20-Millionen-Bau bietet Platz für 150 Auszubildende und Praktikanten
Eine „komplizierte Baustelle“ findet ihr Ende: Im „Kolping“-Jugendwohnheim mit Front zur Kieler Straße wohnen bald 150 junge Menschen.
Von Anne ReisHandwerker sorgen noch für den letzten Feinschliff, 18 junge Menschen sind schon eingezogen: Seit dem 1. November ist das neue vierstöckige Wohnheim im Paciusweg offiziell geöffnet. Um das Konzept des Hauses zu erklären, hat die stellvertretende pädagogische Leiterin Maike Riethmüller die Eimsbütteler Nachrichten mit auf eine Tour durch das Gebäude genommen.
Mehr als Wohnen
Die Jugendwohnheime des katholischen Sozialverbands Kolpingwerk richten sich an Azubis, an junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren, die sich auf eine Ausbildung vorbereiten, sowie an Praktikanten und FSJler.
Das Besondere an dem Wohnheimkonzept: Alle Bewohner können sich jederzeit an Sozialpädagogen wenden, die sie beraten und unterstützen. So können Probleme in der Ausbildung oder auch im Privatleben früh adressiert und Ausbildungsabbrüche verhindert werden. Durch Gruppenangebote sorgen die Betreuer außerdem dafür, dass die Heimbewohner sich kennenlernen und Freundschaften schließen.
Corona verhindert Gruppenangebote
Wann die 150 Zimmer komplett vermietet sein werden, wagt Maike Riethmüller nicht vorauszusagen: „Das kommt auf die Entwicklung der Corona-Lage an.“ Im Moment sei man insgesamt sehr vorsichtig, um kein Risiko einzugehen. So wohnen die 18 Bewohner weit über vier Etagen verteilt. Fast überall im Haus gilt Maskenpflicht. Jeder Bewohner darf nur eine feste Besuchsperson empfangen. Und die Gruppenangebote fallen aus. „Es ist furchtbar schade“, so Riethmüller, „aber wir können es im Moment nicht ändern.“
Was die individuelle Unterstützung der Bewohner angeht, werde das Konzept der Kolping Jugendwohnheime aber auch zu Corona-Zeiten umgesetzt: „Es ist immer jemand da, an den sich die Bewohner mit Sorgen und Fragen wenden können“, versichert Riethmüller. Zwischen 7 und 23 Uhr sei jeden Tag mindestens ein Mitglied des pädagogischen Teams vor Ort. Der Empfang sei an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr besetzt: „Das muss so sein, weil bei uns auch Minderjährige wohnen.“
„Verschiedenste junge Menschen kommen zu uns“
Was kostet ein Zimmer plus Betreuung in dem neuen Wohnheim? „Für Selbstzahler sind es 550 Euro im Monat“, so Riethmüller. Die Mehrheit der Bewohner bekäme Berufsausbildungsbeihilfe von der Bundesagentur für Arbeit oder würde vom Jugendamt unterstützt. „So kommen ganz verschiedene junge Menschen zu uns, davon können alle profitieren.“ Auch Inklusion sei dem Kolpingwerk ein Anliegen: Mehrere rollstuhlgerechte Zimmer stehen zur Verfügung und alle Gemeinschaftseinrichtungen sind barrierefrei.
Als Orte der Begegnung bietet das Wohnheim Gemeinschaftsküchen mit Aufenthaltsraum. Im Untergeschoss befindet sich ein großer Gemeinschaftsraum mit Kicker und Billardtisch. Außerdem ist ein „Raum der Stille“ vorgesehen, den die Bewohner mitgestalten dürfen.
Komplizierte Baustelle
Finanziert und gebaut wurde das vierstöckige Gebäude von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg. Die Baukosten beziffert die Steg auf 20 Millionen Euro. Es habe sich aus verschiedenen Gründen um eine recht komplizierte Baustelle gehandelt, so Eike Appeldorn von der Unternehmenskommunikation. Auch die Schallschutzfenster seien teuer gewesen. Da auf der Vorderseite des Wohnheims die viel befahrene Kieler Straße und auf der Rückseite das Areal der Freiwilligen Feuerwehr Eimsbüttel liegt, mussten sie auf beiden Gebäudeseiten eingebaut werden.
Für die düster wirkende, graue Fassade zur Kieler Straße hat die Steg ebenfalls eine Erklärung: Eine hellere Fassade würde schneller verschmutzen und höhere Reinigungskosten verursachen, so Appeldorn. Der „moderne, fast industrielle Look“, der sich aus der Farbwahl ergebe, sei natürlich Geschmackssache.
Wer war Adolph Kolping und wann öffnete das erste Wohnheim?
Die Geschichte hinter dem Sozialverband Kolpingwerk.