Impfzentrum Messehallen startet ersten Testlauf
Anfang Januar soll hier geimpft werden, gestern gab es einen ersten Testlauf: Das Hamburger Impfzentrum in den Messehallen bereitet sich vor.
Von Alana TongersAn einer Stelle wird noch geschraubt, an einer anderen reihen sich bereits Menschen an Schalter. Ausgerechnet ein Ort, den das Virus beinahe komplett stilllegte, soll aus Corona nun Geschichte machen: In den Messehallen entsteht Hamburgs zentrales Impfzentrum.
„Wie Sie am Lärmpegel erkennen können, wird hier schon fleißig gearbeitet“, erklärt Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH). Denn das Impfzentrum Messehallen stellte sich gestern bei einem Testlauf der Presse. Wenn es Anfang Januar losgeht, sollen alle Handgriffe sitzen.
Dafür durchliefen am Dienstag eine Reihe von Statisten den Impfprozess. Alles soll so genau wie möglich nachgestellt werden. Größter Unterschied: Diejenigen, die das Impfzentrum heute auf die Probe stellen, werden vermutlich zu den letzten gehören, die hier tatsächlich geimpft werden. Denn die Impfreihenfolge gibt die Bundesregierung vor. Los geht es mit den über 80-Jährigen. „Die erhalten eine Einladung per Post“, so Plassmann.
Wer wird wann geimpft?
Mehr Terminal als Arztpraxis
Optisch erinnert das Impfzentrum eher an ein Flughafen-Terminal als an eine Arztpraxis. Die Halle ist in fünf sogenannte Cluster aufgeteilt, davon verfügt jedes über acht Impfboxen.
Los geht es mit der Anmeldung. Hier wird sichergestellt, dass der Test-Impfling auch wirklich einen Termin hat. Wer einen Termin hat, muss sich im Anschluss ein „Aufklärungsmerkblatt“ durchlesen – Zeit ist dafür im Wartebereich.
Risiken und Nebenwirkungen
Aber auch der behandelnde Arzt klärt im Gespräch über die Impfung auf. „Die Wirkung ist sensationell und die Nebenwirkungen gering“, verspricht Dr. Klaus Becker seinem Test-Impfling.
Der Internist war bereits in den vergangenen Tagen in Hamburger Pflegeheimen im Einsatz und betreute dort erste Impfungen. „Eine leichte Reaktion auf den Impfstoff habe ich nur bei einer Person erlebt“, erzählt er. Es sei besonders wichtig, den Arzt über Allergien zu informieren.
Erst wenn die Einverständniserklärung unterschrieben ist, geht Becker zur eigentlichen Impfung über. Einen Piks und wenige Sekunden später ist diese geschafft. „Von der An- bis zur Abmeldung dürfte der ganze Prozess um die 30 Minuten dauern“, schätzt Becker.
In einem Ruhebereich werden die Patienten noch 15 Minuten beobachtet – um sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten. Erst dann können sie bei der Abmeldung auschecken.
Für die Immunisierung gegen Corona sind zwei Dosen des Impfstoffes notwendig. Der Termin zur zweiten Impfung steht drei Wochen später an.
Herausforderung Impfstoff
Walter Plassmann zeigte sich mit dem ersten Testlauf zufrieden. Es sei beeindruckend, was mit dem Testzentrum Messehallen in so kurzer Zeit geschaffen wurde. Die größte logistische Herausforderung aber sei der Impfstoff selbst. „Diesen kennen wir nämlich erst seit Samstag“, so Plassmann.
Chemiker des Zentrums haben deswegen die Konsistenz des Impfstoffes nachgestellt – unter anderem mit Seifenmolekülen -, um die Probeläufe möglichst genau zu gestalten.
In wenigen Tagen wird sich zeigen, ob die Abläufe auch mit der echten Impfdosis klappen. Wie viele Personen das Zentrum pro Tag behandelt, sei noch schwer zu sagen. „Zu Beginn starten wir mit einer geringen Auslastung“, so Plassmann.
Erst wenn genügend Impfstoff verfügbar sei, könnten weitaus mehr Personen vor Ort geimpft werden. Im Februar rechne er mit bis zu 4.000 Impfungen pro Tag. „Was wir auf jeden Fall vermeiden wollen, ist Leerlauf.“
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