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Der Eingang vom Holi-Kino mit MET-Opera-Plakat. Foto: Alex Povel
Ferienprogramm

Ein Stück New Yorker Oper in Eimsbüttel

Es ist ein Samstag im Oktober, 17 Uhr. Im Holi-Kino in Eimsbüttel hat das das Personal hinter dem Ticketschalter, vor den Sälen und neben der Popcornmaschine Position bezogen. Alles scheint wie immer – und doch deutet vieles darauf hin, dass es kein typischer Kinobesuch wird. Text: Ida Wittenberg

Von Gast

Schwer und träge hängt der bestickte Vorhang vor der Kinoleinwand: Die Zuschauer blicken auf den ersten Elbtunnel, das Riesenrad, den Hamburger Wasserträger, die Alster und den Hafen. An den Saalwänden erstreckt sich eine leuchtende Tier- und Pflanzenwelt. Die burgunderroten Samtsitze schimmern in ihrem Schein.

Sobald die Türen zum Kinosaal 1 geöffnet sind, stürmen die Besucher herein und sichern sich die besten Plätze. Jacken und Tücher dienen als Platzhalter für Freunde. Das Sektglas in der einen, ein Laugengebäck in der anderen Hand, sinkt eine schick gekleidete Frau in die weichen Sitze. Das Licht erlischt und der Kinosaal verwandelt sich in die New York Metropolitan Opera.

Vor der Tür zu Saal 1 steht Holger Steinert, verantwortlich für die heutige Aufführung und knetet die Hände. Er späht über das eintreffende Publikum hinaus auf den strömenden Regen vor der Tür: „Hoffentlich gibt es kein Unwetter, das könnte das Signal der Live-Übertragung stören“, sagt er.

Auf dem Tresen steht der Sekt bereit

An den Seitenwänden hängen Plakate: MET OPERA – LIVE im KINO! Auf dem Tresen stehen Sektgläser bereit, der Brunnen in der Mitte der Eingangshalle plätschert vor sich hin, das Publikum trifft nach und nach ein und versammelt sich im Foyer. Seit zehn Jahren überträgt das Holi-Kino in der Schlankreye die Aufführungen der „Metropolitan Opera“, umgangssprachlich MET genannt, aus New York City. Es zählt zu den weltweit führenden Opernhäusern und hat auch seinen Weg nach Eimsbüttel gefunden.

Der rechte Auserwählte von Jean-Claude Berutti

Kammerspiele: Wiedereröffnung des Logensaals

Zum 70. Mal jäherte sich am 21. November der Tag der Uraufführung von Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür". Die Kammerspiele nahmen dies zum Anlass, die Wiedereröffnung des Logensaals mit einer musikalisch untermalten Lesung von Texten Borcherts zu feiern.

Heute finden Mord, Liebe, Betrug, Sex, Verrat und Eifersucht Einzug in das Holi: Don Giovanni, ein Meisterwerk von Mozart, wird an diesem Abend Live in New York inszeniert. Sowohl Komödie als auch Schauerspiel verbinden sich in diesem Klassiker der Operngeschichte.

Auch wenn Hamburg Liebhabern klassischer Musik einiges bietet: Von einem Besuch in dem wohl berühmtesten Opernhaus der Welt träumt jeder Opernfan. Imposante, bis ins kleinste Detail durchdachte Bühnenbilder, die durch ihre schiere Größe beeindruckende Kulisse, atemberaubende Kostüme, internationale Spitzendirigenten und die herzzerreißenden Arien von Weltstars wie Anna Netrebko oder Placido Domingo sorgen für Gänsehaut.

Hochkarätige Besetzung

Weltklasse sind allerdings auch die Preise – eine Karte für die MET kostet oft mehr als 100 Euro. Auch der Opernabend im Holi ist für einen Kinobesuch teuer – knapp 30 Euro. Das Special: Ein Glas Sekt ist inklusive.

Der große Saal vom Holi. Foto: Alex Povel

An diesem Abend zieht Simon Keenlysides das Publikum der ganzen Welt mit seiner Interpretation des skrupellosen Verführers in den Bann. An seiner Seite stehen Opernsänger wie Roland Villazon als Don Ottavio oder Malin Byström als Donna Elvira, dirigiert von Fabio Luisi. Eine hochkarätige Besetzung, die ihr Können an diesem Abend vier Stunden lang unter Beweis stellt.

Besondere Atmosphäre

Auch das Ehepaar Hinz, bekennende Opernliebhaber, schlängelt sich fein gekleidet durch die wogende Masse der Zuschauer. „An solch einem Abend kommt hauptsächlich das Stammpublikum. Auch unsere Töchter kommen mal mit – aber man sieht nur selten junges Publikum. Oft sind es die gleichen Gesichter. Aber wir freuen uns immer wieder auf einen faszinierenden Abend mit unseren Freunden – wie in der New Yorker Oper.“

Das NDR Elbphilharmonie Orchester in der Kaifu Lodge. Foto: Alex Povel

Klassik-Flashmob in der Kaifu-Lodge

Unter dem Motto "#VollerKlangVoraus!" hat das NDR Elbphilharmonie Orchester mehrere Flashmobs in ganz Hamburg veranstaltet. Auch die Sportler in der Kaifu-Lodge kamen am Montag ohne Vorwarnung in den Genuss klassischer Klänge.

Was diesen Opern-Kinobesuch für viele ausmacht, ist nicht nur die besondere Atmosphäre. Für viele ist ausschlaggebend, sich einen Abend lang wie in New York zu fühlen. Die bekannten Stimmen der Opernsänger zu hören. Teil des Publikums der MET zu sein. Die eindrucksvollen Kostüme und Kulissen bestaunen zu können. Genauso begeisterungsfähig wie die New Yorker zu sein und sich mitreißen zu lassen.

Früher war es exklusiver

Seit der Dirigent den Taktstock zur Ouvertüre von Don Giovanni gehoben hat, herrscht im Kinosaal angespannte Stille. Die Zuschauer lauschen der Musik, folgen beeindruckt der Mimik der Opernsänger. Anders als in jedem Kinofilm lassen sich nur selten Popcorntüten in den Sitzreihen blicken. Das Rascheln der Tüten, die lauten Kaugeräusche zerstören die Illusion, in der Oper zu sitzen.

Wie vor der MET-Opera in New York hat auch das Holi einen Springbrunnen – nur etwas kleiner. Foto: Alex Povel

Das Ehepaar Hinz ist sich einig: „Wir sind fast von Beginn an dabei. Früher war es noch viel exklusiver. Damals hat sich das Publikum anders verhalten. Alle waren sehr edel gekleidet – wie in einer richtigen Oper. Heute kann man ja fast von einem Sittenverfall sprechen. Auch Popcorn nehmen mittlerweile einige mit in den Saal, aber das ist wirklich die Ausnahme.“

Das Besondere an diesem speziellen Opernbesuch ist die gute Sicht auf die Sänger und die Bühne. Verschiedenste Kameraeinstellungen erlauben einmalige Einblicke in das Geschehen. Anders als das New Yorker Publikum können die Besucher des Holi-Kinos jede kleinste Regung im Gesicht der Sänger verfolgen.

Opernbesuch in der extended Version

Aber auch kleinere Malheure werden so sichtbar: Selbst die oft etwas feuchte Aussprache der Operndiven fängt die Kamera in Großaufnahme ein. In der Pause gibt es einen Blick hinter die Kulissen, Gespräche mit den Sängern und Eindrücke vom Aufbau der New Yorker Oper verkürzen die Wartezeit auf den nächsten Akt – ein Opernbesuch in der extended Version.

Autorin Heike Suzanne Hartmann-Heesch

Eine Hommage an die Sprache

Die Autorin Heike Suzanne Hartmann-Heesch begeistert und empört mit ihren dichten Erzählungen. Bei einem Kaffee im Café Strauss gewährt die Eimsbüttelerin einen Blick in ihre stillen Momente.

In New York beginnt die Aufführung um die Mittagszeit, in Hamburg ist es fast Mitternacht, als der Vorhang sich vor die Leinwand schiebt. Das Publikum erhebt sich aus den weichen Samtsitzen und schlüpft in seine Regenmäntel.

Verzaubert von ihrer Reise nach New York verlassen die Opernfans das Holi und treten ins kühle Nass der Hamburger Straßen. Ein erschwinglicher Kurztrip nach New York, den jeder mal erlebt haben sollte.

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