Zoo-Frühling
Schönes Wetter und Tierbabys. Für einen Freitagmorgen genau die richtige Mischung und ein guter Grund den Frühling im Tierpark Hagenbeck willkommen zu heißen.
Von Moritz GerlachWahrscheinlich waren dies die Gründe, warum der diesjährige Pressetermin so gut besucht war. Die Artenvielfalt war beeindruckend: Von Hörfunk über Print und Lokalfernsehen war alles dabei. Und weil süße Tiere immer gehen auch in einer stattlichen Anzahl. Große Zahlen vorweg: Im Tierpark leben aktuell 1860 Tiere verteilt auf 210 Arten. Bei vier von ihnen war für heute „großer Bahnhof“ angesagt. Kamelbaby Saida wurde gemessen, die Humboldtpinguine gezählt, Jungkänguru Josy gewogen und die drei frischgeborenen Kamtschatkabären in einer Publikumspremiere allgemein für süß befunden.
Saida misst stolze 1,17 Meter
Es zeigt sich früher Andrang am Kamelgehege. Die zutraulichen Vierbeiner blinzeln in die Morgensonne und eine Wand aus Kameraobjektiven. Doch das ist nichts, wovon sich ein Kamel beeindrucken lässt. Da sind vielmehr die beiden Tierpfleger von Interesse, die sich den Huftieren schnellen Schrittes nähern. Mit Karotten und einem Metermaß bewaffnet führen sie den ersten Auftrag der diesjährigen Tiervermessung im Tierpark Hagenbeck aus: Die Ausmessung der Höhe von Kamelbaby Saida. Kurz hinter dem Widerrist wird das Maß am ersten Höcker genommen. Gar nicht so einfach, da die Verwandschaft nicht nur hungrig, sondern auch sehr verschmust ist. So dauert es ein Weilchen bis die Messlatte in Position ist und den interessierten Zuschauern eine Höhe von 1,17 Meter verkündet werden kann.
Baktrische Kamele wie Saida bevölkerten noch vor wenigen hundert Jahren weite Teile der asiatischen Steppe entlang des Gelben Flusses. In kleinen Herden zogen sie durch unwirtliche Steppen und Wüsten. Fast 5.000 Jahre Domestikation und Bejagung durch den Menschen setzte dieser Ausbreitung ein Ende. Heute sind es nur noch wenige Flächen, die den zähen Wüstenbewohnern als freie Wildbahn dienen. Nach jüngsten Berichten gibt es nur noch 900 wildlebende Exemplare, während jedoch 2,5 Mio domestizierte Trampeltiere, wie eine andere uncharmante Bezeichnung lautet, in menschlicher Obhut als Nutztiere leben.
Pinguine sind leicht zu begeistern
Die nächste Station führt in eine andere Klimazone. Es wird auch nicht mehr gemessen, sondern gezählt. Die Humboldtpinguine zeigen sich damit durchaus einverstanden, bekommen sie als Gegenleistung doch immerhin einen Eimer Fische. 34 Augenpaare folgen dem Weg des Futters gebannt. Als der erste Fisch im Wasser landet, ist die Euphorie kaum noch zu bremsen. Die Bestände in der Natur gelten durch den Menschen als gefährdet, hier im Tierpark gelingt die Nachzucht gut.
Maruschka hat sich eingelebt
Hagenbecks Tiger sind noch immer leicht gezählt. Es sind zwei. Tigerdame Marushka bewohnt zwar bereits das große Tigergehege, muss allerdings noch auf ihren Partner in spe warten. Der Kater lebt nebenan und wartet auf die Zuchtfreigabe durch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Maruschka nutzt die Zeit zum Baden. Wieder und wieder zieht sie ihre Runden durch das Wasserbecken.
Störche ohne Nachwuchs
Klappern ja, Netstbau auch, Nachwuchs nein. Bei den Weißstörchen kann man vor allem hören, dass Frühling ist. Fakten haben die eleganten Tiere bis jetzt nicht geschaffen. Das gemeinsame Klappern, das bis zum Eismeer wahrnehmbar ist, ist Auftakt zur Balz. Ein Vorwurf ist den Zugvögeln dabei nicht zu machen, sie befinden sich erst am Anfang ihrer Paarungszeit und können nach emsigem Brüten frühestens in zwei Monaten mit Küken rechnen.
Josy das Känguruh – schon jetzt ein kleiner Star
3870 Gramm, das ist etwas mehr als die Kameras der Agenturfotografen, die sich dem kleinen Känguru auf Augenhöhe nähert. Vorsichtig bewegt sich das Jungtier auf der Waage. Es blinzelt im Blitzlichtgewitter, gibt sich aber dennoch telegen und medienerfahren. Von der Mutter verstoßen und in einer extra angefertigten Bauchtasche von Tierpfleger Thomas Feierabend aufgezogen machte ihre Geschichte sie früh berühmt. Stoisch gelassen oder vielleicht auch gelassen stoisch zeigt sich das Beuteltier der Öffentlichkeit. In wenigen Wochen ist das rote Riesenkänguru bereit seinen Platz unter Artgenossen einzunehmen.
Einfach nur süß: Iwan, Igor und Irina
Skeptisch zeigte sich Kamtschatka-Bärin Mascha. Als erste verließ das Muttertier die Wurfhöhle, um die Umgebung zu sondieren. Richtig überzeugt schien sie nicht. Denn obwohl der neugierige Nachwuchs ihr mutig folgte, war er ebenso schnell wie der Elternteil wieder verschwunden. Vater Leonid beobachtete das Schauspiel aus der Ferne. Es sollte sich noch ein paar Mal wiederholen.