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Ehrung für St. Pauli-Pastoren

In der Apostelkirche ist am Dienstagabend der Helmut Frenz Preis an Sieghard Wilm und Martin Paulekun überreicht worden. Die Pastoren der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Pauli hatten Anfang Juni vergangenen Jahres ihre Kirche als Nachtquartier für rund 80 Lampedusa-Flüchtlinge geöffnet und setzen sich seither tatkräftig für sie ein.

Von Anja von Bihl

Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung, vom Ida Ehre-Kulturverein ins Leben gerufen, wurde in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Unter der Schirmherrschaft von Bischöfin Kirsten Fehrs sollen alljährlich Menschen und Organisationen geehrt werden, die durch besonderen Mut ein Beispiel setzen. Der Preis erinnert an den evangelischen Theologen und Menschenrechtler Helmut Frenz (1933-2011).

Kämpferischer Seelsorger und engagierter Menschenrechtler

Helmut-Frenz-Plakette im Kirchenaufgang. Foto: Anja von Bihl
Helmut-Frenz-Plakette im Kirchenaufgang. Foto: Anja von Bihl

Der 1933 geborene Helmut Frenz ging 1965 als Seelsorger nach Chile und wurde dort 1970 evangelischer Bischof. Er erlebte den Militärputsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Allende und die blutige Machtübernahme des Diktators Pinochet mit. Frenz setzte sich unermüdlich für die Opfer und Verfolgten der Militärjunta ein.

Bischöfin Kirsten Fehrs. Foto: Anja von Bihl
Bischöfin Kirsten Fehrs. Foto: Anja von Bihl

Von 1975 bis 1986 leitete er als erster Generalsekretär die deutsche Sektion von Amnesty International. Es folgten Jahre als Gemeindepastor in Norderstedt, als Flüchtlingsbeauftragter der Nordelbischen Kirche sowie der schleswig-holsteinischen Landesregierung.

2005 übernahm er in Santiago de Chile eine Professur für Menschenrechte und wurde 2007 Ehrenbürger des Landes. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Frenz in Eimsbüttel. Er starb am 13. September 2011.

„Unmittelbar gelebte Nächstenliebe“

Die Schirmherrin Bischöfin Kirsten Fehrs stellte den Preis vor und erinnerte an das Motto von Frenz: „… und ich weiche nicht zurück“. Sie sprach den beiden Pastoren ihre Hochachtung für ihren Mut und ihre überaus menschliche Art aus. Was in den letzen Monaten in der St. Pauli-Kirche geschah, habe alle verändert: die Schulklasse 10a von nebenan, die Nachbarn und alle anderen freiwilligen Helfer. Das große Engagement habe auf den Stadtteil und die Landeskirche und  die ganze Stadt ausgestrahlt. Die Menschenrechte brauchten Protest.

„Kirche, wie sie sein soll“

Gruppenbild mit Bischöfin. Foto: Anja von Bihl
Gruppenbild mit Bischöfin. Foto: Anja von Bihl

Die Laudatio hielt Pastorin Fanny Dethloff, die Flüchtlingsbeauftragte der evangelischen Nordkirche und Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Asyl in der Kirche“. Sie sagte, es sei neu, dass sich in Hamburg erstmals Flüchtlinge organisiert und damit eine Solidarisierung erzwungen hätten. „Ein großes Bündnis hat sich auf die Seite der Vertriebenen gestellt.“ Hier habe sich die Kirche aktiv in den Menschenrechtsschutz eingemischt, dies sei wegweisend für die Zukunft.

„Wunder vom Kiez“

Sieghard Wilm und Martin Paulekun. Foto: Anja von Bihl
Sieghard Wilm und Martin Paulekun. Foto: Anja von Bihl

Ihre Dankesrede hielten die beiden Preisträger abwechselnd. Pastor Martin Paulekun erinnerte an seine Begegnungen mit Frenz und dessen Ansicht, die Bibel sei letzten Endes ein Buch von und für Flüchtlinge. Pastor Sieghard Wilm blickte zurück auf das gewaltige Chaos, das im letzten Sommer entstand: Nicht nur hatten die 80 Flüchtlinge aus Lampedusa Zuflucht in der Kirche gefunden, sondern es gingen auch all die engagierten Bürger und Helfer aus der Nachbarschaft, aus Clubs und Vereinen, Restaurants und Betrieben ein und aus.  Aber letztlich sei ja aus dem Chaos die Welt entstanden.

Wilm verwies auf das große Medieninteresse aus aller Welt und auf politische Konsequenzen, die folgen müssten. Die Bürger hätten ein Zeichen gesetzt – nun seien der Hamburger Senat, die deutsche Innenministerkonferenz und die europäische Flüchtlingspolitik gefordert.

Mut machen

Gospelchor "Chrossroads", Ltg. Constanze Kowalski. Foto: Anja von Bihl
Gospelchor „Chrossroads“. Foto: Anja von Bihl

Mit dem Preisgeld wollen Wilm und Paulekun andere ermutigen. Die 3.000 Euro geben sie weiter an die medizinische Versorgung von Menschen ohne Papiere des Vereins AK Asyl und an den Hoffnungsort Westend Wilhelmsburg, die ehemalige Stadtmission.

Der Abend wurde musikalisch begleitet vom Kammerorchester Eimsbüttel unter der Leitung von Hildegard Seiler-Liebnau, der Gruppe „Unvorhörsehbar“ und dem Gospelchor „Crossroads“, Leitung Constanze Kowalski, am Klavier Peter Scharonow.

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