Nachverdichtung: Wenn es eng wird
Wenn dort gebaut wird, wo nur noch wenig Platz ist, kommt es zu Konflikten. Das ist auch im Eimsbütteler Kerngebiet der Fall. Drei Beispiele zeigen, wie Anwohner über Nachverdichtung in ihrer Nachbarschaft denken, wie sie sich wehren und welche Befürchtungen sie haben. Neben Baustellenlärm, Wegfall von Grünflächen und Einschränkung der Lebensqualität geht es vor allem um eines: schlechte Kommunikation und mangelnde Transparenz.
Von Max GilbertElke Grote sitzt am runden Holztisch in ihrem Wohnzimmer. Bei ihr sind ihre Nachbarn Natalie Weiß, Bernhard Schreiber und Susanne Hertig, die in Wirklichkeit alle anders heißen. Hertigs Kinder sitzen auf dem Sofa, draußen zwitschern die Vögel und auf der Wiese vor dem Wohnhaus wechselt sich die Sonne mit dem Schatten der Bäume ab.
„Die Grünflächen sollen plattgemacht werden”, sagt Hertig. „Was hier passieren soll, ist eine extreme Zumutung.” Die anderen drei stimmen ihr zu. In ihrer Nachbarschaftsgemeinschaft sind die geplanten Baumaßnahmen gerade ein „heißes Thema”, wie Grote erklärt.
Sie alle sind Mieter bei der SAGA, wohnen in dem Gebiet zwischen Lappenbergsallee, Faberstraße und Sprengelweg. Dort soll nun auf den grünen Flurstücken nachverdichtet werden. „Der ganze Baumbestand ginge verloren”, so Hertig, und damit Lebensraum von zahlreichen Kleintieren und die Ruhezone der Anwohner. Ihre Tochter meldet sich zu Wort und erzählt, sie möchte die Wiese nicht verlieren, da sie dort gerne spiele.
Neben dem Wegfall der Grünflächen und den damit verbundenen Baumfällungen, sorgen sich die vier Anwohner um ihre Lebensqualität. Die Wohnungen seien ohnehin hellhörig, mit Rücksichtnahme und nachbarschaftlichen Absprachen arrangiere man sich. Neben jahrelangem Baustellenlärm, einer Verschlechterung der Luftqualität und dem Verlust der persönlichen Freifläche, sorgt sich Schreiber auch, dass Spannungen entstehen könnten: „Es ist eh schon so eng hier und wird immer voller. Irgendwann hält man das nicht mehr aus. Ich glaube nicht, dass ich mich hier noch wohlfühlen werde.”
Der Frust über das geplante Bauvorhaben ist bei Bernhard Schreiber groß. Er fürchtet, im Zuge der Bauarbeiten krank zu werden. Nachbarin Natalie Weiß kündigt an, ihre Sachen zu packen, sollte der geplante Wohnungsbau so umgesetzt werden. Hertig ist verzweifelt, sie will ihre Kinder nicht aus ihrem sozialen Umfeld reißen, möchte ihnen aber auch ermöglichen, im Grünen aufzuwachsen.
…
In unserem aktuellen Magazin # 12 geht die Geschichte weiter… Erhältlich ist das Magazin seit 26. Juli am Kiosk oder gleich hier online.