Anzeige
Aktualisiere Standort ...
Standort konnte nicht ermittelt werden. Aktiviere deine Standortfreigabe.
Standort wurde erfolgreich ermittelt.
Der Verfassungschutz warnt vor Verbindungen der Nachhilfeschule zur Reichsbürger-Szene. Foto: Johanna Hänsel
Im obersten Stockwerk des grauen Hauses in der Fettstraße befindet sich Martina Dycks Nachhilfeschule. Foto: Johanna Hänsel
Verfassungsschutz

Nachhilfeschule im Visier des Verfassungsschutzes

Laut Verfassungschutz bestehen bei der Nachhilfeschule Dyck in Eimsbüttel mögliche Bezüge zu Inhalten der „Reichsbürger“-Szene. Die Nachhilfeschule werbe für die Webseite eines Reichsbürgers und unterrichte fragwürdige Inhalte. Die Leiterin der Nachhilfeschule widerspricht den Vorwürfen und kündigt eine Strafanzeige gegen den Verfassungsschutz an.

Von Johanna Hänsel

Der Verfassungsschutz hat am Wochenende vor möglichen Verbindungen der Nachhilfeschule Dyck in der Fettstraße in Eimsbüttel zu Inhalten und Vorstellungen der „Reichsbürger“-Szene gewarnt.

Die selbsternannte „Schule für Begabte und Schlaue“ wirbt auf ihrer Webseite zusätzlich zu Nachhilfeunterricht in verschiedenen Fächern für Angebote und geplante Fortbildungen zu Themen wie wahre Geschichte, politische Aufklärung („Befreiung vom Faschismus, Ende der Täuschung“), natürlichem Klimawandel, germanischer Mythologie und elektromagnetischer Strahlung als Waffe. Dabei tauchen Begriffe auf, die laut Verfassungsschutz der „Reichsbürger“-Szene zuzuordnen sind, wie „CO2-Lüge“, „Chemtrails“ und „Zwangsimpfung“.

Außerdem werden im Stil eines News-Tickers unter der Rubrik „Neues“ Kundgebungen, Aufrufe und Links der Internetseite staatenlos.info präsentiert. Die Aufrufe machen Stimmung gegen die USA und für Russland, fordern zum Rundfunkboykott und der Befreiung der „Deutschland GmbH“ auf und werben für Versammlungen. Der Inhaber und Betreiber der Domaine staatenlos.info ist dem Verfassungsschutz zufolge der „Reichsbürger“ und ehemalige NPD-Kader Rüdiger Hoffmann. Auf seiner Homepage verbreitet er Verschwörungstheorien zur Nicht-Existenz der Bundesrepublik Deutschland und zum Fortbestehen des „Dritten Reiches“.

Werbeplakat und Geschichte der Nachhilfeschule:

Verfassungsschutz beobachtet die Nachhilfeschule Dyck

Die Nachhilfeschule befand sich vorher in der Osterstraße. Foto: Mine Cimen
Der Verfassungschutz warnt vor Verbindungen der Nachhilfeschule zur Reichsbürger-Szene. Foto: Johanna Hänsel
Ein Screenshot der Webseite der Nachhilfeschule zeigt die zur Diskussion stehenden Inhalte. Screenshot: Eimsbütteler Nachrichten
Der ETV wurde beschuldigt, eine mehrjährige Kooperation mit der Nachhilfeschule zu haben. Jedoch hat nur einer der Honorar-Boxtrainer kurze Zeit bei der Schule gearbeitet und das ist lange her. Foto: ETV

„Reichsbürger“ existieren auch in Hamburg

Seit dem letzten Jahr treten auch in Hamburg vermehrt Anhänger der „Reichsbürger“-Szene auf. Etwa 50 Personen stehen in Hamburg beim Verfassungschutz unter Beobachtung. Laut der Behörde finden regelmäßig Stammtische statt. Viele „Reichsbürger“ sind auf Internetseiten und in den sozialen Netztwerken aktiv. Sie verleugnen die Existenz der BRD und berufen sich dabei auf das „Deutsche Reich“ in den Grenzen von 1937. Als selbsternannte „Reichsregierungen“ handeln die Anhänger mit eigenen Pässen, Nummernschildern und weiteren Dokumenten. Sie behaupten, dass deutsche Gerichte und Verwaltungen keine gültige Handlungsgrundlage hätten und treten für die Wiederherstellung des „Deutschen Reiches“ ein.  Anhand von vermehrten antisemitischen und ausländerfeindlichen Äußerungen sind außerdem Überschneidungen mit rechtsextremistischem Gedankengut erkennbar. Dies sei mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung unvereinbar, betont der Verfassungsschutz.

