Schnelsen diskutiert über Unterbringung von Geflüchteten
Am Mittwochabend haben Anwohner und Verantwortliche in Schnelsen über die Einrichtung einer Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung (ZEA) im Flagentwiet diskutiert. In der Bait-ur-Rasheed-Moschee wurden Ängste geäußert, aber auch an eine Willkommenskultur appelliert.
Von Lukas GilbertDie gut besuchte Veranstaltung wurde zunächst durch einen Vertreter der Moschee eröffnet. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke und Johanna Westphalen vom Einwohnerzentralamt, zu dem auch die Ausländerbehörde gehört, hatten dann Zeit grundsätzliche Informationen mitzuteilen. Wie auch die Einrichtungen in Niendorf und Stellingen wird die ZEA im Flagentwiet nach Polizeirecht gebaut. Um die öffentliche Ordnung zu gewährleisten, können dadurch baurechtliche Bestimmungen umgangen werden. Der Aufbau der Unterkunft soll im Laufe des Septembers beginnen, die Inbetriebnahme Mitte Oktober. Die 800 bis 900 Plätze umfassende Unterkunft wird dann vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben und vermutlich aus zweistöckigen Wohncontainern bestehen. Bereits Ende Juli wurde die geplante Maßnahme bekannt gemacht.
Angeregte Diskussion
Bei der anschließenden Diskussions- und Fragerunde standen die Verantwortlichen den Besuchern Rede und Antwort. Die Sorgen waren dabei vielfältig. Zunächst erkundigt sich ein Herr nach der ärztlichen Versorgung der Geflüchteten, später werden mehrfach ansteckende Krankheiten und die vermeintlichen Gefahren für Anwohner thematisiert. Johanna Westphalen versichert diesbezüglich, dass eine ärztliche Versorgung der Bewohner gewährleistet sei. Eine Dame sorgt sich um die eigene Sicherheit und die ihres Enkelkindes, wenn sie in der Nähe der künftigen Unterkunft spazieren geht. Sie wird ermutigt, da von keiner erhöhten Gefahr auszugehen sei. In anderen Redebeiträgen wird später davon berichtet, dass die eigenen Kinder auch mit denen der künftigen Nachbarn spielen können.
Weitere Sorgen sind Lärm, die Größe der Unterkunft oder auch Gewalt gegen Christen in bestehenden Unterkünften. Die Beiträge werden von den Verantwortlichen so beantwortet, dass viele Sorgen entkräftet werden können. Die Zentralamtsleiterin Westphalen gibt dabei zu, dass man die Menschen natürlich hören und sehen wird, schränkt aber ein: „Die Leute, die als Gäste hier sind, müssen sich in ihrem Rhythmus den deutschen Gepflogenheiten anpassen. Es wird nicht in Ordnung sein, wenn dort die ganze Nacht gefeiert wird.“
„Wir wuppen das“
Neben den dargestellten Sorgen bieten aber auch viele der Anwesenden Hilfe an oder berichten von ihren positiven Erfahrungen mit Geflüchteten. Sie führen aus, dass man von den Menschen viel zurück bekomme, und erzählen von ihrer Hilfe in verschiedenen Einrichtungen.
Andere berichten von der Arbeit an runden Tischen, in Kirchen oder mit jungen Geflüchteten. Ein Mann, der vor Jahren selbst aus Afghanistan nach Deutschland geflohen ist, macht eindrücklich die Ursachen von Flucht deutlich und appelliert an die Anwesenden den ankommenden Menschen offen gegenüber zu stehen.
Gleich mehrere Redner attestieren zum Schluss: „Wir Eimsbütteler wuppen das schon.“
Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich an Barbara Strauss von der Bildungskoordination des Bezirks Eimsbüttel wenden.
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