
Einsturzgefahr: Bewohner müssen Zuhause verlassen
Wegen Einsturzgefahr musste das Haus am Langenfelder Damm 6 binnen kürzester Zeit geräumt werden. Die Mieter sind schockiert.
Von Christiane TauerDie Bewohner des Hauses Langenfelder Damm 6 fühlen sich wie in einem schlechten Film. Am späten Freitagnachmittag erhielten sie die Nachricht: Ihr Zuhause ist akut einsturzgefährdet.
30 Minuten blieben ihnen, um das Nötigste zu packen. Dann sollten sie so schnell wie möglich ihre Wohnungen verlassen.
Einsturzgefahr für Gebäude im Langenfelder Damm
Fotoalben, Zeugnisse, die externe Festplatte oder den Computer – viele Bewohner wussten nicht, was sie in der Eile mitnehmen sollten.
Bewohnerin Tanja B. verließ das Haus mit einer Tasche voller Kleidung und ihrer Kulturtasche. Auch den Schmuck ihrer Mutter nahm sie mit: „Ich dachte: Wer weiß, ob ich hier jemals wieder reinkomme.“
Seit 16 Jahren lebt sie im Langenfelder Damm. Als sie am Donnerstag sah, wie Leute im Hinterhof das Haus anschauten, vermutete sie Probleme mit dem verstopften Siel. Dass stattdessen die ganze Existenz ihres Zuhauses in Gefahr war, ahnte sie nicht.
„Gefahr für Leib und Leben“
„Standsicherheit des Gebäudes gefährdet! Vorsorgliche Räumungsempfehlung!“, steht auf einem Zettel an der Haustür. Die Hausverwaltung hat ihn aufgehängt. Das Gutachten eines Statikers ergänzt, dass Gefahr für Leib und Leben bestehe.
Die Bewohner aufgefordert, das Haus zu verlassen, haben allerdings zwei Vertreter des Bezirksamts Eimsbüttel. „Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, wird das Haus geräumt“, teilt Cornelia Rosenberg von der Pressestelle des Bezirksamts gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten mit. Dies sollte eigentlich der Verwalter oder Besitzer in die Wege leiten. Tue er dies nicht, werde es selbstverständlich angeordnet.
„Die Bauaufsicht erhielt in diesem Fall um 14:58 Uhr am Freitag die Gefahrenmeldung, dass die Standsicherheit des Gebäudes Langenfelder Damm 6 nicht mehr gegeben ist und Gefahr für Leib und Leben besteht. Daraufhin sind zwei Mitarbeiter vor Ort gewesen“, erklärt sie.
Einsturzgefährdet wegen defekter Stahlträger
Ursache der Einsturzgefahr soll ein Schaden an der Kellerdecke des rund 120 Jahre alten Gebäudes sein. Teile der Stahlträger seien größtenteils freiliegend und stark korrodiert, in manchen Bereichen nicht mehr vorhanden, schreibt das Ingenieurbüro in dem Aushang.
Als Notmaßnahme solle „sehr kurzfristig“ unter jeden Stahlträger eine sogenannten Drehsteife aufgestellt werden, heißt es weiter. Dabei handelt es sich um Stützen aus Stahl. So reduziere man das Risiko, stelle aber keinen ordnungsgemäßen Zustand her, erklärt der Statiker.

Für die 13 Mietparteien und die zwei Ladengeschäfte im Erdgeschoss ist vollkommen ungewiss, wann sie wieder ins Haus können. Ein Sicherheitsdienst sorgt dafür, dass sich niemand Zutritt zum Haus verschafft.
Ein Teil der Mieter ist bei Freunden oder Verwandten untergekommen, ein anderer Teil im Hotel. 80 Euro pro Tag bekommen die Mieter vom Eigentümer für die Hotelunterbringung erstattet. Beim Eigentümer handelt es sich um eine Erbengemeinschaft, die das Haus erst kürzlich übernommen hat.
Mieter in Hotels untergekommen
Bewohner Matthias B. hat wie seine Nachbarn Tanja B. und Julius Z. im nahegelegenen Motel One ein Zimmer ergattert. Sie könnten sich glücklich schätzen, dass am Wochenende kein Hafengeburtstag oder eine andere Großveranstaltung in Hamburg gewesen sei, sagt er. Dann hätten sie vermutlich vergeblich nach einer spontanen Bleibe gesucht.
Die Kosten für das Hotel müssen sie vorstrecken. Zusätzlich laufen die Mietzahlungen aktuell weiter. Die Belastung dürfte für manche im Haus nicht unerheblich sein, vermuten die drei.
Auch Fahrradladen betroffen
Nicht zuletzt deshalb eint alle der Wunsch, so schnell wie möglich in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren. Über Video-Meetings halten sie miteinander Kontakt. Auch tauschen sie sich aus, welche Rechte sie als Mieter haben.
Gunnar Stöppler, Geschäftsführer des Fahrradladens Radwerk, ist bei diesen Treffen nicht dabei. Er ist wie das Bestattungsunternehmen Münzel auf der linken Hausseite Gewerbemieter und auf andere Weise von der Räumung betroffen. Sein Geschäft befindet sich genau über der schadhaften Kellerdecke – und darf seit Freitagabend nicht mehr betreten werden.
Werkstatt nicht mehr nutzbar
„Wir haben das Glück, auf der anderen Straßenseite einen zweiten Laden zu haben“, sagt er. Doch in der Hausnummer 6 befindet sich die Werkstatt, und wenn die fehle, mache sich das bei der Bearbeitung der Reparaturen bemerkbar. Er hofft, dass es nicht zu größeren Verzögerungen für seine Kundschaft komme.
Welche Maßnahmen der Eigentümer jetzt ergreifen will und wie er sich durch seinen Rechtsanwalt zur Situation der Bewohner äußert.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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