Barbara Knoben die Initiative gegründet. Ihr Ziel: Die Lebensmittelversorgung gemeinwohlorientiert gestalten.

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„Wir:Coop“

Die „Click & Collect“-Aktion hat der WirMarkt gemeinsam mit SuperCoop Hamburg ins Leben gerufen und „Wir:Coop“ getauft. Die Mitglieder von SuperCoop planen ebenfalls, einen demokratischen Mitmach-Supermarkt in Hamburg zu gründen.

Im Falle des WirMarkts bedeutet das: einen Supermarkt schaffen, der seinen Kunden gehört und von ihnen gestaltet wird. Zum Beispiel, indem sie über das Sortiment bestimmen, die Ladenregale befüllen – und dort einkaufen.

Der WirMarkt hat dieses Konzept erstmals im Frühjahr für drei Tage in einem Pop-up-Laden im Neuen Amt Altona umgesetzt. Seit Kurzem können in der Waidmannstraße vorbestellte Lebensmittel mittwochs abgeholt werden. Langfristig plant der WirMarkt, einen Supermarkt mit täglichen Öffnungszeiten, vorrätigem Sortiment und großer Verkaufsfläche zu eröffnen.

Ein Supermarkt, viele Mitglieder

Über 80 Mitglieder zählt das Projekt – Studentinnen, Berufstätige und Menschen im Ruhestand. Mitmachen kann jeder, der sich für das Konzept interessiert.

Kay Soeffing ist eines der Mitglieder. Am Mittwochnachmittag steht er zwischen den Lebensmittelkisten und wartet auf seine erste Schicht. Vor einigen Wochen hat er durch eine Arbeitskollegin vom WirMarkt erfahren. Weil ihn die Idee überzeugt hat, ist er dem Mitmach-Supermarkt beigetreten. Er schätzt die Gemeinschaft. Und: „Ich gehe bald in Rente und habe eine Aufgabe gesucht.“ Beim WirMarkt hat er sie gefunden.

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Das gibt’s bei „Wir:Coop“

Wie sich das Sortiment zusammensetzt, entscheiden die Mitglieder selbst. Neben einem festen Katalog, der aus fairen, regionalen, nachhaltigen, saisonalen und biologischen Produkten besteht, können die Beteiligten neue Lebensmittel vorschlagen. Eine dafür zuständige Gruppe entscheidet dann, ob die Nachfrage dafür groß genug ist und ob die Produkte unter den genannten Bedingungen bezogen werden können.

Andere verfolgen das Projekt schon länger oder haben bereits bei anderen Mitmach-Supermärkten mitgewirkt. „Einmal Hafermilch, zweimal Kekse“, ruft eine junge Frau. Ein Mann reicht ihr die Lebensmittel, dann packt sie sie sorgfältig in die dafür vorgesehene Einkaufskiste. „Ich habe einen Mitmach-Supermarkt in Paris mit aufgebaut“, erzählt sie. Jetzt hofft sie, dass das Konzept auch in Hamburg ankommt.

„WirMarkt“: Produkte zum Einkaufspreis

Abwegig ist das nicht – vor allem mit Blick auf die steigenden Preise in vielen Supermärkten. „Wir verkaufen die Produkte günstiger als Bio-Märkte“, sagt Mitinitiator Fabian Gebert. Eine gesunde und umweltbewusste Ernährung darf nicht vom Einkommen abhängen, findet er. Im „Click & Collect“ Markt in der Waidmannstraße können die Mitglieder alle Produkte zum Einkaufspreis erwerben.

Wie das funktioniert? Die Mitglieder haben die „Click & Collect“-Aktion mit jeweils 100 Euro für Miete, Buchhaltung und andere organisatorische Kosten vorfinanziert – nach solidarischem Prinzip. „Jeder hat so viel gegeben, wie er konnte“, sagt Gebert. Wer die Kosten nicht stemmen konnte, hat nichts gezahlt, andere haben mehr gegeben. Das Konzept ging auf.

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Mitgliedern gehört Supermarkt

Der WirMarkt ist als Genossenschaft organisiert. Das bedeutet, jedes Mitglied hält einen oder mehrere Anteile am Projekt. Wer einsteigt, zahlt einmalig 100 Euro. Ratenzahlungen sind möglich, außerdem gibt es die Möglichkeit, eine Mitgliedschaft geschenkt zu bekommen.

Kein Greenwashing

Was die Preise zudem im Rahmen hält: Alle packen mit an. Jedes Mitglied übernimmt alle vier Wochen eine Drei-Stunden-Schicht. Ware verpacken, abkassieren oder aufräumen – die Arbeit wird untereinander aufgeteilt.

Montags bestellen die Mitglieder, was sie mittwochs abholen. Manche Produkte können auch ohne Vorbestellung mitgenommen werden. Foto: Julia Haas

Alle packen mit an: Mitgründer Fabian Gebert (rechts) zeigt Mitglied Kay (links), wie er an der Kasse abkassiert. Foto: Julia Haas

In Brooklyn in New York hat der erste demokratische Supermarkt bereits 1973 eröffnet. Inzwischen zählt er rund 17.000 Mitglieder. Auch in Frankreich ist das Konzept in mehreren Städten vertreten. In Deutschland gibt es bislang in München und Berlin Mitmach-Supermärkte. Foto: Julia Haas

Eine weitere wichtige Säule des WirMarkts: Transparenz. Was klassische Supermärkte oft nicht zeigen, will der Mitmach-Supermarkt für alle offenlegen. „Wir zeigen, wie sich Preise zusammensetzen, wo Produkte herkommen“, erklärt der Mitgründer. Ehrlichkeit statt Greenwashing lautet die Devise. Damit das funktioniert, steht der WirMarkt mit seinen Produzenten und Lieferanten im direkten Kontakt, weiß, für welche Werte die Landwirte einstehen.

Bald im Grindelviertel?

Fürs Erste ist die „Click & Collect“-Aktion in der Waidmannstraße, die zusammen mit dem Mitmach-Supermarkt „SuperCoop“ betrieben wird, eine Zwischenlösung. Sie läuft noch bis Januar 2023 in den Lagerräumen von BioBob, einem Obstlieferservice für Büros in Hamburg.

Langfristig will der WirMarkt einen Supermarkt mit täglichen Öffnungszeiten und einer Ladenfläche von rund 600 Quadratmeter eröffnen. Aktuell stehen die Initiatoren mit Vermietern möglicher Flächen im Grindel und in der Schanze in Kontakt.

Wer das Konzept testen möchte, kann einen Probeeinkauf machen und mittwochs von 15 bis 20 Uhr in der Waidmannstraße 12b vorbeischauen.


Ähnliche Projekte gibt es bereits in Form von solidarischer Landwirtschaft – dafür steht zum Beispiel der Kattendorfer Hofladen in der Lappenbergsallee.

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