
Kattendorfer Hof: Nicht nur für Mitglieder
Die Welt muss nachhaltiger werden, aber wie? Wir stellen lokale Unternehmen vor, die versuchen, voranzugehen. Heute: der Kattendorfer Hofladen in der Lappenbergsallee. Ein Solawi-Geschäft. Das steht für Solidarische Landwirtschaft. Aber nicht nur Mitglieder können dort einkaufen.
Von Christian LitzWas macht die Kuh denn da in der Lappenbergsallee? Schwarz-weiß gescheckt, lebensecht groß, aus Zeitungspapier und Kleister, wirbt sie für den Kattendorfer Hofladen. Den Bauernhof dazu gibt es schon ewig, seit langem wird er als Solidarische Landwirtschaft betrieben.
Solawi bedeutet: Mitglieder finanzieren die Landwirtschaft selbst, nicht die Lebensmittel. Die Haushalte zahlen vorab in die Kasse und tragen so den Bauernhof. Dafür bekommen sie dessen Ernteertrag.
Die Folge: Der Hof muss nicht Rendite erwirtschaften und ist marktunabhängig. Was zu einer Landwirtschaft führt, die ökologischer sein kann als üblich, weil es nicht darum geht, Ernten zu vergrößern oder Umsätze zu steigern. Das Konzept mit den Mitgliedern sorgt dafür, dass der Hof nicht nur Kühe halten muss oder nur Getreide anbaut, sondern funktionieren kann wie Bauernhöfe früher funktioniert haben.
Solawi bedeutet: der Hof ist unabhängig vom Markt
Die Zahl der Solawi-Bauernhöfe in Deutschland wächst stark. 2019 alleine entstanden elf neue. Auch in anderen Ländern wie Italien und Frankreich legt Solawi seit Jahren zu.
Der Kattendorfer Betrieb ist mit 700 Mitgliedern der größte in Europa. Er unterhält in Hamburg vier Läden, den in der Lappenbergsallee 36 seit zwölf Jahren. Der hat, so sagt es Lisa Hoffmann, die dort arbeitet, gerade jetzt eine wichtige Botschaft: „Wir sind ein Laden für jedermann, nicht nur für Mitglieder.“
Jeder kann im Hofladen einkaufen, nicht nur Mitglieder
Um das nochmal allen klar zu machen, die Kuh kann es nämlich nicht muhen, veranstaltet der Hofladen in der Lappenbergsallee am Samstag, den 13. November, ab 15 Uhr einen Tag des offenen Ladens.

In dem Kattendorfer Hofladen in der Lappenbergsallee können die Mitglieder alles abholen, was auf dem Hof in Kattendorf in Schleswig-Holstein erwirtschaftet wird: Gemüse und Fleisch, Milch, Milchprodukte, Kräuter, Salat und einiges mehr. Alles Demeter. Das Brot backt eine Bäckerei mit Mehl vom Hof. Ein paar Sachen, Brotaufstriche zum Beispiel, bekommen die Hofläden von anderswo geliefert, immer in Bio-Ausfühung.
Jutta Hoffmann: „Die Sachen sind saisonal, regional, frisch und in Top Qualität.“ Die Hofläden in der Stadt würden aber manchmal als geschlossene Gesellschaft wahrgenommen. Was sie nicht sind. Jeder kann rein, jeder kann dort einkaufen.
„Viel läuft über Kommunikation“
Es gibt verschieden große, verschieden teure Anteile und einen Monat Probelauf. Dann aber gilt: „Es ist uns wichtig, dass man ein volles Jahr dabei bleibt“, sagt Lisa Hoffmann. Nur so lerne man den Kreislauf der Natur kennen.
Der Vorteil des Hofladen-Konzepts im Vergleich zur Biokiste, die man sich nach Hause bestellen kann: niemand muss drei Kohlköpfe in einer Woche essen, wenn gerade Kohlzeit ist. „Hier kann man fünfmal am Tag reinkommen und eine einzelne Möhre holen oder was anderes“, sagt Lisa Hoffmann. „Viel läuft hier über Kommunikation.“
Es geht darum „den Hof in die Stadt zu bringen“. Die Mitglieder, die vorab bezahlen, und die normalen Käufer sollen direkt und indirekt den Naturkreislauf kennenlernen. „Wir bekommen Wetterprobleme ganz anders mit.“
Manchmal gibt es, so ist nun mal die Ernte, ganz wenig von etwas und manchmal ganz viel. Dieses Jahr gibt es eine Möhrenschwemme und die Mitglieder des Kattendorfer Hofladens müssen sogar eine Mindestmenge abnehmen.
Jeder kann auf dem Hof bei der Ernte helfen
„Dynamische Landwirtschaft ist sehr viel Handarbeit“, sagt Lisa Hoffmann. Die Mitglieder, aber auch jedermann kann auf dem Hof kommen und helfen. „Jeder ist willkommen.“ Es gibt ein paar feste Termine, zur Zwiebelernte oder zur Möhrenernte zum Beispiel. Aber es gilt, wer mal einen Tag auf einem Bauernhof verbringen will – gerne, jederzeit, einfach hinkommen. Der Hof liegt 35 Kilometer von Hamburg entfernt.
Nachhaltigkeit in Serie
Solidarische Landwirtschaft wie sie der Kattendorfer Hof betreibt ist nur ein Weg, ökologischer zu wirtschaften. Der Text ist Auftakt einer Serie, die zeigt, was in Eimsbüttel gerade passiert in Sachen Nachhaltigkeit. Mit Eimsbütteler Unternehmern sprechen wir über Themen wie Aufforsten, Inklusion und kürzere Lieferwege.
Alle Artikel aus der Serie „Sustainbüttel – Nachhaltige Wirtschaft aus Eimsbüttel“ im Überblick:
Mehr über die lokale Wirtschaft im Viertel auch im neuen Eimsbütteler Nachrichten Magazin #25.