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Ist das der Sinn der Fahrradspur? Foto: Anja von Bihl
Radwegparker. Archivfoto. Foto: Anja von Bihl
Glosse: Neunzehnter Teil

Corona-Tagebuch: Endlich wieder auf dem Radweg parken

Martin Busche zählt mit uns allen die Tage, die uns Corona stiehlt und führt ein öffentliches Tagebuch: subjektiv, ehrlich, schonungslos. Bis Corona uns hoffentlich scheidet.

Von Martin Busche

Montag, 20.04.2020

Radwegparken ist super! Und Masken sorgen für Urlaubsfeeling.

Heute war super, ich habe mich richtig gefreut. Ein Autofahrer hat mich beim Radfahren geschnitten. Okay, das ist nicht schön, weil gefährlich, doof und nicht zum Lachen. Das war aber vor Corona, jetzt bei Corona oder ganz kurz vorm Ende, oder vielleicht auch noch nicht, wer weiß, ist das irgendwie schön.

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Ein Zeichen von früher. Da ist das ja normal, das mit dem Radfahrer Schneiden, Abdrängen, zu knapp Überholen. Jeden Tag. Ich hatte mich dran gewöhnt. Kommt jetzt bald wieder. Echt schön. Auch das Parken von Autos auf dem Radweg habe ich fast vermisst. Mein Toben, Schimpfen, Meckern, Pöbeln obendrauf. Parken auf Radwegen war Äh, oder Bäh, Schitt, Scheisse, Panne, je nach Region, aber nirgendwo in Ordnung. In ganz Deutschland nicht. 

Seit Corona ist auch das anders: Radwegparken zeigt uns, es wird alles Gut. Und wenn die Politiker so weiter machen, geht das auch ganz schnell. Deshalb bin ich glücklich vom Rad, als das Auto da stand, hab den Falschparker gesucht, vor der Eisdiele gefunden und mich bei ihm herzlich bedankt. Er hat es einfach verdient. Mut bewiesen, den Damm gebrochen. Drei Wochen waren die Radwege leer, kein Auto, kein Müll, kein DHL-Laster, selbst die Typen vom Kiez parken zu Corona offenbar woanders. Nun kommen vielleicht auch sie wieder, mit ihren Amischlitten, Mega SUVs oder was diese Branche sonst noch so fährt. Alle anderen auch, es gibt noch Hoffnung.

Kein Plan ob der Typ an der Eisdiele mich jetzt genau verstanden hat, so en détail, mein Anliegen war ja ein bisschen speziell. Geguckt hat er nicht so klug. Ich glaub der fand mich doof, vielleicht sogar ein bisschen gestört. Auf jeden Fall nicht ganz dicht. Die Hand geben wollte er mir auch nicht. Auf keinen Fall. Überhaupt nicht. Da wurde der richtig böse, dabei hab ich es nur nett gemeint. Komisch. 

Mehr Masken braucht das Land

So fühle ich mich auch mit meiner Maske, Hand genäht, von der Putzfrau meiner Eltern. Die ganz plietsche Frau, hat sich kürzlich selber umgeschult, macht jetzt nicht mehr in Ata, Meister Propper, oder Sidolin. Sie macht in Masken, hilft also dem Staat. Der will zwar, dass wir Masken tragen, ordnet das auch an, ist aber nicht in der Lage welche zu besorgen. Billigartikel, seit Wochen ausverkauft. Der Globalisierung sei Dank, die Merkel und Söder, immer noch gut finden – nichts dazu gelernt. Dabei hat die Globalisierung total versagt, nicht nur in Corona-Krisenzeiten, sondern vorher auch schon. Wollen die aber nicht wahrhaben. Obwohl Europas Wirtschaftsmacht Nummer Eins nicht mal in der Lage ist, so viele Cent-Artikel zu produzieren, wie wir brauchen. Von teuren Masken rede ich erst gar nicht. Merz, Söder, Lindner, Scholz, Heil, Tschentscher, also CDU, CSU, FDP, SPD und ein bisschen die Grünen auch. Es ist ihnen wohl peinlich, hoffentlich.

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Foto: Martin Busche

Wird Zeit, dass dieser Blödsinn aufhört, am besten jetzt, heute, nicht erst nach Corona.
Gut, dass Putzfrauen wie die von meinen Eltern den Laden tatsächlich am Laufen halten. Ohne sie hätte ich keine Maske. ich trage sie Einkaufen, wenn ich mal U-Bahn fahre, beim Spazierengehen. Ich nehm das mit der Maske ernst, war schon immer ein bisschen anders. Denn außer mir trägt sie kaum jemand. Zumindest nicht so viele wie es sein könnten.

Urlaubsfeeling durch Masken

Ich habe extra mal gezählt, Mönckebergstraße, 10.30 Uhr. Ich bin ganz leise. war ja schon beim Radwegparker auffällig. Einmal am Tag reicht. Eins, zwei, drei, vier, fünf sechs, Maske, ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs Maske. Mehr sind es nicht. Dafür halten wir Minderheiten dort zusammen. Wer wen maskiertes trifft, grüßt sich. Wie früher im Urlaub, immer Österreich, also immer Ausland, das bedeutet: Lichthupe an, wenn Papa in der Ferne einen anderen Papa aus Deutschland gegrüßt hat. Das war jetzt nicht sooo selten, in Österreich, aber egal. Kam das Auto noch aus derselben Stadt, dann war Papa noch mehr aus dem Häuschen, Mama auch, wegen Papa und wir wegen beiden. Zur Lichthupe gab dann noch fröhliches Winken und winken vom anderen Papa zurück. Auch plus Lichthupe. Das waren Zeiten. Schön, dass es das jetzt auch wieder gibt. Wobei die Lichthupe heute ausfällt, ist ja klar, oder? 

Urlaub mit der Familie, das war auch die große Zeit der Frauenfeinstrumphosen. Mit Zwickel, das weiß ich noch von Mama. Die gibt es auch wieder, bei Galeria Kaufhof, Wobei ich nicht sicher bin, ob da überhaupt Mangel bestand, die letzten Wochen. Gehört habe ich nichts, aber auch nicht drauf geachtet. Kann also sein, zumindest sind Feinstrumpfhosen mit und ohne ungefähr das einzige, was es bei Galeria Kaufhof aktuell gibt. Die hatten aufgemacht heute in der Mönckebergstrasse, durch Peter Tschentschers Gnaden, was die Händlerlobby ihm hoffentlich bei der nächsten Wahl dankt. Feinstrumpfhosen und Parfüms halten beim Kaufhof derzeit den Laden am Laufen, wenn man das so falsch sagen darf. Und Glückskekse von der Küste, die gab es auch noch, sollen wohl die Rettung sein, hab ich aber nicht probiert. 

Hamburg Eimsbuettel Corona Tagebuch Glueckskekse_Martin Busche.JPG
Glückskekse. Foto: Martin Busche

Alles anderes war zu. Das war schon komisch. Jede Menge Verkäuferinnen, nur ein Kunde im Laden: Ich. Sonst niemand, ich war lange dort, bestimmt eine halbe Stunde. Mitten drin in hunderten Sorten von Fein, weniger Fein-, Woll-, Kunststoff- und bestimmt noch viel mehr so ‘n Zeugs-Strumpfhosen. In ganz vielen Farben. Warum jetzt ausgerechnet Feinstrumpfhosen den Kaufhof vor dem Ruin retten soll, deshalb unbedingt aufgemacht werden musste, weiß der Kaufhofchef alleine und vielleicht Peter Tschentscher. Ich nicht. Ich war da nur auf Recherche. Ehrlich. 

Bis morgen.



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