Frühling zum Jahreswechsel?
Was blüht denn da? Unser Gastautor Gerhard Höfer staunte nicht schlecht, als er im Park am Weiher schon eine Forsythie blühen sah. Die läutet eigentlich jedes Jahr den Frühling ein.
Von GastIm Eimsbütteler Park am Weiher bot sich zum Jahreswechsel ein ungewöhnliches Schauspiel: Bei sonnigem Wetter öffnete am Silvestertag ein Forsythienstrauch seine ersten Blüten. Nach wenigen Tagen ist sogar ein ganzer Zweig mit gelbem Flor geziert.
Der deutsche Wetterdienst misst diesem Ereignis eine große Bedeutung zu, denn die Forsythienblüte signalisiert normalerweise frostfreie Perioden in der Folgezeit. Diese sind u. a. für die Landwirtschaft und das Baugewerbe von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Frost kann man trotzdem nicht ausschließen
„Der Wintereinbruch kann immer noch kommen. Für die jetzt bereits treibenden Pflanzen wird das dann nicht gut ausgehen“, sagt Uwe Kirsch vom Deutschen Wetterdienst in Frankfurt.
Dieses Ereignis durchbricht alle Gesetzmäßigkeiten, die der akribisch geführte Forsythienkalender seit 1945 für Hamburg zu melden hat. Viele kennen das: Ihre Frühlingsgefühle werden alljährlich von der Meldung des Hamburger „Forsythien-Kiekers“ begleitet. Seit 1984 hat Jens Iska-Holtz dieses Ehrenamt übernommen. Er meldet den Blütenbeginn der Forsythie in Hamburg für ein wissenschaftlich ausgewertetes Kalendarium. Den Hamburgern wird damit jedes Jahr der Übergang vom Vorfrühling zum Erstfrühling verkündet, wenn die asiatischen Sträucher an der „Hamburger Lombardsbrücke“ ihre gelben Trichterblüten öffnen.
Die kontinuierliche Beobachtung dieses pflanzlichen Frühlingskünders offenbart einen Zusammenhang mit den Entwicklungen im Hamburger Kleinklima. Der früheste Beginn der Forsythienblüte 2002 wurde schon am 15. Februar registriert, 1970 nach einem kalten Winter erst am 25. April und auch 2013 nach einer späten Frostperiode erst am 12. April. Möglicherweise müssen wir noch ein paar Monate auf den Ausbruch unserer diesjährigen Frühlingsgefühle warten.
Forsythie als Zeigerpflanze noch geeignet
Im Kontext klimatischer Entwicklungen und deren Beobachtung ist diesem Ereignis doch eine besondere Aufmerksamkeit geschuldet: Es lässt Zweifel an der Verlässlichkeit einer Zeigerpflanze zu, die dem Deutschen Wetterdienst bisher für Aussagen in der klimatischen Forschung dient. Zumindest können wir zum Jahresanfang 2014 melden, dass ein Forsythienstrauch am Eimsbütteler Weiher seinen Frühlingsgefühlen schon am Neujahrstag freien Lauf ließ.
Wer selbst nachschauen möchte: Der blühende Strauch steht am oberen Ende des Parks (Eingang Ottersbekallee) zwischen den Baumsenioren (Silberahorn/Acer saccharinum und Säuleneiche/Quercus robur ‚Fastigiata’) im Unterholz zum Plantschbecken.
Eine erweiterte Schilderung dieses asiatischen Blütenstrauchs finden Sie im chinesischen Lexikon des Autors und selbstverständlich freuen wir uns auch, wenn Sie der Redaktion eigene Beobachtungen zu Eimsbütteler Forsythiensträuchern mitteilen (info@eimsbuetteler-nachrichten.de).
Von Gastautor Gerhard Höfer