Ratlos in Eimsbüttel
Unsere Autorin Anna Heidelberg-Stein hat im Sommer ihr erstes Kind bekommen. In ihrer Kolumne “Mom’sBüttel” hält sie Momente fest, die sie wegen Stilldemenz womöglich bald wieder vergessen hat – zum Beispiel rat- und schlaflose Nächte.
Von Anna Heidelberg-SteinIch hasse Ratgeber. Diese Bücher wissen immer alles besser. Sie sagen alle was anderes. Und außerdem habe ich nie Zeit, sie zu lesen.
Allerdings schweben, seit ich Mutter bin, täglich neue Fragezeichen über mir. Ist der Winteranzug warm genug? Verträgt Baby schon Kartoffel? Muss ich wegen des Schnupfens zum Kinderarzt? Und immer wieder: Wie – verdammt!!! – kriege ich mein Kind nachts zum Schlafen?!?
Um Ratgeberbücher zu umgehen, quetsche ich mögliche Experten aus. Zum Beispiel andere Mütter. Die eine gibt nachts statt Milch Fencheltee. Das findet ihr Kleiner so widerlich, dass er die Augen lieber zulässt. Andere handeln nach dem Prinzip: Je lauter das Kind nachts schreit, desto weniger Beachtung gibt es. Die Leiterin unseres Babykurses hat auch einen Tipp: Hand auflegen. Auf den Babybauch. Beschwören: „Schlaf, schlaf, schlaf!“ Und stundenlang das Gekreische aushalten.
Ich lausche den Ratschlägen. Gucke mein Baby an. Baby guckt mich an. Wir kaufen uns jetzt mal einen Ratgeber.
