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Die zwei Hebammen in ihrer Praxis. Foto: Caro Ernestus
Hebammen

„Der Bedarf an Hebammen ist deutlich höher“

Obwohl 2016 das Hebammenwesen zum deutschen Unesco-Kulturerbe gekürt wurde, ist der Beruf in einer Krise. Immer weniger Frauen wollen als Hebamme arbeiten. Die Eimsbütteler Nachrichten haben mit den Gründerinnen einer neuen Hebammenpraxis in Eimsbüttel über die Herausforderungen ihres Berufes gesprochen.

Von Eimsbütteler Nachrichten

Eine neue Hebammenpraxis hat in Eimsbüttel ihre Türen geöffnet. Sonja Heilmann und Marei Heimburger kennen sich schon seit ihrer Examenszeit und haben festgestellt, dass sie sich gut ergänzen. Ihre Berufserfahrung als Hebammen in Kliniken in der Geburtshilfe haben sie zu dem Entschluss gebracht, sich auf eigene Füsse zu stellen.

Ihre Gemeinschaftspraxis hat sich auf die Vor- und Nachsorge spezialisiert. Da beide mit ihren Familien auch in Eimsbüttel wohnen, sind die Wege zu den Müttern kurz. In den Kursen der Hebammenpraxis erlernen die Teilnehmer alles zu den Themen Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach, dem Wochenbett. Die Kurse werden als Intensivkurs mit Partner, den Wochenendkursen oder auch als fortlaufender Kursen über mehrere Wochen hinweg angeboten.

Schwierigkeiten in der Branche

Doch immer mehr Hebammen in Deutschland entschliessen sich, die Geburtshilfe aus Kostengründen aufzugeben. Der häufigste Grund für diese Entscheidung ist die extrem teure Berufshaftpflichtversicherung. Freiberufliche Hebammen müssen sie zwingend abschließen und hohe Prämien bezahlen, wenn sie auch Geburtshilfe anbieten möchten.

Vor 10 Jahren lagen die Prämien bei ca. 500 Euro im Jahr. Nach der letzten Erhöhung im Juli 2017 kommen Kosten von bis zu 7.639 € auf jede Hebamme zu. Der Grund hierfür liegt wiederum in den stark gestiegenen Kosten für einzelne Schadensfälle, die medizinische, pflegerische und soziale Versorgung und lebenslange Einkommenssicherung der Geschädigten.

Wie Studenten ehrenamtliches Engagement lernen

Die Dozentin Cornelia Springer ist Leiterin der Projekte „Refugees welcome – aber wie?“ und "Hamburg für alle - aber wie?" an der Universität Hamburg. Sie hat ein Programm für Studierende geschaffen, das sie auf ehrenamtliches Engagement vorbereitet und darin unterstützt. Ein Porträt.

Werdende Eltern, die sich für eine sogenannte Beleghebamme entscheiden wollen, haben Probleme fündig zu werden. Beleghebammen, die Schwangere in allen Stadien der Schwangerschaft betreuen, sind auch freiberuflich und bezahlen die selben hohen Versicherungsprämien. Die schwindende Anzahl der Beleghebammen führt auch in den Kliniken zu einem Engpass der Versorgungssituation, die Kreissäle sind überfüllt und immer häufiger kommt es zu Schliessungen von Geburtsstationen.

Das sich der Berufsstand der Hebamme in einer schwierigen Situation befindet, liegt auch an dem Missverhältnis zwischen hoher Verantwortung, körperlich und emotionaler Belastung und einer unzureichenden Vergütung. Lange Arbeitstage und Wochenendbereitschaften verschärfen zusätzlich die Situation.

Zu wenige Hebammen in Eimsbüttel

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) berichtet, dass sich deutschlandweit allein im Juni 150 Hebammen aus der Geburtshilfe zurückgezogen haben. Auch der seit Jahren schwelende Streit um die Vergütung von Hebammen gefährdet einen kompletten Berufsstand. Diese Situation führt dazu, dass es für schwangere Frauen immer schwieriger wird eine Hebamme zu finden.

Marei Heimburger berichtet: „Wir müssen leider täglich Frauen ablehnen, weil der Bedarf in Eimsbüttel an Hebammen deutlich höher ist, als unsere Kapazitäten.“ Beide Frauen geben den schwangeren Frauen den Rat sich möglichst im frühen Stadium der Schwangerschaft um eine Hebamme und einen Klinikplatz zu bemühen.

Verhaltenskodex zur Religionsausübung an der Universität Hamburg

Die Uni Hamburg hat einen Verhaltenskodex veröffentlicht, der das respektvolle und friedliche Miteinander bei der Ausübung verschiedener Glaubensüberzeugungen festlegen und regeln soll.

„Uns beiden ist es sehr wichtig, sich ausführlich Zeit zu nehmen für alle Fragen, Sorgen und möglichen Ängst der Frauen“ ergänzt Sonja Heilmann. Eine vertrauensvolle Beziehung zu der gebärenden Frau stehe für sie an erster Stelle, damit eine maximale Unterstützung möglich ist. Sie sehen ihre Gemeinschaftspraxis dabei auch in einem partnerschaftlichen Verhältniss zu den gynäkologischen Praxen.

Hebammenwesen ist immaterielles Kulturgut

Seit diesem Jahr erkennt die deutsche Unesco-Kommission das Hebammenwesen als kulturelles Erbe an, das  geschützt werden müsse. Susanne Steppat, Präsidiumsmitglied des Deutschen Hebammenverbandes und eine der Antragstellerinnen findet die Entscheidung richtig. „Ich freue mich sehr darüber. Denn in Zeiten, die für den Berufsstand oft turbulent sind, ist dies für die Kolleginnen ein wichtiges Signal,“, erklärt Steppat.

Der Beruf der Hebamme ist einer der ältesten der Menschheit. Die historische wie auch die aktuelle gesellschaftliche Relevanz von Hebammen sei daher schätzenswert, so Steppat. Die Deutsche UNESCO-Kommission begründet die Aufnahme des Hebammenwesens in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes mit dem über einen langen Zeitraum erworbenem Wissen im Umgang mit der Natur und dem Leben.

Leidenschaft im Job

Einer der Vorteile ihrer Gemeinschaftspraxis liegt in der Tatsache, dass sie sich bei der Wochenendbereitschaft abwechseln können. Das erfreut auch die Partner und eigenen Kinder der beiden Frauen. Auch Rückbildungskurse mit und ohne Baby nach der Schwangerschaft, Babymassagekurse, sowie Akupunktur und Schwangerenyoga zur Geburtsvorbereitung werden angeboten.

Sonja Heilmann schildert ihre Motivation für die Gründung der Gemeinschaftspraxis und berichtet von Ihren schwierigen Erfahrungen im Klinikbetrieb: „Aufgrund des Mangels an Hebammen kam es immer öfter zu medizinischen Eingriffen und unschönen Geburtserlebnissen, was neben der schlechten Bezahlung und dem hohen Arbeitspensum von uns Klinikhebammen, auch zu einem massiven Unzufriedenheitsgefühle geführt hat. Wir konnten uns häufig nicht angemessen um die einzelnen Frauen kümmern und ihren Bedürnissen nicht immer ausreichen gerecht werden.“

Text: Anke Wistinghausen

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