
Eine Nacht voll Literatur
Lesen und zuhören – diese simplen und doch sehr zentralen Fertigkeiten standen bei der zweiten „Langen Nacht der Literatur“ am Samstag im Mittelpunkt. Viele Veranstaltungen fanden in Eimsbüttel statt – und wurden gut besucht.
Von Julia Dziuba„Wir sind sehr, sehr, sehr zufrieden“, so Christiane Hoffmeister vom Büchereck Niendorf Nord, das gemeinsam mit dem Literaturhaus Hamburg das Event veranstaltete. Genaue Angaben zu den Besucherzahlen könne sie zwar nicht machen, gleichwohl hätten sich auf der Abschlussfeier in der Freien Akademie der Künste viele ihrer Kollegen und auch die Autoren selbst sehr zufrieden mit der Resonanz gezeigt.
„Alles wird hell“ im Heußweg
Dicht neben- und hintereinander saßen die Besucher auch in der Buchhandlung Lüders im Heußweg. Die Schauspielerin und Autorin Julia Jessen stellte hier ihren Debütroman „Alles wird hell“ vor. Protagonistin ist Oda, die zentrale von wichtigen Entscheidungen und Erlebnissen geprägte Phasen ihres Lebens Revue passieren lässt – von den ersten Lebensjahren bis zum Alter, lustig und nachdenklich. „Das Thema hat mich einfach interessiert“, erzählte Jessen in einer Pause. „Ich glaube, es braucht einen großen Mut, eigenwillige Entscheidungen zu treffen und dem Gefühl zu vertrauen.“ Auf das Verhalten ihrer Protagonistin habe es vielfältige Leser-Reaktionen gegeben – von „mutig“ bis „egozentrisch“ und „unreif“. Bezogen auf die Publikumsresonanz befand Jessen: „Es ist ja toll, dass das so wahrgenommen wird.“ Gerade für die Buchhandlungen sei eine solche Veranstaltung vor dem Hintergrund der Online-Konkurrenz „zwingend“.
Irgendwie so nach Griechenland
Auch der Berliner Stefan Ferdinand Etgeton, der seinen Debütroman „Rucksackkometen“ vorstellte, war „positiv überrascht davon, wie viele Leute dann doch zu den Veranstaltungen gekommen sind“, obwohl viele Lesungen zeitgleich stattfanden. Etgeton, der im vergangenen Jahr mit dem MDR-Publikums- und Literaturpreis ausgezeichnet wurde, brachte sein Publikum in der Buchhandlung Heymann in der Osterstraße immer wieder zum Lachen – mit seinem unkonventionell weil umgangssprachlich formulierten Roman über den Studienabbrecher Fiete. Dieser beschließt, mit einem Freund durch Südosteuropa nach Griechenland zu fahren und Europa zu retten, sucht aber während seines Roadtrips eigentlich etwas ganz Anderes – was er (natürlich) auch findet.
Dabei wechselten sich stimmig und spannend zugleich zahlreiche „irgendwie (so)“-, „eigentlich“- und „halt“-Formulierungen mit Ausdrücken wie „Supernova der Freude“ oder „Assoziationszelte unter unserer Schädeldecke“ ab. Auch band der Autor das Publikum immer wieder in die Lesung mit ein, beispielsweise durch mitgebrachte Fotos mit Motiven, die er beim Beschreiben einer Figur beziehungsweise Situation als Vorbild nahm. Eigentlich sei ihm jedoch lieber, wenn sich die Zuhörer ihre eigenen Gedanken machen. Es sei „doch total schön, dass alle Leute sich das anders vorstellen“, so Etgeton.
Fortsetzung abhängig von Sponsoren
Christiane Hoffmeister möchte das Literatur-Event gerne langfristig etablieren: „Wir hoffen das sehr“, so die Veranstalterin. Hierfür seien neben dem Engagement der Buchhandlungen, auf das sie setzt, aber auch Sponsoren vonnöten. „Wir brauchen die Gelder“, betonte Hoffmeister.