Fahrverbot: „Einfach an den Ausweichrouten den Feinstaub selbst messen“
Heute ist das neue Fahrverbot auf der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee in Kraft getreten. Einige Ausweichrouten führen nun direkt durch Eimsbüttel. Wird der Stadtteil darunter leiden und welche Möglichkeit gibt es für die Eimsbütteler?
Von Fabian Hennig„Für die Bewohner an der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee ist es super, dass es nun ein Fahrverbot gibt“, sagt Feena Fensky von dem Projekt „Luftdaten.info“. Dennoch müsse an den Ausweichrouten gemessen werden, wie sich die neue Verkehrsführung auf die Luftqualität auswirke, meint sie. Und das könnten Bürger nun selbst übernehmen.
Die 25-jährige Studentin ist Ehrenamtliche für das Feinstaubprojekt, das von „CodeforHamburg“, einem Daten-Aktivisten-Netzwerk, initiiert wurde. Ihre Masterarbeit schreibt sie gerade über das sogenannte Citizien Science Projekt, dessen Bekanntheit sie nebenbei noch vergrößern möchte. Deswegen setze sie sich auch privat dafür ein.
Kritik aus Eimsbüttel
Für die beiden Fahrverbote hat die Stadt Hamburg viel Kritik einstecken müssen, weil der Verkehr sich nun auf die umliegenden Straßen verlagert. Einige dieser Ausweichrouten führen durch Eimsbüttel und werden sich vielleicht auf die Luftqualität im Stadtteil auswirken. Aus der Eimsbütteler Politik kommt deswegen Kritik am Fahrverbot.
Koorosh Armi von der SPD Fraktion Eimsbüttel sagt, dass wenn sich Verkehre entsprechend vermehre, müsse man das im Auge behalten. Und auch Lisa Kern von den Grünen ist der Meinung, dass die Folgen die Eimsbütteler treffen. „Wir müssen uns mit den Hamburgern solidarisch zeigen, wo die Luft schlecht ist.“ Deswegen seien eventuell mehr Fahrverbote nötig. Und Rüdiger Kuhn von der CDU sagt: „Ich gehe davon aus, dass die Belastung für Eimsbüttel steigen wird, aber man kann nicht zwingend sagen, dass wir Opfer sind.“
Allerdings kommt die Kritik nicht nur aus dem Bezirk, Manfred Braasch vom B.U.N.D. formuliert es so: „Die zwei Fahrverbote mit unterschiedlicher Länge und Qualität werden eingerichtet, um die Grenzwerte an den Messstationen einzuhalten. Prinzipiell ist das eine gute Nachricht, aber es muss ein großflächiger Ansatz her.“ Für ihn sind die beiden Fahrverboten bislang nur Symbolpolitik.
Ausweichrouten durch Eimsbüttel
Die Durchfahrtsbeschränkung gilt auf der Max-Brauer-Allee von der Julius-Leber-Straße bis zur Holstenstraße Holstenstraße und der Stresemannstraße vom Kaltenkirchener Platz bis zum Neuen Pferdemarkt. Mit den beiden Abschnitten werden knapp über 2 Kilometer Straße gesperrt. Betroffen sind Abschnitte der Max-Brauer-Allee für PKW und LKW älter als Abgasnorm Euro 6 und Abschnitte der Stresemannstraße für Diesel-Lkw älter als Euro 6.
Die Stadt Hamburg empfiehlt Auto- und Lkw-Fahrern Ausweichrouten, die über die Richtungen Osten und Westen um die beiden gesperrten Straßen herumführen. Einige dieser Ausweichrouten verlaufen direkt durch Eimsbüttel. Davon sind hauptsächlich Eimsbütteler Marktplatz, Fruchtallee, Doormannsweg, Schäferkampsallee und Schröderstiftstraße.
Feinstaubsenor selbst zusammenbauen
Das Messgerät kostet rund 40 Euro und kann mit etwas technischem Geschick zu Hause zusammengebaut werden. Die Software wird aus dem Internet geladen und auf der Platine installiert. Nur eine Stromquelle und einen Wlan-Zugang werden benötigt. Konstruktionsbedingt werden die Komponenten, bestehend aus Feinstaub-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren, in ein handelsübliches Abwasserrohr gesteckt.
Die von den Freiwilligen zusammengebaute Sensoren werden an Hauswänden, im Garten und auf Balkonen angebracht. Aus den übermittelten Daten generiert die Website eine sich ständig aktualisierende Karte.
Interessierte können sich die Komponenten entweder im Internet bestellen oder diese gegen eine Spende von „Luftdaten.info“ erhalten. Zudem werden regelmäßig Workshops angeboten, in denen in Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen von „CodeforHamburg“ die Sensoren zusammengebaut werden. Unter der Emailadresse „feinstaub@codeforhamburg.org“ kann sich für die Workshops angemeldet werden.
Fensky hofft, dass viele Interessierte und Freiwillige sich einen Feinstaubsensor zu Hause anbringen und ihre Daten an das Netzwerk schicken. Nur so könnte gesehen werden, wie sich die Luftqualität an den Ausweichrouten über die Zeit verändert. „Höhere Feinstaub-Werte werden hoffentlich die Politik positiv motivieren, sodass sich etwas für ganz Hamburg verändert.“
In unserem aktuellen Magazin haben wir mehr Informationen über den Feinstaubsensor und beantworten die Frage, ob er wirklich eine Alternative ist: