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Ab in die Koje, das sind: Julian, Lukas, Arne, Marlene, Björn und Yannick (von links nach rechts). Foto: Eva Böhlken
Ab in die Koje

Auf Wohnungssuche für Obdachlose

Am Donnerstag endete das Winternotprogramm für Obdachlose. Mehr als 1.000 Menschen müssen die Nacht jetzt wieder auf der Straße verbringen. Eine Gruppe junger Hamburger hat sich in Eimsbüttel zusammengetan: Sie wollen Obdachlosen ein langfristiges Zuhause geben.

Von Fiona Kleinert

Vom 1. November 2015 bis zum 31. März 2016 konnten bis zu 1.040 Obdachlose die städtischen Einrichtungen in der Münzstraße und im Schaarsteinweg aufsuchen, um sich vor der winterlichen Kälte zu schützen. Nun müssen sie nachts wieder zurück auf die Straße. Das Angebot der Stadt ist eine Übergangslösung, allerdings nichts Langfristiges.

Ab in die Koje ist ein Verein, der genau das ändern will. Obdachlose sollen auf Dauer eine Unterkunft erhalten, die ihnen Stabilität gibt. Den Satz „Niemand muss in Deutschland auf der Straße leben“ hat die Gruppe schon häufig gehört. Die Aussage treffe jedoch nicht zu. Es gebe viele Gründe, warum es schwer für Obdachlose sei, eine Wohnung zu finden. Zwar gibt es bestimmte Kontingente, die die Stadt in Zusammenarbeit mit Wohnungsgesellschaften an Obdachlose vermittelt, dies reiche aber bei Weitem nicht aus. Auch Massenunterkünfte seien keine gute Lösung, so Marlene, Mitgründerin des Vereins, denn durch die große Anzahl an Menschen gebe es hygienische Missstände, fehlende Privatsphäre, Kriminalität und Hierarchien, sodass viele Obdachlose lieber auf der Straße bleiben würden.

Die Grundidee

Als Björn nach dem Studium mit seinem ersten Job begann, wollte er mit seinem verdienten Geld gerne etwas Gutes tun. Die Frage war nur, wofür. „Regenwald? Wale? Ich fühlte mich ein bisschen wie in einem großen Supermarkt mit einem zu großen Sortiment.“ Was Björn aber vor allem wollte: Selbst involviert sein und nicht einfach nur die abgezogene Summe auf dem Kontoauszug sehen.

Im Januar hatte Björn einen Fahrradunfall, lag im Krankenhaus und bekam dort eine Ausgabe des Straßenmagazins Hinz&Kunzt in die Hände. Er las von dem Schicksal einer Familie, die erst unter der Kennedybrücke wohnen musste und dann eine Abstellkammer von acht Quadratmetern bekam, in der sie zu acht wohnten. „Das ist nur noch ein würdeloses Überleben“, fand Björn und kam so auf den Gedanken, Obdachlosen zu helfen.

Wenn nur 60 Leute monatlich zehn Euro spenden, dann wäre das Kapital da, um eine Wohnung anzumieten, so die Rechnung von Björn und seinem Team. Unterstützung bekamen sie dabei von mehreren Sozialarbeitern, wie zum Beispiel Stephan Karrenbauer von Hinz&Kunzt. Anfang des Jahres versuchte Hinz&Kunzt bereits das Winternotprogramm ganzjährig öffnen zu lassen – ohne Erfolg. Seit November 2014 ist Ab in die Koje ein eingetragener Verein. Spendengelder habe man zu Beginn über Freunde und Verwandte bekommen und sich zum Beispiel zum Geburtstag finanzielle Unterstützung für das Projekt gewünscht, erzählt Vereinsmitglied Marlene. Inzwischen habe das Projekt guten Anklang und viele weitere Spender gefunden.

Die Treffen werden in der WG-Küche abgehalten. Foto: Julia Schumacher
Die Treffen werden in der WG-Küche abgehalten. Foto: Julia Schumacher

Mit kleinen Schritten zum Ziel

Als erstes will der Verein eine Wohnung finden, für einen Obdachlosen anmieten, die Haftung übernehmen und nach einer gewissen Zeit die Wohnung der Person überlassen. Die Obdachlosen werden von Sozialarbeitern an den Verein vermittelt, wobei Härtefälle, etwa Suchtkranke oder psychisch Kranke, nicht mit eingeschlossen werden, da sie spezielle Betreuung brauchen.

Ab in die Koje möchte vor allem mit privaten Vermietern zusammenarbeiten, die Lust haben etwas Gutes zu tun. Problem hierbei sei, dass leider noch viele Menschen Vorbehalte hätten: „Für die meisten besteht der Kontakt mit Obdachlosen darin, dass man jemandem 50 Cent in seinen Pappbecher gibt“, meint Marlene. Es gebe einfach zu wenig Schnittstellen im Alltag, wo Wohnunglose und Nicht-Wohnunglose aufeinandertreffen. Auch dies möchte die Gruppe ändern, um Ängsten und Vorurteilen vorzubeugen.

Ursprünglich war der Name „Mein neuer Nachbar“ und genau das sei die Rolle von Ab in die Koje, berichtet Gründer Björn. Man sei nicht da, um zu kontrollieren, sondern eher um mal „eine Bohrmaschine auszuleihen oder mit den Kindern in den Zoo zu gehen“. Wenn man sich verstehe, dann spreche nichts dagegen Kontakt zu halten. Die Betreuung würde aber durch die Sozialarbeiter stattfinden.

Das Kapital ist nun seit Kurzem erreicht. Jetzt wird nur noch eine Wohnung gesucht. Zwar habe der Verein schon ein paar Objekte angeboten bekommen, die aber leider nicht passten. Die Vereinsmitglieder sind optimistisch. „Ich stelle mir vor, was das für ein tolles Gefühl ist, wenn man jemandem ein besseres, schöneres Leben geben kann“, freut sich Björn.

Möchtest du das Projekt unterstützten oder hast zufällig eine Wohnung frei? Dann melde dich gerne unter info(at)abindiekoje.de.

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