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Christiane Baum und Magdalena Gassner vor dem Weltladen in der Osterstraße. Foto: Petra Maier
Christiane Baum und Magdalena Gassner vor dem Weltladen in der Osterstraße. Foto: Petra Maier
Fairer Handel

20 Jahre Weltladen Osterstraße: „Ein besonderes Jahr“

Ab morgen feiert der Weltladen in der Osterstraße sein 20-jähriges Bestehen. Wie das Geschäft in der Corona-Zeit den fairen Handel unterstützt.

Von Gast

Zum ersten Mal kam Christiane Baum Anfang 1999 in den Weltladen. Schnell wurde sie zu einer Stammkundin – und kurz darauf gefragt, ob sie nicht Lust hätte, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Sie wollte. „Ich fand das sehr ansprechend“, sagt Baum heute. „Nicht nur als Kundin den fairen Handel zu unterstützen, sondern selbst dafür zu sorgen, dass Produzentinnen und Produzenten menschenwürdig leben und arbeiten können.“

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Wenige Monate nachdem Baum im Weltladen angefangen hatte, zog das Geschäft von der Bundes- in die Osterstraße um. „Wir wollten in eine bessere Lage kommen, wo wir mehr Laufkundschaft haben“, sagt Baum, die heute Geschäftsführerin ist.

Der Umzug hat sich offenbar ausgezahlt. Heute ist der Weltladen Osterstraße eine feste Instanz in Eimsbüttel, die Adresse für fair gehandelte Produkte. Vom 17. bis zum 30. Oktober feiert der Laden sein 20-jähriges Bestehen in der Osterstraße – mit einer Tombola, einem Quiz und täglich anderen rabattierten Produkten.

„Fairer Handel ist die bewusste Entscheidung für Mensch und Umwelt“

Geschäftsführerin Baum wird in Teilzeit bezahlt, „alles andere läuft ehrenamtlich“, erklärt sie. Ohne ehrenamtliches Engagement würde das Konzept nicht funktionieren. Rund 40 Menschen zwischen 19 und 76 Jahren helfen mit: im Verkauf, bei der Dekoration der Schaufenster, der Sortimentauswahl oder der Öffentlichkeitsarbeit. Wer selbst mitwirken möchte, kann sich im Laden melden.

Zu den Ehrenamtlichen zählt auch Magdalena Gassner. „Fairer Handel ist die bewusste Entscheidung für Mensch und Umwelt“, sagt Gassner. Die Einnahmen aus dem Verkauf der rund 900 Weltläden in Deutschland kommen 2,5 Millionen Kleinbauern, Arbeiterinnen, Kunsthandwerkern und deren Familien im Globalen Süden zugute.

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Fairer Handel

Der Faire Handel entstand in Europa Anfang der 1970er-Jahre als Protestbewegung, die auf die Missstände im Welthandel aufmerksam machte. Heute gibt es in Deutschland rund 900 Weltläden und mehrere tausend Gruppen, die fairen Handel betreiben. Neben dem Verkauf fairer Produkte gehören zur Aufgabe der Weltläden auch die Bildungs- und Informationsarbeit sowie politische Kampagnenarbeit. Ziel ist es, für mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel zu sorgen – insbesondere für die Menschen in den Ländern des Globalen Südens.

Zum Sortiment der Weltläden gehören Nahrungsmittel, Textilien, Haushaltswaren, Spielzeug und Kunsthandwerk. Alle Güter stammen aus einem geprüften Katalog, sind fair und nachhaltig gehandelt. „Wer hier einkauft, muss sich über den Siegeldschungel keine Gedanken machen“, sagt Gassner. Darüber hinaus ist es ihr wichtig, auch Informationen über die Produkte zu bieten. „Jedes Produkt erzählt eine Geschichte“, sagt Gassner. „Und zwar von Würde und Stolz, von den Menschen, die sie herstellen.“

Ebenjene Geschichten kann man auf der Rückseite vieler Produkte nachlesen, bei manchen Tassen und Tellern gibt es sogar Fotos der Künstler, die sie gefertigt haben. Die Lieferkette ist dabei kurz: Von den Produzenten gelangen die Waren über die Lieferanten direkt in den Laden.

Im Schaufenster des Weltladens sind ausgewählte Lieblingsprodukte zu sehen. Foto: Petra Maier

Für Geschäftsführerin Baum ist der Austausch mit den Produzenten sehr wichtig. Sie war deshalb selbst schon einmal in Südafrika vor Ort. Manche Produzenten waren auch schon zu Besuch in Hamburg, wie etwa zwei Kaffeebäuerinnen aus Honduras und Ruanda im vergangenen Jahr. In der Corona-Zeit sei das schwieriger geworden, der Kontakt bestehe aber weiterhin.

Jubiläum ohne Risiko

Auch der Weltladen selbst bekam die Coronakrise zu spüren. In den ersten Wochen der Pandemie öffnete das Geschäft nur samstags, bot einen Lieferservice und Vorbestellungen an. Geschäftsführerin Baum wollte den Verkauf unbedingt aufrechterhalten, um die Produzenten weiterhin unterstützen zu können. Denn die Situation war für viele von ihnen durch die Corona-Maßnahmen besonders schwierig. Sie konnten nicht in ihre Werkstätten, durften nicht arbeiten.

Deswegen entschieden Baum und ihre Kollegen, sich an der Aktion #fairwertsteuer zu beteiligen: Die Mehrwertsteuersenkung ging an einen Fonds, der den Handelspartnern helfen soll. Durch den besseren Verkauf in den Sommermonaten konnten Baum und ihr Team die Einbrüche in der Corona-Zeit wieder reinholen.

„Wir freuen uns auf das Jubiläum“, sagt Gassner. Damit alle ohne Risiko teilnehmen könnten, hätten sie die Feierlichkeiten auf zwei Wochen gezogen. „2020 ist für uns ein schönes Jahr – 20 Jahre Weltladen Osterstraße, 50 Jahre Fairer Handel“, sagt Gassner. Ihre Kollegin Baum stimmt ihr zu, „ein besonderes Jahr“. Grund genug zu feiern.

Text: Petra Maier

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