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Sechs Apotheken aus Eimsbüttel nehmen am 14. Juni am Protesttag teil
Sechs Apotheken aus Eimsbüttel werden am 14. Juni wegen des Protesttags geschlossen bleiben. Foto: Christiane Tauer
Osterstraße

Aus Protest: Eimsbütteler Apotheken bleiben am Mittwoch zu

Am Mittwoch, 14. Juni, bleiben deutschlandweit viele Apotheken geschlossen. Warum auch sechs Apothekerinnen aus Eimsbüttel protestieren.

Von Christiane Tauer

Lieferengpässe bei Medikamenten, zunehmende Bürokratie, Personalnot und eine jahrelange Unterfinanzierung – aus Sicht von Apothekern gibt es derzeit deutschlandweit viele Probleme. „Es geht um das ganze Konstrukt Apotheke, das so nicht mehr abbildbar ist“, sagt Melanie Junker von der Dr. Grimms Apotheke an der Osterstraße.

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Sie und fünf Kolleginnen aus anderen Eimsbütteler Apotheken haben sich deshalb dazu entschlossen, am 14. Juni am bundesweiten Protesttag der Apotheken teilzunehmen. Das bedeutet: An diesem Tag bleiben ihre Türen zu.

Apotheken für Notfälle geöffnet

„Wir müssen trommeln, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt Katrin Hensen von der Laurin Apotheke. Die Arzneimittelversorgung für Notfälle werde aber aufrechterhalten. Notdienst-Apotheken haben geöffnet. „Die Apotheken sind natürlich für ihre Patienten da“, sagt Melanie Tilgner von der Vita Apotheke.

Viele der insgesamt 377 Hamburger Apotheken werden aber nicht regulär öffnen, sondern die Kundschaft an Infoständen über die Missstände im System informieren. Zum Beispiel über die Medikamenten-Lieferengpässe, die viele Eltern in diesem Winter speziell beim Fiebersaft für Kinder zu spüren bekommen haben.

Mit Rabattverträgen sollen Kosten gespart werden

Das Problem daran: Wenn die Apotheker unbürokratisch helfen wollen und ein Alternativpräparat für ihre Kunden heraussuchen, das nicht über die Rabattverträge zwischen Krankenkasse und Pharmafirma abgedeckt ist, bekommen sie am Ende kein Geld von den Kassen zurückerstattet.

Früher sei das anders gewesen, sagt Jasmin Menk von der Eimsbütteler Apotheke. Da konnten die Apotheker frei entscheiden, welches Medikament sie herausgeben. Die Rabattverträge wurden 2007 eingeführt, um Kosten zu sparen.

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Was sind Rabattverträge?

In einem Rabattvertrag gewährt eine Pharmafirma einer Krankenkasse einen Rabatt auf den Herstellerabgabepreis für ein Medikament. Im Gegenzug sichert die Krankenkasse zu, dass alle ihre Versicherten im Normalfall künftig nur dieses Präparat erhalten.
„Der Apotheker muss also bei der Arzneimittelabgabe zunächst das richtige Rabattarzneimittel identifizieren“, erläutert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf ihrer Internetseite. Gibt der Apotheker aber ohne triftige Begründung das Präparat des falschen Herstellers ab, droht ihm eine Retaxation.
Das bedeutet, dass die Krankenkasse wegen einer Vertragsverletzung die Einkaufskosten für das Arzneimittel nicht erstattet und sein Honorar einbehält, obwohl der Patient versorgt wurde. 

Darüber hinaus haben viele Pharmafirmen ihre Produktion aus Kostendruck ins Ausland verlagert. Kommt es dann bei diesen Herstellern zu Lieferschwierigkeiten – wie etwa in China aufgrund der Corona-Auflagen-, wirkt sich das deutlich auf die Arzneimittelversorgung in Deutschland aus.

Apotheker-Honorar seit zehn Jahren nicht erhöht

„Die Krankenkassen müssen sich bewegen, und das kann nur durch Einwirkung der Politik geschehen“, sagt Melanie Junker. Zumal es weitere Probleme gibt. So wurde zum Beispiel seit zehn Jahren das Apotheker-Honorar nicht erhöht – trotz steigender Kosten und Inflation.

Aus Sicht der Eimsbütteler Apothekerinnen ist der Berufsstand des selbstständigen Apothekers bei vielen Pharmazie-Absolventen mittlerweile so unattraktiv, dass viele Apotheken keinen Nachfolger finden. „Auch wenn wir hier rund um die Osterstraße noch nicht so betroffen sind“, räumt Melanie Tilgner ein. In den Hamburger Randgebieten sehe das aber schon anders aus.

„Wir sind alle Herzblut-Apothekerinnen“

Mit dem Protesttag wollen sie vor allem ein Zeichen setzen und auf ihre große Sorge hinweisen: Dass irgendwann die Patienten nicht mehr wie gewohnt versorgt werden können.

„Wir sind alle Herzblut-Apothekerinnen und haben uns für diese Aktion zusammengetan, obwohl wir ja eigentlich in gewisser Konkurrenz zueinander stehen“, sagt Melanie Junker.

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Initiative „Gegen Zukunftsklau“

Der Protesttag der Apotheken am 14. Juni bildet den Abschluss der einwöchigen Initiative „Gegen Zukunftsklau“. Initiatoren sind die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Mit ihrer Aktion wollen sie auf den massiven Personalmangel in den Apotheken, die Lieferengpasskrise und den zehnjährigen Stillstand beim Apothekenhonorar hinweisen.

Unterstützt wird der Protest in Hamburg auch von der Apothekerkammer. In der Hansestadt gibt es insgesamt 377 Apotheken – 66 weniger als vor zehn Jahren. Derzeit arbeiten 3.785 Beschäftigte in den öffentlichen Apotheken. Im Stellenmarkt der Apothekerkammer Hamburg sind aktuell 179 Stellen in öffentlichen Apotheken ausgeschrieben oder unbesetzt.


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