
Streit um Banner im Kaifu-Bad: Bundeswehr wirbt für „Karrieresprung“
Eine Werbeaktion der Bundeswehr im Kaifu-Bad sorgt für Aufsehen. Kritiker sprechen von einer fortschreitenden Militarisierung. Die Betreiber sehen das anders. Über die Hintergründe.
Von Michael BurkhardtEin Banner der Bundeswehr im Kaifu-Bad sorgt für Aufregung. Das Werbebanner am Zehn-Meter-Turm des Freibads wirbt für einen „Karrieresprung“ bei der Marine. Das sei in dem bei Kindern und Jugendlichen beliebten Freibad fehl am Platz, meinen Kritiker.
Ein Mitarbeiter des Kaifu-Bads sagte den Eimsbütteler Nachrichten, das Werbebanner habe Redebedarf unter den Gästen ausgelöst. Viele sähen die Werbung kritisch, da es ihrer Ansicht nach den Kriegsdienst normalisiere.
Werbung für Bundeswehr: Diskussionen im Netz
Auch in den sozialen Medien hat das Thema Diskussionen ausgelöst. Auf dem Nachbarschaftsportal nebenan.de fragt der ehemalige Bezirksabgeordnete Peter Gutzeit: „Was eigentlich nur in ‚totalitären‘ Staaten üblich ist, den Kriegsdienst bei Kindern und Jugendlichen zu bewerben, soll im Kaifu-Schwimmbad Eimsbüttel jetzt ganz normal sein?“
Eine Nutzerin widerspricht dem: Es werde „nicht für Krieg geworben, sondern für den Beruf Soldat:in.“ Und weiter: „Angesichts der weltpolitischen Lage und der nicht ganz irrealen Bedrohung aus Richtung Osten, bin ich im Moment ganz dankbar, dass es Menschen gibt, die sich dafür entscheiden, der Bundeswehr beizutreten.“
„Bäderland“ weist Kritik zurück
Auf Anfrage teilte der Betreiber Bäderland mit, die Kritik an dem Plakat sei bekannt, komme aber nur von einem geringen Anteil der Badegäste. Es habe aber auch positive Resonanz gegeben, so der Pressesprecher.
Die inhaltliche Kritik an dem Plakat wies der Sprecher zurück: Die Werbung sei weder „martialisch, heroisch noch in irgendeiner Weise tendenziös, verlockend oder kriegstreiberisch“. Zudem sehe Bäderland den „übergeordneten gesellschaftlichen Zweck von Arbeitsplatzverfügbarkeit und den Dienst für Demokratie, Frieden und Freiheit“, der der Bundeswehr zugedacht sei. Ihre Tätigkeiten seien darüber hinaus demokratisch legitimiert.
Kampagne gegen Nachwuchsprobleme
Dass die Bundeswehr in einem Bäderland-Bad werbe, sei neu, so der Pressesprecher. Es habe aber bereits andere Werbung an gleicher Stelle gegeben.
Trotz der Kritik sei es nicht geplant, das Plakat früher abzunehmen. Vertraglich festgelegt sei ein Werbezeitraum bis zum 8. August. Ähnliche Werbeaktionen liefen derzeit bundesweit auch in anderen Freibädern.
Kritiker aus der Friedensbewegung rund um Peter Gutzeit wollen den Druck auf die Betreiber erhöhen. Sie rufen für kommenden Mittwoch zu einer Kundgebung vor dem Kaifu-Bad auf.
Die Bundeswehr wendet sich mit ihren Kampagnen in letzter Zeit verstärkt an ein junges Publikum. Im Rahmen einer „Trendwende Personal“ versucht sie, mit Social-Media-Kampagnen den internen Nachwuchsmangel zu lindern.
Update vom 26.07.2024, 16:53 Uhr: Das Banner ist nun auch Thema in der Hamburgischen Bürgerschaft. In einer Kleinen Anfrage fordern die fraktionslosen Abgeordneten Martin Dolzer, Metin Kaya und Mehmet Yildiz den Senat zu einer Stellungnahme bezüglich des Bundeswehr-Banners auf. Unter anderem wollen sie wissen, ob der Senat künftig Werbung der Bundeswehr in öffentlichen Schwimmbädern unterbinden wird.
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