Ausstellung zu den Hamburger Curiohaus-Prozessen
Noch bis zum 12. Februar 2017 ist im Hamburger Rathaus die Ausstellung „Die Hamburger Curiohaus-Prozesse: NS-Kriegsverbrechen vor britischen Militärgerichten“ zu sehen. Der Sohn eines KZ-Überlebenden, der als Zeuge bei den Prozessen angehört wurde, hielt die Eröffnungsrede.
Von Silke FuchsViele kennen das Curiohaus in der Rothenbaumchaussee als Veranstaltungsort für Bälle, Musik- oder Theaterveranstaltungen. Dass das Haus in der Zeit von 1945 bis 1949 von der britischen Armee beschlagnahmt wurde, um es als Gerichtsgebäude für Kriegsverbrecherprozesse zu nutzen, ist den meisten weithin unbekannt.
Insgesamt fanden dort 188 Militärgerichtsverfahren gegen 504 Angeklagte statt. Begonnen haben die Verfahren im Oktober 1945 mit dem „Peleus“-Case, in dem sich ein U-Boot-Kommandant für die vorsätzliche Tötung Schiffbrüchiger verantworten musste. Es folgten viele weitere Verfahren wie der Hauptprozess zum KZ Neuengamme.
KZ-Häftling Josef Händler als Zeuge
In Hauptprozess zum KZ Neuengamme sagten 17 ehemalige KZ-Häftlinge aus fünf europäischen Ländern über die mörderischen Haftbedingungen und die im KZ Neuengamme verübten Verbrechen aus. Einer dieser Zeugen war Josef Händler. Händler, geboren am 29. Januar 1910 in Köscek/Ungarn, war von 1938 bis 1941 in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen inhaftiert. Danach wurde er in das KZ Neuengamme verlegt.
Im April 1945 gehörte er zu den wenigen KZ-Häftlingen, die im Hauptlager zurückblieben, um für die SS Akten zu verbrennen und das Lager aufzuräumen. Schon als Jugendlicher war er politisch engagiert. Dieses politische Engagement behielt er auch während seiner Haftzeit und nach seiner Befreiung bei. Sein Ziel war es, sich dafür einzusetzen, dass niemals wiedergeschehe, was damals geschah.
Sein Sohn erzählt seine Familiengeschichte
Gerhard Händler, Sohn von Josef Händler, lebt in Hamburg-Rotherbaum. Er hielt auf der Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung eine Rede über seinen Vater und die Bedeutung des Hauptprozesses zum KZ Neuengamme für seine Familie. Händlers Mutter war zur Zeit der Nachkriegsprozesse Büroangestellte des „Kommitees ehemaliger politischer Gefangener“ in Hamburg. Sie hatte zusammen mit anderen kaufmännisch ausgebildeten Frauen den Auftrag, die Gerichtsverhandlung von der Empore aus zu verfolgen und ein stenographisches Protokoll zu führen.
So lernte sie Josef Händler kennen. Die beiden heirateten und kurze Zeit später kam ihr Sohn zur Welt. Hätten die Kriegsverbrecherprozesse nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht im Curiohaus stattgefunden, wäre Gerhard Händler nicht geboren worden.
Ausstellung zu den Curiohaus-Prozessen
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zeigt mit Unterstützung der Hamburgischen Bürgerschaft eine Sonderausstellung zu den Hamburger Curiohaus-Prozessen im Hamburger Rathaus. Die Ausstellung gibt einen Überblick über die durchgeführten Prozesse, begleitet von einer Reihe von Vorträgen, Führungen und einer Filmvorführung.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
19. Januar bis 12. Februar 2017
Montag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag: 10 bis 15 Uhr
Ort: Hamburger Rathaus, Rathausdiele, Eintritt frei
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung am 2. und 7. Februar 2017, jeweils um 16 Uhr. Treffpunkt: Rathausfoyer