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Stéphane Lefleur zeigt seinen dritten Film beim Filmfest Hamburg. Foto: Patricia Batlle

Ein Regisseur zwischen Traum und Wirklichkeit

Mit seinem dritten Spielfilm „You’re Sleeping Nicole“ ist dem Franko-Kanadier Stéphane Lafleur ein kleines Indie-Juwel in Schwarz-Weiß gelungen. Bei den Festivals in Cannes und Toronto hat es begeisterte Kritiken erhalten. Lafleur gilt als nächster Kanadier, der den Sprung nach Hollywood schaffen könnte. Der Regisseur, Cutter und Musiker hat beim Hamburger Filmfest im Kino Abaton über seine Komödie gesprochen.

Von Gast

Eimsbütteler Nachrichten: Auf dem 22. Filmfest Hamburg sind außergewöhnlich viele Filme aus Quebec, Ihrer kanadischen Heimat vertreten. Wie fühlt es sich an, hier so viele Kollegen in Hamburg zu treffen?

Stéphane Lafleur: Ich glaube, ich bin schon zum vierten oder fünften Mal in Hamburg. Letztes Mal war es 2008 für meinen ersten Langspielfilm „Continental, a Film Without Guns“. Es ist interessant, denn ich reise viel mit meinen Filmen und ich gewöhne mich langsam daran, Regisseure aus Quebec bei Festivals zu treffen. Es ist eine gute Zeit für den franko-kanadischen Film. Das liegt auch am Erfolg von Denis Côté („Bestiaire“), der auch schon öfter hier war, und natürlich an Xavier Dolan.

Eimsbütteler Nachrichten: Und wie finden Sie Hamburg?

Stéphane Lafleur: Ich war das erste Mal vor etwa zwölf Jahren hier. Und von Anfang an habe ich mich hier wohl gefühlt. Es ist von der Stimmung her ähnlich wie in Montréal. Die Leute sind entspannt, der Rhythmus der Stadt, die Größe, all das ist ähnlich. Bei der Berlinale ist das Wetter im Februar doch kälter als hier zum Filmfest im Herbst.

Eimsbütteler Nachrichten: Sie bringen ihren dritten Spielfilm „You’re Sleeping Nicole“ („Tu dors Nicole“) zum Filmfest, eine in Schwarz-Weiß gedrehte Geschichte von der 22-jährigen Nicole, die einen heißen Sommer mit ihrer Freundin Veronique und der Band ihres Bruders zu Hause verbringt und irgendwo zwischen Jugend und Erwachsenendasein steckt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Stéphane Lafleur: Die Idee kam mit dem Titel, der mir gut gefallen hat. Nicole ist bei uns in Quebec ein alter Name. Ich fand es spannend, ihn einer jungen Frau zu geben. Ich habe viele Coming-of-Age-Filme gesehen, danach springt man filmisch oft in die Dreißiger. Aber dazwischen gibt es eine Leerstelle im Leben. Die wollte ich erforschen. Und einen schlaflosen, heißen Sommer in einer nostalgischen Art zeigen.

Eimsbütteler Nachrichten: Stichwort Nostalgie – man sieht in Ihrem Film kaum Handys oder sonstige Technologie, die auf das Jahr 2014 hinweisen. Warum? Das fühlt sich ein wenig an wie die Achtzigerjahre.

Stéphane Lafleur: Ich bin Jahrgang 1976 und die Achtziger waren genau meine Zeit. Der Film ist deutlich von der ersten Hälfte meines Lebens geprägt. Ich wollte diese neue Technologie vermeiden, weil das kein Porträt von zwei Mädchen im Jahr 2014 sein soll. Mich interessiert die Freundschaft der Mädchen und ihre Beziehung zu den Jungs in der Band. Deren Emotionen.

Eimsbütteler Nachrichten: Im Film spielt auch ein zehnjähriger Junge mit, der schon den Stimmbruch durchgemacht und eine tiefe Männerstimme hat. Er versucht, mit Nicole zu flirten. Das hat bei der Premiere im Publikum für viele Lacher gesorgt.

Stéphane Lafleur: Ich liebe es, kleine Fantasy-Elemente in meinen Filmen zu haben. In meinem vorherigen Film kam eine der Figuren aus der Zukunft. Allerdings nur sechs Monate. Er konnte also praktisch nur das Wetter vorhersagen. Ich will damit dem Hollywoodkino zuzwinkern, das mit seinen großen Spezialeffekten auffährt. Ich versuche dasselbe mit handgemachten moderaten Mitteln. Es gibt viele Arten von Tricks. Der ganze Film handelt vom Ort zwischen Traum und Wirklichkeit.

Eimsbütteler Nachrichten: Wie groß ist der Unterschied zwischen englisch- und franko-kanadischem Kino?

Stéphane Lafleur: Riesig. Wir sind zwei Einzelkämpfer. So erscheint mein Film nur in Quebec, nicht in ganz Kanada. Das Territorium ist so groß. Es sind unterschiedliche Märkte für ganz unterschiedliches Publikum. Ich kenne auch kaum Kanadier aus dem englischsprachigen Teil, gerade einmal David Cronenberg, Atom Egoyan und Sarah Polley.

Eimsbütteler Nachrichten: Sie sind Musiker und haben zuvor hauptberuflich als Cutter gearbeitet. Wollen Sie weiterhin Filme drehen oder wieder schneiden?

Stéphane Lafleur: Dieses Jahr war beruflich mein aufregendstes. Ich habe das Glück gehabt, drei Filme in acht Jahren zu drehen, das ist ziemlich gut. Das Schneiden ruht gerade, als Musiker komponiere ich sowieso in jeder freien Sekunde. Aber ich suche gerade nach einer neuen Idee für einen Film.

Eimsbütteler Nachrichten: „You’re Sleeping Nicole“ ist mit dem Indie-Hit „Frances Ha“ von Noah Baumbach verglichen worden, aber auch mit Werken von Aki Kaurismäki. Was halten Sie davon?

Stéphane Lafleur: Ich kannte kaum Filme von Kaurismäki. Aber nach all diesen Vergleichen habe ich mir sein komplettes Werk angesehen und es hat mir gut gefallen. Ich liebe auch Woody Allen und Jonathan Glazer, der gerade den fantastischen Film „Unter The Skin“ gemacht hat, mein Lieblingsfilm dieses Jahr.

Nächste Vorführung: Freitag 3. Oktober ab 19 Uhr im 3001 Kino in Anwesenheit des Regisseurs Stéphane Lafleur. Der Film kommt im Frühling 2015 in Frankreich ins Kino. Einen deutschen Verleih hat der Film noch nicht.

Interview: Patricia Batlle

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