Die LINKE will soziale Belastung beweisen
Werden höhere Mieten in Zukunft kleinere Läden verdrängen und die Gentrifizierung verstärken? Das befürchtet die LINKE Eimsbüttel und untersucht die Auswirkungen des Osterstraßen-Umbaus. Ein Zwischenstand der Studie wurde nun vorgestellt.
Von Max GilbertAm Mittwochmorgen wurden ein Zwischenstand zu der von der LINKEN initiierten Langzeitstudie „Osterstraße revisited“ vorgestellt. Dafür gekommen waren die Fraktionsvorsitzende Zaklin Nastic, der stellv. Fraktionsvorsitzende Hartmut Obens, Sprecher Gerald Kemski, sowie Prof. Dr. Jochen Hanisch von der Leuphana Universität Lüneburg. Die Studie wird angeleitet von Prof. Hanisch und soll klären, wie sich der Umbau der Osterstraße auf den Stadtteil auswirkt.
In dem Kartierungsverfahren wird erhoben, wie sich die Gegend im gewerblichen und gastronomischen Erdgeschossbereich verändert. Mit dieser Methode werden in 71 unterschiedlichen Kategorien gut 240 Objekte an der Osterstraße und in der Umgebung untersucht. Ziel ist es einen detaillierten Überblick über den Gewerbewandel der Einkaufsstraße zu erhalten.
Ladenschließungen auf der Osterstraße
Diese „Thesen“ der Partei stehen im Mittelpunkt: Steigende Mieten im Wohnungs- und Gewerbebereich, Verdrängung von Traditionsläden durch große Ketten, Preisanstiege im Gastronomiebereich und die allgemeine Gentrifizierung des Viertels als Folge der Umbaumaßnahmen.
Durch einige Ladenschließungen fühlen sich die LINKEN-Politiker in ihrer Ansicht bestätigt. Seit dem Start der Studie und der ersten Erhebung im Oktober 2016 haben unter anderem die Läden Adda-Eis und Eschenbach Living geschlossen. Beide prägten jahrzehntelang das Bild der Osterstraße, das Eiscafé sogar seit 1924. Laut der anwesenden Politiker, die mit beiden Eigentümern gesprochen haben, schlossen beide Läden aufgrund von Mieterhöhungen.
Generell, so betont Hartmut Obens von der LINKEN, gebe es individuelle Ursachen für Schließungen, die immer unterschiedlich seien. Die Umsatzentwicklung der letzten Jahre oder auch mögliche Modernisierungen der jeweiligen Branche werden bei der Untersuchung jedoch nicht berücksichtigt.
Studie soll soziale Belastung beweisen
Die große Sorge, dass der individuelle Charakter der stadtteilprägenden Straße verloren geht und etwa durch austauschbare Filialgeschäfte ersetzt wird, beschäftigt die Verantwortlichen der Studie. Prof. Hanisch, selbst Mitglied im Landesverband Hamburg der Linken, sieht den Umbau als kalkulierte Maßnahme zur Wertsteigerung im Interesse von Investoren. Er vermutet ein finanzielles Interesse der Stadt hinter der „Straßenverschönerung“ und will mit der Studie belegen, dass es auch Leidtragende gibt.
Abgesehen von den genannten Schließungen lassen sich allerdings noch keine aussagekräftigen Trends aus der Forschung ableiten. Dafür sei es noch zu früh, betonen die Verantwortlichen. Man müsse über einen längeren Zeitraum Daten erheben um valide Aussagen vorweisen zu können. Halbjährlich wird erhoben, mehrere Jahre soll das Projekt andauern. Der Umbau der Osterstraße wird dann bereits abgeschlossen sein.
Politiker fordern Mietdeckelung
Deutliche Forderungen haben die Politiker der LINKEN an die Stadt: Eine gesetzliche Deckelung der Mieten im Gewerbebereich würde inhabergeführte Geschäfte schützen. Die Parteivertreter der LINKEN sind sich sicher, dass sich ihre Befürchtungen weiterhin bestätigen werden.
Die Initiatoren der Studie arbeiten weiterhin daran, die Untersuchungsmethode zu verbessern und hoffen dadurch bald eindeutige Ergebnisse vorzuweisen. Wenn es nach ihnen geht, zeigen die Ergebnisse, dass der Umbau der Osterstraße eben zu den sozialen Belastungen führt, die die Stadtplanungsabteilung bestreitet, so Hanisch.
Vielfalt der Läden erhalten
„Viele Läden leiden in Form von Umsatzeinbrüchen stark unter der Dauerbaustelle“, sagt Arlette Andrae vom Osterstraße e.V. Es komme vor, dass manche Inhaber bereits auf ihre Rücklagen angewiesen seien. Stabile Mieten an und um die Osterstraße wären sehr zu begrüßen, da so die Diversität auf der Einkaufsmeile erhalten und auch jungen Konzepten eine Chance gegeben werden könne.
Sie gibt jedoch zu bedenken, dass die steigenden Mieten im ganzen Stadtteil keine Neuheit sind. Schon seit einigen Jahren gebe es einen enormen Boom, die Mietpreise steigen sowohl im Wohnungs- als auch im Gewerbebereich rasant.