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Nach über vierzig Jahren schließt "Georges Music Shop" In der Gärtnerstraße. Foto: George Müller
Nach über vierzig Jahren schließt "George Music Shop" in der Gärtnerstraße. Foto: George Müller
Schließung

Saiten mit Tradition: „George Music Shop“ schließt

In der Gärtnerstraße geben sich zwei Eimsbütteler Musikgeschäfte die Klinke in die Hand. „George Music Shop“ schließt, „Geigenbau Rathmann“ zieht ein. Wie kommt es dazu?

Von Ella Schinkel

„Räumungsverkauf!“: Der pinke Schriftzug klebt seit einigen Wochen am Fenster von George Music Shop. Am 30. Juni schließt der Laden nach über 40 Jahren. Krankheitsbedingt. Für Inhaber George sei das eine Katastrophe. „Das hier ist sein Lebenswerk“, erzählt seine Frau. 

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Eine Anlaufstelle zu jeder Tageszeit

1971 eröffnete George Müller sein Gitarrengeschäft in der Gärtnerstraße. Seit damals ist er für viele Gitarrenliebhaber eine wichtige Anlaufstelle. Von Profimusiker bis Einsteiger – viele Stammkunden kämen seit Jahrzehnten in den Laden. Zum Kaufen, zum Reparieren, zum Fachsimpeln. „George liebte das Quatschen mit seinen Kunden“, erzählt seine Frau Angelika Müller. Den Austausch und teils jahrelangen Kontakt habe er sehr geschätzt.

George stand seinen Kunden zur Seite, egal zu welcher Zeit. Wer ein Problem hatte, habe auch um 10 Uhr nachts bei ihm klingeln können. Ob für passende Schrauben oder seltene Ersatzteile, auf George habe man sich verlassen können, erzählt Jens. Vor 30 Jahren kaufte er bei ihm eine Gitarre – eine jahrelange Freundschaft entstand daraus. Jetzt, da George nicht mehr im Laden stehen kann, hat er gemeinsam mit einem Freund den Räumungsverkauf des Ladens übernommen.

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Ende Juni ist Schluss

Mit 14 Jahren baute George seine erste eigene Gitarre, erzählt seine Frau. Alles, was er dazu brauchte, habe er sich selbst beigebracht. Rund 120 Gitarren habe er im Laufe seines Lebens hergestellt. Einige hängen noch im Laden. „Von Hand – George!“, steht auf den Verkaufsschildern.

1971 eröffnete George sein Gitarrengeschäft in der Gärtnerstraße. Foto: George Müller

1971 öffnete „George Music Shop“ in der Gärtnerstraße. Archivfoto: George Müller

Auch E-Gitarren, Konzertgitarren und Ukulelen finden sich an den Wänden des Musikgeschäfts. „Alles, was Saiten hat, war George wichtig“, sagt seine Frau. Sie hoffe, vor Ladenschluss am 30. Juni noch möglichst viele seiner Schätze in gute Hände geben zu können. 

Alle Gitarren, die sie nicht mehr rechtzeitig verkaufen, werde sie übergangsweise in ihre private Wohnung hinter den Geschäftsräumen stellen. Nicht ungewöhnlich, erzählt sie. Große Lieferungen habe ihr Mann gerne in der gemeinsamen Wohnung zwischengelagert. Die Vermischung von Privatem und Beruf habe beide nie gestört. „Wenn im Laden die Verstärker ausprobiert wurden, bebte hier das ganze Wohnzimmer“, erzählt Angelika lachend.

Das Geschäft bleibt in der „Musikerfamilie“

Ab jetzt wird es wohl ruhiger in der Wohnung werden. Im Februar habe George beschlossen, sein Geschäft zu schließen. Aus gesundheitlichen Gründen stehe er bereits seit Mitte März nicht mehr in den Geschäftsräumen. Eine schwierige Zeit für ihn, erzählt seine Frau.

 „Irgendwann ist es wohl auch mal gut“, sagt sie. Beide wollen nebenan wohnen bleiben, das Geschäft werden sie renovieren und dann weitervermieten. Eine Nachmieterin haben sie bereits gefunden. „Wir freuen uns, dass das Geschäft in der Musikerfamilie bleibt“, sagt Angelika.

Geigenbau Rathmann zieht ein

Wer ab September durch das Schaufenster des Ladens schaut, wird dort voraussichtlich Birgit Wyrowski beim Arbeiten sehen können. Sie zieht mit ihrem Ladengeschäft Geigenbau Rathmann in die Gärtnerstraße. Derzeit stecke sie mitten in den Vorbereitungen für den Umzug.

Anfang des Jahres wurde der Mietvertrag für ihre bisherigen Ladenräume im Heußweg gekündigt. Auf der Suche nach einer neuen, bezahlbaren Ladenfläche sei sie auf George Music Shop aufmerksam geworden. Sie freue sich, weiter in Eimsbüttel arbeiten zu können, auch wenn sie sich durch die neuen Räumlichkeiten etwas verkleinern muss.

Geigenbau in langer Tradition

Birgit hatte eigentlich nicht geplant, Geigenbauerin zu werden. Nach dem Abitur erhielt sie keinen Studienplatz und begann eher zufällig ein Praktikum bei einem Geigenbauer in der Eimsbütteler Chaussee. „Ich bin dort kleben geblieben“, erzählt sie. Später übernahm sie das Geschäft von ihrem Ausbilder und zog damit vor einigen Jahren in den Heußweg.

Auch viele Jahre später bereite ihr die Arbeit Freude. In ihrer Werkstatt repariert sie Streich- und Zupfinstrumente oder arbeitet alte Schätze neu auf. Zusätzlich bietet sie einen Instrumentenverleih an und begleitet dadurch wachsende Kinder beim Instrumentlernen. In ihrem Ladengeschäft verkauft sie zudem Ersatzteile wie Instrumentensaiten oder Harz zum Behandeln von Cello und Geigenbögen.

In ihrer Werkstatt repariert Birgit Wyrwoski mit viel Hingabe alle Streich- und Zupfinstrumente. Foto: Ella Schinkel
In ihrer Werkstatt repariert Birgit Wyrowski mit viel Hingabe alle Streich- und Zupfinstrumente. Foto: Ella Schinkel

In Konkurrenz mit dem Online-Handel

Die schwierige Situation im Musikhandel trübe ihren Spaß am täglichen Geschäft. Vom Handel allein könne sie heute nicht mehr leben, zu viele kaufen ihre Instrumente inzwischen online. Die meiste Zeit stehe sie daher nicht im Laden, sondern in ihrer Werkstatt, erzählt Birgit. Der Verleih und die Reparaturarbeiten seien über die Jahre zu ihrem Hauptgeschäft geworden. 

Aufhören will sie aber noch nicht – mindestens fünf weitere Jahre will sie sich in der Gärtnerstraße den Geigen, Celli, Gitarren und Ukulelen widmen. 


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