Leiterin der Schule streitet Vorwürfe ab

Martina Dyck, Leiterin der Nachhilfeschule in Eimsbüttel, bezeichnet die Vorwürfe vor der dpa als „Super-Blödsinn“. Unter den Meldungen im Zusammenhang mit der „Reichsbürger“-Szene ist auf der Homepage der Nachhilfeschule zu lesen: „Für dieses Statement zur aktuellen Lage zeichnet sich die Leiterin der Nachhilfeschule Dyck, Frau Dr. Martina Dyck, verantwortlich.“ Hinzu komme, dass sich viele Lehrkräfte der Meinung anschlössen. Natürlich könne man anderer Meinung sein, denn: „[…] in meiner Schule herrscht Meinungsfreiheit und Demokratie!“

Auf Nachfrage der Eimsbütteler Nachrichten erzählt Dyck, dass sie sich von der „Schmutzkampagne“ gegen ihre Schule belästigt fühle. Die Berichte der Medien seien „Lügenpresse“ und nicht der Wahrheit entsprechend. Als Reaktion darauf hätte sie eine umfangreiche Strafanzeige erstattet, denn die Berichte würden ihrer Schule schaden. „Ich hatte eine sehr erfolgreich etablierte Nachhilfeschule damals in der Osterstraße gegründet, ich hoffe, es melden sich bald mal treue Schüler und Eltern öffentlich zu Wort, die das wissen“, äußert sich die Leiterin zu den Vorwürfen. Auch im letzten Jahr hätte sie sich schon belästigt gefühlt in ihrer Arbeit. Um ihre Schule zu retten, ist sie nach eigenen Angaben gerade in die Fettstraße umgezogen.

Kooperation des ETV mit Nachhilfeschule

Auch im Umfeld der Schule gab es Reaktionen auf die Informationen des Verfassungschutzes. Unter anderem geriet der Eimsbütteler Turnverein e.V. (ETV) ins Fadenkreuz der Diskussion. Die Facebook-Seite „Aluhut für Ken“ beschuldigte den ETV, mit der Box-Sparte eine Kooperation mit der Schule zu haben. Der Verein beschäftigt seit einiger Zeit den Honorar-Boxtrainer Helmut Jung. Dieser soll Nachhilfelehrer an Martina Dycks Nachhilfeschule gewesen sein. Der Verein hat darauf in sozialen Netzwerken und auf seiner Homepage Stellung bezogen: „Der Eimsbütteler Turnverband e. V. (ETV Hamburg) distanziert sich hiermit in jeglicher Form von dem Inhalt und den Ideen, die die Nachhilfeschule Dyck auf ihrer Homepage aufführt. Wir sind erschüttert über diese Inhalte und werden mit sofortiger Wirkung sämtliche Verbindungen abbrechen und, insofern möglich, löschen. Der ETV verfolgt keine politischen Ziele und lehnt Antisemitismus, Faschismus, Rassismus und sämtliche extremistische Ideen kategorisch ab.“

Die Pressesprecherin des ETV, Friederike van der Laan, teilte außerdem mit, dass es sich nur um eine Nachlässigkeit von Seiten der Webseitenpflege des ETV gehandelt habe. Man habe einfach vergessen, die Information zu der Verbindung des Boxtrainers zu der Nachhilfeschule zu löschen. Entlassen werde Helmut Jung auch nicht: “ Der Trainer hat vor etwa 2 1/2 Jahren nur kurze Zeit als Lehrer an der Schule gearbeitet. Von politischen Inhalten war damals noch keine Rede. Wir haben ihn eingehend überprüft. Eine exteme politische Haltung ist nicht erkennbar. Vor allem, da sich Jung seit längerer Zeit erfolgreich in der Flüchtlingsarbeit engagiert.“

Nachhilfeschulen sind keine geschütze Institution

Die Aufgabe des Verfassungsschutzes ist mit dem Informieren der Öffentlichkeit über die fragwürdigen Webseiteninhalte der Schule erledigt. Der Rest liegt in der Hand der Eltern, die ihre Kinder zur Nachhilfe schicken oder nicht. Denn in Deutschland kann laut dem Bundesverband für Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN) jeder eine solche Schule eröffnen. Er muss nur über eine Gewerbeschein oder Umsatzsteuerbescheid verfügen. Eine überprüfende Instanz gibt es nicht.

Eltern sind aber nicht unbedingt darauf angewiesen, über ihre Kinder oder Elterngespräche mögliche Probleme innerhalb der Schule mitzubekommen. Schon bei der Auswahl der Schule gibt es Kriterien, auf die Eltern achten können. Marion Steinbach, Sprecherin des VNN, erklärt: „Eltern können auf Zertifizierungen achten oder darauf, ob eine Schule bei uns Mitglied ist. Die Mitglieder müssen gewisse Qualitätsstandards erfüllen und sich von demokratiefeindlichen Inhalten distanzieren.“

Anzeige

Entdecken Sie LOKL Produkte

Sichern Sie sich Ihre Lieblingsprodukte direkt hier und unterstützen Sie lokale Anbieter.

Eimsbüttel+

Weiterlesen

Aufgrund einer Demonstration kommt es am Sonntag zu Straßensperrungen. Der Protestmarsch gegen Rechtsextremismus beginnt am Dammtor.

Die Polizei hat in einer Wohnung in Eidelstedt zahlreiche Waffen sichergestellt. Sie sollen einem Mann gehören, der rechtsradikale Nachrichten im Netz verbreitet hat.

Am Dienstagmorgen hat ein Mann in einem Linienbus mehrfach den Hitlergruß gezeigt und dabei rechte Parolen gerufen.

„Der Geheime Garten“ hat eine zweite Filiale eröffnet. Mit einer Neuerung: Ein Café ergänzt den Blumenladen.

-

Hallerplatz 10
20146 Hamburg

Eimsbüttel+

Stromtarif-Banner

Gratis für 1 Jahr

Lese ein Jahr gratis Eimsbüttel+ beim Wechsel zu Eimsbüttel Strom.*

*Nur für Neukunden Wechseln und Prämie sichern