„Pick & Go“: Neue Technologie soll Einkaufen ohne Schlangestehen ermöglichen
Einkaufen, ohne an der Kasse zu bezahlen: Das testet jetzt ein Supermarkt in Eimsbüttel. Sieht so die Zukunft des Einkaufens aus?
Von Amelie MüllerReingehen, Lebensmittel einpacken, raus – so soll das neue Pick&Go-System in einem Rewe-Markt in Eimsbüttel funktionieren.
Das Konzept wurde am Mittwoch vorgestellt. Die Kundinnen und Kunden sollen nach Angaben der Marktbetreiber künftig schneller einkaufen können. Hamburg gehört zu den ersten fünf Städten in Deutschland, in denen die Supermarktkette die neue Einkaufsmöglichkeit anbietet. Den ersten Markt dieser Art hatte Rewe 2022 in Berlin eröffnet. Mit einer Fläche von 1.200 Quadratmetern sei die Filiale in der Hoheluftchaussee der größte Markt mit Computer Vision in Europa.
Kassenloses Einkaufen: Eimsbütteler Supermarkt rüstet auf
Möglich macht das kassenlose Einkaufen eine App von Rewe. Kundinnen und Kunden laden sie herunter und geben Adresse, Alter und Zahlungsdaten ein. Nach der Registrierung überprüft ein Mitarbeiter am Eingang des Marktes einmalig die Daten in der App mit dem Personalausweis des Kunden. Bei weiteren Einkäufen muss der Kunde nur noch einen QR-Code aus der App am Eingang des Marktes scannen. Die Erfassung der Ware und die Bezahlung erfolgen automatisch, der Kassenzettel steht anschließend digital in der App zur Verfügung.
Um Pick&Go nutzen zu können, müssen die Kunden über 18 Jahre alt sein. So stellt der Markt sicher, dass Minderjährige auch weiterhin keine Spirituosen kaufen können.
Woher weiß Rewe, was eingekauft wird?
Während des Einkaufs erfassen an der Decke installierte Kameras und Sensoren an den Regalen, welche Produkte welcher Kunde aus dem Regal nimmt. Die Zuordnung zur Person erfolgt über den QR-Code, den Kunden am Eingang scannen. „Dabei erfasst das System keine biometrischen Daten der Kunden“ betont Rewe-Pressesprecher Andreas Wegner. Die Technologie sei datensparsam und sicher. Daten über das Kaufverhalten speichere das System nicht.
Wie sicher ist das System?
Obst und Gemüse, das nicht abgepackt ist, muss der Kunde selbst wiegen. Dazu stehen im Verkaufsraum Wagen, die über Sensoren erfassen, wer die Ware wiegt. So landet der beim Wiegen ermittelte Preis auf der Rechnung des Kunden.
Dass sich dadurch Fehler einschleichen oder Betrugsfälle zunehmen, glaubt Joschua Zimmermann, Marktmanager der Rewe-Filiale an der Hoheluftchaussee, nicht. „Die Mitarbeiter, die beim Wiegen unterstützen, achten darauf, dass die Kunden die Artikel richtig wiegen und nichts vergessen.“
Und auch bei einem technischen Ausfall müsste der Supermarkt nicht schließen, so Zimmermann. Rund um die Uhr seien Experten des Technologiepartners vor Ort.
„Pick & Go“: Selbstversuch zeigt Schwächen
Vor einem Jahr machte ein Blogger einen Selbstversuch und zeigte Schwächen von “Pick & Go”-Systemen auf. Artikel seien falsch oder gar nicht berechnet worden. Auch Reklamationen und das sofortige Erscheinen des Kassenbons hätten nicht reibungslos funktioniert. Inzwischen sei das System weiterentwickelt worden, erklärt Rewe online. In einem Q&A des Supermarktes heißt es jedoch, dass es vorkommen könne, dass Kassenbons falsch oder gar nicht erscheinen. Nach Angaben von Rewe passiere das aber nur in seltenen Fällen.
Technologie ersetzt Arbeitsplätze – gilt das auch für „Pick&Go“?
Joschua Zimmermann beschäftigt in der Filiale in der Hoheluftchaussee rund 50 Mitarbeitende. Seit der Einführung des neuen Bezahlsystems seien es eine Handvoll mehr. Durch das kassenlose System fielen zwar Bandkassen weg, die nicht mehr besetzt sein müssten. Die Arbeit verlagere sich jedoch in andere Bereiche. “Wir brauchen Mitarbeiter bei der Kundenbetreuung, bei der Warenpflege und zur Unterstützung an den SB-Kassen“, so Zimmermann.
Alle Bandkassen wurden in der Filiale jedoch nicht abgeschafft. Die Kunden haben die Wahl zwischen einer herkömmlichen Bandkasse, einer Selbstbedienungskasse, bei der die Artikel selbst gescannt werden, einer Selbstbedienungskasse ohne Scanner und der neuen Pick & Go-Variante. Ein zweiter Standort für Pick & Go in Hamburg ist in Altona in Planung und soll den Kunden nach dem Sommer zur Verfügung stehen, heißt es bei Rewe Nord.
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