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Hardy Krüger Jr. und Stephan Benson in "Die Jungs im Herbst" in den Hamburger Kammerspielen. Foto: Bo Lahola
Kammerspiele

„Die Jungs im Herbst“ mit Hardy Krüger Jr. und Stephan Benson

„Die Jungs im Herbst“ erzählt die Geschichte der beiden gealterten Literaturhelden Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Die einstigen Lausbuben blicken am Ort ihrer Kindheit auf ihr bisheriges Leben zurück. Das Zwei-Personen-Stück über Vergangenheit, Freundschaft und Reue ab jetzt in den Kammerspielen. Wir waren bei der Premiere.

Von Alisa Pflug

Am Sonntag Abend feierte das Stück „Die Jungs im Herbst“ mit Hardy Krüger Jr. und Stephan Benson in den Hamburger Kammerspielen Premiere. Beide Schauspieler spielten bereits in Inszenierungen an der Hamburger Bühne. Krüger Jr. feierte zuletzt mit der Bühnenversion des Films „Ziemlich beste Freunde“ große Erfolge und gilt als Publikumsliebling im Theater in der Hartungstraße. Nun das Stück des amerikanischen Dramatikers Bernard Sabath, in dem bereits Krüger Jr.’s Vater Hardy Krüger gemeinsam mit Mario Adorf 1985 am Ernst-Deutsch-Theater den gealterten Tom Sawyer spielte.

Gealterte Helden am Mississippi

Beim ersten Blick auf die Bühne ist bereits die von Bäumen umrahmte schiefe Hütte von Mr. Finnegan, dem erwachsenen Huckleberry Finn, oberhalb des Mississippis zu sehen. Südstaatenatmosphäre erfasst die Bühne, als er in seinem Schaukelstuhl zur Mundharmonika greift. Der Lausbub‘ von einst lebt als gealterter, mürrischer Waldschrat abseits der Zivilisation, löst Kreuzworträtsel, trinkt Whiskey. Die Waffe zur Verteidigung seines Grundstücks natürlich in der Nähe. Gestört wird diese Idylle von den Geräuschen eines vorbeifahrenden 20er Jahre Lastauto. Es ist das Auto von Thomas Gray, besser bekannt als Mark Twains anderer weltberühmter Held, Tom Saywer. Auch er ist in die Jahre gekommen, verdient sein Geld als wandernder Varieté-Künstler und möchte seinen Kindheitsfreund Huckleberry Finn wiederfinden. Er hatte ihn einst hier am Mississippi zurück gelassen. Schnell wird klar, dass sich hier bereits die beiden Jungen von damals gegenüber stehen, jeder mit seiner Geschichte, im Herbst ihres Lebens. Mit der Zeit entsteht die alte Vertrautheit von früher. Wie es einst zwischen den beiden Jungen am Mississippi gewesen ist, erfährt das Publikum durch gelegentliche Rückblenden, die durch zwei Strohhüte auf den Köpfen der Darsteller und ein gedämmtes Licht markiert werden. Es bleibt die einzige dramaturgische Finesse.

Eine Rückblende in vergangene Kindheitstage. Foto: Bo Lahola

Offenbarungen gelebten Lebens unterm Sternenhimmel

Thomas ist immer noch der Junge von früher. Mit Schiebermütze und einem Rest jugendlicher Unbeschwertheit offenbart er seinen wenig glanzvollen beruflichen Weg. Erst als seine nicht erwiderte Liebe zu Kindheitsfreundin Becky und ein Verdacht des Kindesmissbrauchs gegen ihn ans Licht kommen, erscheint auch der einstige Junge Tom Sawyer sichtbar ernüchtert von den Ereignissen seines bisherigen Lebens. Um einiges behäbiger, nachdenklicher und merklich gezeichneter vom Leben wirkt Henry, der frühere Huckleberry Finn. Er begab sich zunächst an die Universität, auf der Suche nach Bildung, einem anderen Ich und gesellschaftlicher Zugehörigkeit. Auch er scheiterte, vor allem aber hat ihn der begangene Mord an seiner todkranken Frau in einen dunklen Abgrund gestoßen. So offenbaren die beiden sich unterm Sternenhimmel vor Henrys Hütte die Ereignisse ihres bisherigen Lebens und philosophieren dabei über ihre vergangene Kindheit, begangene Fehler und vor allem über die Frage, ob diese wirklich so schwer waren, um beide am Lebensabend direkt in die Hölle zu führen.

Die gealterten Helden Huckleberry Finn und Tom Sawyer. Foto: Bo Lahola

„Wir waren Millionäre, wir wussten es nur nicht“

Generationen von Lesern stellten sich die Frage nach dem weiteren Lebensweg der beiden Mark Twain Helden, deren literarische Welt in der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges liegt. Dramatiker Sabath gibt mit seinem Theaterstück eine mögliche Antwort. Die wuchtigen Themen Sklaverei, Rasismus und Gesellschaftskritik des literarischen Schlüsselwerks spielen hier im Theater eher eine untergeordnete Rolle. Einen größeren Teil nehmen beschwingte Szenen ein, wie beispielsweise die Zauberkünste von Thomas. Leichte, konstante „Schmunzler“ begleiten das Treffen der alten Kindheitsfreunde auf der Bühne und sorgen dafür, dass das Stück nicht wirklich Anlass zum Nachdenken bietet, aber dafür an Leichtigkeit nie verliert. Beide Darsteller sind eins mit ihren Rollen, und stellen ein gelungenes Wechselspiel zwischen mürrischem Einsiedler und beschwingtem Zauberer dar. So klappt vor allem die Dynamik zwischen den Charakteren, in der der lebhafte Thomas in seinem alten, barschen Freund Erinnerungen an die idyllische Kindheit hervorbringt. Oftmals erinnert dies an Vater und Sohn. Die anfängliche Fremdheit der wieder vereinten Helden mündet in eine wieder viel beschworene Freundschaft. Jedoch verlieren sich Mark Twains erwachsene Helden am Ort ihrer Kindheit schlussendlich in Kindheitsutopien und Fragen nach persönlicher Reue.

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