Starker Anstieg der Mieten trotz Mietpreisbremse
Das Wohnen in Hamburg wird besonders in begehrten Vierteln wie Eimsbüttel immer teurer. Der Mieterverein befürchtet nach dem Erscheinen des Mietspiegels 2017 nun weitere Erhöhungen.
Von Eva BollerDas Leben in Hamburg wird immer teurer. Der neue Mietenspiegel 2017 bestätigt, was viele bereits merken: Trotz der Mietpreisbremse sind die Wohnungsmieten in Hamburg in den vergangenen zwei Jahren stetig gestiegen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete stieg um 5,2 Prozent von 8,02 Euro im Jahr 2015 auf 8,44 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2017. Seit 2011 sind die Durchschnittsmieten von 7,15 Euro sogar um 18 Prozent gestiegen. Die zum 1. Juli 2015 eingeführte Mietpreisbremse hat somit keine spürbare Wirkung.
Besonders verteuert haben sich die Mieten bei über 100-jährige Altbauten und Neubauten ab dem Jahr 2011: In nur zwei Jahren stieg deren Miete um rund 20 Prozent. Für einen Quadratmeter Neubau in guter Wohnlage zahlt man durchschnittlich sogar 14 bis 17 Euro kalt.
Gute Wohnlagen mit stärkerem Mietpreisanstieg
Vor allem in Eimsbüttels so genannten guten Wohnlagen (auf der Karte blau gekennzeichnet), die durch genau festgelegte Kriterien wie unter anderem Bebauungsdichte, Einwohnerdichte, Lärmbelastung und ÖPNV-Anbindung definiert werden, sind die Mieten überdurchschnittlich gestiegen.
Dazu gehören das neu aufgewertete Generalsviertel, große Teile des Gebietes zwischen Am Weiher und der Tornquiststraße sowie das Wohngebiet zwischen Grandweg und Lokstedter Steindamm. Dort haben sich die Mietpreise 25 Prozent und mehr erhöht. Das gilt für Wohnungen in guten Wohnlagen mit einer Größe zwischen 41 und 90 qm. Bei Wohnungen ab 91 qm ist sich der Mietpreis geringer, nur um rund 13 Prozent, gestiegen.
Bis zu 200.000 Haushalte müssen mit Erhöhungen rechnen
Durch die Ergebnisse des Mietenspiegels könnten neue Mieterhöhungen drohen. Der Mieterverein zu Hamburg befürchtet, dass mit dem Erscheinen des Mietenspiegels bis zu 200.000 der insgesamt 720.000 Haushalte in Hamburg mit einer Mieterhöhung rechnen müssen. Betroffene sollten dies jedoch nicht einfach hinnehmen.
Mietervereins-Chef Siegmund Chychla erklärt: „Wir appellieren an alle Mieterinnen und Mieter in Hamburg, keine Mietererhöhung ungeprüft zu akzeptieren. Jede unberechtigte Mieterhöhung benachteiligt nicht nur den unmittelbar betroffenen Mieter, sondern führt auch dazu, dass die überhöhten Mieten die Grundlage des nächsten Mietenspiegels bilden und damit ursächlich für den starken Anstieg der ortsüblichen Miete in Hamburg sind“. Die Prüfung von Mieterhöhungen sei in diesem Jahr besonders wichtig.
Ohne Wohnungsbauprogramme noch höhere Mieten
Der Fachsprecher für Stadtentwicklung der SPD-Bürgerschaftsfraktion Dirk Kienscherf erklärte in einer Pressemitteilung, dass bezahlbare Wohnungen die wichtigste Aufgabe für Hamburg sei:
„Der weitere Anstieg der Mieten zeigt, wie angespannt der Hamburger Wohnungsmarkt immer noch ist. Damit wird auch deutlich, wie wichtig die rot-grünen Initiativen für bezahlbares Wohnen in der Stadt sind. Wir sind überzeugt: Ohne die umfangreichen Wohnungsbauprogramme der letzten Jahre müssten die Hamburgerinnen und Hamburger noch wesentlich höhere Mieten zahlen.“
Im Vergleich mit anderen Großstädten liegt Hamburg laut Mietenspiegel im Mittelfeld. In Berlin stieg der Mietenspiegel zuletzt um über neun Prozent, in München ist man bereits bei einer Durchschnittsmiete von 11,23 Euro angekommen.
Eine gesunde Entwicklung nach oben
Torsten Flomm, der Vorsitzende des Grundeigentümer Verbands Hamburg erklärt, dass die neue Steigerung ja noch unter dem hohen Anstieg der Vorjahre liege und die Mieten in Hamburg insgesamt auf einem moderaten Preisniveau seien: „Sonst wäre eine Steigerung nach oben ja gar nicht mehr möglich.“
Es habe zudem auch Mietsenkungen gegeben und generell müsse auch bei Mieten eine gesunde Entwicklung nach oben möglich sein. Einen so außergewöhnlichen Mietanstieg, wie den gemessenen von 20 Prozent, empfindet jedoch auch Flomm als bedenklich: „Eine Steigerung ohne Begrenzung ist nicht gesund.“
Eine Verschärfung der Mietpreisbremse dringend nötig
Der Mieterverein, die Grünen und die Linken fordern nun eine Verschärfung der Mietpreisbremse, da die bisherige nichts gebracht habe. Nicht nur Geringverdiener, sondern auch Menschen mit durchschnittlichem Einkommen würden immer schwerer in Hamburg eine bezahlbare Wohnung finden.
Der Mieterverein fordert den Hamburger Senat auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um endlich den Bau von jährlich 10.000 Wohnungen zu erreichen. Finanzielle Bedingungen müssten geschaffen werden, um den Rückgang des Sozialwohnungsbestandes zu unterbinden. Außerdem müsste es eine Reduzierung der zulässigen Mieterhöhung nach Modernisierungen geben.
Ein kostenloser Check um überteuerte Mieten zu überprüfen
Bei dem neuen Hamburger Mietenspiegel 2017 handelt es sich um einen qualifizierten Mietenspiegel, der die aktuellen ortsüblichen Mieten mit dem Erhebungszeitpunkt 1. April 2017 in der Hansestadt wiedergibt. Der Mietenspiegel dient als Begründungsmittel des Vermieters für eine Mieterhöhungsforderung und als Kontroll- und Begrenzungsmittel des Mieters bei überzogenen Mieterhöhungsforderungen. Laut Behörde wurden 120.000 Haushalte aufgefordert, sich an der Umfrage zu ihren Mieten zu beteiligen.
Der neue Online-Check zur Mieterhöhung des Mieterverein zu Hamburg gibt einen ersten Hinweis darauf, ob die geforderte Mieterhöhung gerechtfertigt ist. Der Check steht allen Hamburger Mieterinnen und Mietern Online kostenlos zur Verfügung. Hamburgs Mieterinnen und Mieter erhalten außerdem unter der Mieter-Hotline 040-87979-345 allgemeine Auskünfte zu Mieterhöhungen und können sich im Internet informieren.