Haustiere als Weihnachtsgeschenk? Tierschützer raten davon ab
Ob Hund, Katze oder Meerschweinchen – Haustiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Der Hamburger Tierschutzverein schließt deshalb über die Feiertage seine Vermittlung.
Von Kristin GebhardtEin flauschiger Welpe unter dem Weihnachtsbaum – was wie der Traum vieler Kinder klingt, halten Experten für keine gute Idee. Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) rät dringend davon ab, Haustiere zu Weihnachten zu verschenken.
„Kein Tier unter’m Weihnachtsbaum“
Im letzten Jahr hat der Hamburger Tierschutzverein über 9.800 Tiere aufgenommen – davon knapp 1.100 zwischen Weihnachten 2021 und Ende Februar 2022.
Um diese Zahlen zu reduzieren, schließt der HTV dieses Jahr erneut seine Vermittlungsstelle und das Tierheim Süderstraße. Vom 22. bis zum 27. Dezember werden keine Tiere vermittelt oder aufgenommen. Das Motto lautet: „Kein Tier unter’m Weihnachtsbaum“.
Die Tierschützer hoffen, dadurch Spontankäufe zu vermeiden und Tiere vor einer Aussetzung nach den Feiertagen zu schützen.
Überforderung der neuen Tierhalter
Dass sich ein Haustier nicht als Geschenk zu Weihnachten eignet, sagt auch Frank Weber. Er leitet das Eimsbütteler Tierheim Franziskus.
Ein Haustier sollte die Möglichkeit haben, sich abseits vom Festtagstrubel in seinem neuen Zuhause einzugewöhnen. Besonders das Böllern an Silvester verschrecke scheue Tiere.
Viele Menschen unterschätzen zudem den Aufwand, den ein Haustier mit sich bringt, und sind schnell überfordert. Man sollte sich ein Tier nur nach genauer Überlegung anschaffen und sich seiner Verantwortung bewusst sein, sagt Janet Bernhardt, Vorsitzende des HTV. Auch mögliche Allergien und Probleme in Mietwohnungen sollten bedacht werden.
Hamburger Tierschutzverein
Der Hamburger Tierschutzverein engagiert sich seit 1941 im Tierschutz. Der Verein nimmt verletzte Wildtiere und nicht länger gewollte Haustiere auf. 2021 stellte der HTV den Rekord von 11.007 aufgenommenen Tieren in einem Jahr auf.
Haustier-Trends während Corona
Die Zahl der aufgenommenen Tiere ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. „Dass wir den Rekord vom letzten Jahr dieses Mal nicht knacken werden, liegt nur an verschiedenen Aufnahmestopps“, sagte Sven Fraaß, Pressesprecher des HTV.
Mit Blick auf die zurückliegenden Corona-Jahre ließen sich gewisse „Trends“ erkennen. Katzen seien ein beliebter Spontankauf zum Vertreib der „Lockdown-Langeweile“ gewesen. Aufgrund fehlender Kastrierungen sammelte der HTV teils ganze Katzenfamilien von den Straßen auf.
„Ein überraschender Trend war es, sich Hühner im Garten zu halten“, sagte Fraaß. Die Halter seien sich jedoch nicht über den Aufwand und Lärm bewusst gewesen.
Die Welpenmafia
Zwar versuchen Tierheime und Vereine, unüberlegte Tierkäufe zu vermeiden, der Online-Verkauf von Haustieren wirkt dem jedoch entgegen. Das Problem: Viele Online-Händler leisten keine oder zu wenig Aufklärung und fragen nicht nach den Lebensumständen der zukünftigen Tierhalter. Hinter vermeintlich seriösen Kleinanzeigen stecken zudem oft katastrophale Haltungsbedingungen, warnt HTV-Vorsitzende Janet Bernhardt.
Während der Homeoffice-Zeit habe der illegale Welpenhandel dramatisch zugenommen. Üblicherweise erreichten den HTV etwa fünf Meldungen über illegalen Welpenhandel pro Jahr. In der Corona-Zeit habe der Verein fast täglich Meldungen entgegengenommen, sagte Fraaß.
„Kein Tier hat ein Ablaufdatum“
Wenn der Tierkauf gut überlegt ist und die Umstände für das Tier passen, freut sich der Tierschutzverein, wenn Tierheime Tiere vermitteln können. „Interessierte sollten immer zuerst im Tierschutz nachsehen“, sagte eine Pressesprecherin des HTV. Es gibt unzählige Organisationen, deren Heime voller Tiere sind, die ein neues, liebevolles Zuhause suchen.
Aber: „Bei uns hat ein Tier kein Ablaufdatum.“ Sollte es keine Vermittlung geben, bliebe das Tier bis zu seinem Lebensende im Tierheim des HTV, sagte die Pressesprecherin.
Tierschutz richtig unterstützen
Und für Weihnachten? Statt eines lebenden Mitbewohners können Interessierte beim Hamburger Tierschutzverein tierfreundliche Geschenke finden. Es lässt sich zum Beispiel eine Patenschaft für ein Tier im Heim abschließen, die auch verschenkt werden kann.