Anzeige
Aktualisiere Standort ...
Standort konnte nicht ermittelt werden. Aktiviere deine Standortfreigabe.
Standort wurde erfolgreich ermittelt.
Stevie Schmiedel ist Geschäftsführerin von der Organisation Pinkstinks. Foto: Yvonne Schmedemann
Stevie Schmiedel ist Geschäftsführerin von der Organisation Pinkstinks. Foto: Yvonne Schmedemann
Weltfrauentag 2019

„Frauen sollten politisch aktiv werden“

Stevie Schmiedel hat 2012 die Organisation Pinkstinks in Eimsbüttel ins Leben gerufen, um gegen starre Geschlechterrollen zu kämpfen. Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags haben wir mit der Geschäftsführerin über Frauen in der Politik, Gesellschaft und Werbung gesprochen.

Von Catharina Rudschies

Zum Weltfrauentag empfehlen wir diesen Archivartikel von 2019.

Stevie Schmiedel ist dieser Tage sehr beschäftigt. Für sie und ihre Mitarbeiter ist der Internationale Weltfrauentag der wichtigste Arbeitstag im Jahr. Schmiedel ist promovierte Dozentin für Genderforschung und lehrte zuletzt an der Universität Hamburg und der Hochschule für Soziale Arbeit. Im Jahr 2012 gründete sie die Protest- und Bildungsorganisation Pinkstinks. Warum Frauen politisch aktiv werden sollten, erklärt sie im Interview.

Eimsbütteler Nachrichten: Sie sind Geschäftsführerin von Pinkstinks. Wie kamen Sie dazu, die Organisation ins Leben zu rufen?

Stevie Schmiedel: Ich war damals noch Dozentin für Genderforschung und habe gemerkt: Das Thema muss eigentlich viel mehr auf die Straße. Der Trigger-Moment war dann, dass vor einigen Jahren eine Studie von Maya Götz in der Öffentlichkeit Verbreitung fand, die herausfand, dass Kinder und Jugendliche durch TV-Formate wie „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) in ihrer Wahrnehmung vom eigenen Körper geschädigt werden. Gleichzeitig wurde in der gesamten Stadt Hamburg auf jedem Leuchttableau die neue GNTM-Staffel beworbenIch äußerte mich damals dazu in einem Interview mit der ZEIT und habe daraufhin viel Zuspruch erhalten, eine Initiative zu gründen.

Mit welchen Aktivitäten kämpft Pinkstinks für mehr Geschlechtergerechtigkeit?

Wir sind zum einen in der Medien- und Werbebranche aktiv. Indem wir sexistische Werbekampagnen von Unternehmen kritisieren, aber auch selbst – teilweise allein, teilweise mit anderen Werbeagenturen zusammen – Kampagnen machen. Dann sind wir auf Youtube mit einem Kanal für Jugendliche vertreten, machen Theaterarbeit an Schulen oder bieten Informationen und Publikationen an. Gerade machen wir zum Beispiel eine Broschüre über geschlechtergerechte Erziehung für Kindertagesstätten. 

Bei Pinkstinks überwachen Sie Unternehmen und ihre Werbung auf Sexismus. Was läuft im Marketing heute oft noch falsch?

Vor allem die Inhouse-Werbung ist heute immer noch sehr von Sexismus geprägt. Ein Kleinunternehmer wie beispielsweise ein Handwerker denkt heute immer noch, dass man dadurch Menschen erreichen kann. Die moderne Verbraucherin ist davon meistens einfach nur entsetzt. Wir zeigen, wie viele solcher Beispiele immer noch im Umlauf sind.

Worunter haben Frauen in unserer Gesellschaft immer noch am meisten zu leiden?

Unter der Doppelbelastung. Eine Frau soll nett und lieb sein, gleichzeitig im Beruf aber auch tough und ehrgeizig. Sie soll sich um die Familie kümmern und Karriere machen. Und trotzdem werden ihr in der Berufslaufbahn immer wieder Steine in den Weg gelegt. Später sind es größtenteils Frauen, die von der Altersarmut betroffen sind.

Diese verschiedenen Erwartungen an Frauen sind oft gar nicht zusammenzubringen und zusätzlich von den üblichen Klischees geprägt. Wenn eine Frau im Beruf zum Beispiel hart durchgreift, wird sie als “bitchy” bezeichnet.

Hamburg Eimsbuettel App Frauenbiografien_Monika Dzialas

Eine App schreibt Frauengeschichte

Die Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg hat eine App, die über "Hamburger Frauenbiografien" aufklärt, entwickelt. Dadurch soll ein Blick hinter die geschichtlichen Kulissen geworfen werden und dem Wirken von Frauen gedacht werden.

In der Politik wird momentan das Prinzip der Parität diskutiert, damit Frauen besser in den Parlamenten repräsentiert sind. Was halten Sie von dieser Forderung?

Sehr viel. Wir haben momentan einen Bundestag wie vor zwanzig Jahren. Deshalb brauchen wir deutlich mehr Frauen in der Politik. Selbst Angela Merkel hat gesagt, dass sie sich in der Politik oft alleine gefühlt hat. Und dass sie dafür kritisiert wurde, dass sie nicht weiblich genug aussieht oder welche Kleidung sie trägt. Das ist aber völlig irrelevant.

Was können Frauen selber tun, um in der Gesellschaft gerechter behandelt zu werden?

Frauen sollten politisch aktiv werden und sich mit anderen verbinden. So können Frauen beispielsweise gemeinsam einen Shitstorm starten, um damit Druck auf die politischen oder anderen Akteure auszuüben. Wir müssen gemeinsam stark werden, dann können wir auch Forderungen stellen. Auch Demonstrationen wie die am Weltfrauentag sind eine gute Gelegenheit, seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Wie feiern Sie den Weltfrauentag bei Pinkstinks?

Der Weltfrauentag ist für uns der wichtigste Arbeitstag im Jahr. In der Woche davor sind wir sehr viel mit der Presse beschäftigt. Am Tag selbst halte ich persönlich die Festrede im Rathaus und spreche auch auf der anschließenden Demonstration. So wollen wir unsere Botschaft an die Öffentlichkeit bringen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Anzeige

Entdecken Sie LOKL Produkte

Sichern Sie sich Ihre Lieblingsprodukte direkt hier und unterstützen Sie lokale Anbieter.

Eimsbüttel+

Weiterlesen

Sie haben Tausende von Frauen eingeschnürt und beengt: Lotosschuhe und Korsetts. Zwei Schönheitsideale, die über Generationen hinweg weibliche Körper in China und Europa bestimmten. Bis sich die Frauen entfesselten. Wie hängen die Entwicklungen zusammen? Das MARKK gewährt in seiner Ausstellung “UnBinding Bodies” Einblicke – bis zum 26. Februar.

Am 4. April hat die Protest- und Bildungsorganisation „Pinkstinks“ den „Pinken Pudel“ verliehen. Zum zweiten Mal wurde der Positivpreis an Werbungen und ihre Macher vergeben, die besonders gelungen mit Stereotypen brechen. Ein Abend für Vielfalt und geschlechtergerechte Werbung.

100 Jahre Frauenwahlrecht
Frauen hatten oft doch keine Wahl

Vor genau 100 Jahren, dem 16. März 1919, durften Frauen das erste Mal in der Geschichte an den Hamburger Bürgerschaftswahlen teilnehmen. Wir haben mit einer Eimsbüttelerin gesprochen, die die Entwicklung der Frauenrechte in mehr als neun der letzten zehn Jahrzehnte miterlebt hat. Was hat sie zu berichten?

„Der Geheime Garten“ hat eine zweite Filiale eröffnet. Mit einer Neuerung: Ein Café ergänzt den Blumenladen.

-

Hallerplatz 10
20146 Hamburg

Eimsbüttel+

Stromtarif-Banner

Gratis für 1 Jahr

Lese ein Jahr gratis Eimsbüttel+ beim Wechsel zu Eimsbüttel Strom.*

*Nur für Neukunden Wechseln und Prämie sichern