
Liebe auf den zweiten Blick
Er, Martin Kultscher, veranstaltet den Christgrindelmarkt im Grindelviertel und tourt mit Musikern um die Welt. Sie, Anke Kultscher, ist Yogalehrerin in Hamburg. Hier erzählt Anke ihre Liebesgeschichte.
Von Julia Haas„2007 kam ich von einer großen Reise zurück, zwei Jahre war ich mit dem Rucksack in Neuseeland und Australien unterwegs, habe dort gelebt und gearbeitet. In dieser Zeit habe ich mein Herz ein paar Mal verloren. Es war eine tolle und intensive Zeit. Als ich wieder in Deutschland war, habe ich an alles gedacht, aber nicht daran, die Liebe zu finden.
Nach der Reise wollte ich erstmal nicht zurück nach Hamburg, sondern nach Berlin. Aber dann hat sich eine gute Freundin aus Hamburg gemeldet, sie hatte damals eine Eventagentur und ein Mitarbeiter war plötzlich schwer erkrankt. Sie brauchte Hilfe. Also bin ich eingesprungen.
„So lernte ich Martin kennen“
Nach ein paar Monaten kam der erkrankte Mitarbeiter zum Glück wieder heil zurück. Als ich ihn zum ersten Mal sah, fragte ich mich, was das für ein Typ ist – er trug ein buntes Hawaii-Hemd, ziemlich weit aufgeknöpft, und gegelte Haare. Wahrscheinlich dachte er das Gleiche über mich. Man sah mir an, dass ich irgendwie aus der Wärme kam: sehr kurze Jeans und Flip-Flops trotz richtig großer Füße. Sein breites Lachen und seine sympathische Art mochte ich aber sofort. So lernte ich Martin kennen.
Damals beschloss ich, noch ein Jahr in der Agentur zu bleiben, bevor ich wieder auf Reisen ging, diesmal nach Südostasien.
Nicht ihr Typ
In der Eventagentur arbeiteten wir eng zusammen, wir verbrachten viel Zeit miteinander. Wir feierten gemeinsam mit Kollegen, telefonierten auch privat und tauschten uns über unsere Reisen, unsere unterschiedlichen Musikgeschmäcker und alles Mögliche aus. Wenn ich zum Beispiel ein Problem mit meinem Auto hatte, rief ich ihn an. Ich kam aber nicht auf die Idee, dass zwischen uns mehr sein könnte.
Martin ist um einiges älter als ich und ich hielt ihn für einen absoluten Womanizer; das fand ich schmalzig und nicht cool. Er war absolut nicht mein Typ, aber irgendwie mochte ich ihn dennoch.
Mehr als nur eine Kollegin
An meinem letzten Arbeitstag in der Agentur änderte sich alles: Während meiner Abschiedsfeier kamen wir uns näher und er offenbarte mir, dass ich für ihn mehr als nur eine Kollegin sei. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, und an diesem Tag oder in dieser Nacht kamen wir zusammen. Das war vor 17 Jahren. Wir gehören zusammen. Ich kann es nicht erklären. Trotz aller Unterschiede oder vielleicht gerade deshalb.
Bis zu meiner Abreise nach Südostasien hatten wir einen Monat, eine sehr schöne und stürmische Zeit. Ich bin direkt in seine Wohnung im Luruper Weg gezogen. Gemeinsam machten wir das Viertel unsicher und verbrachten Zeit in den Eimsbütteler Kneipen – im „Boltenhagen”, in der „Rock’n’Roll Garage” oder im „Big Easy”, und vor allem in der „040” Bar.
Reise nach Südostasien
Als ich in Südostasien war, sind wir immer in Kontakt geblieben. Ich bin in Internetcafés gegangen, um mit ihm zu skypen. Wir haben uns viele Nachrichten geschickt. Irgendwann war der Speicher meines Handys voll und ich musste alte Nachrichten löschen. Ich habe sie vorher in ein Buch geschrieben, damit sie nicht verloren gehen. Das Buch habe ich heute noch. Vielleicht schenke ich es ihm irgendwann.
Am Ende habe ich meine Reise ein bisschen abgekürzt, um früher wieder bei Martin zu sein. 13 Jahre haben wir im Luruper Weg gemeinsam in einer Miniwohnung auf 42 Quadratmetern gelebt. In dieser Zeit ist unser Kind zur Welt gekommen. Während der Pandemie sind wir nach Lokstedt gezogen in eine größere Wohnung.
Spontane Liebe, spontaner Antrag
Für mich war immer klar, dass ich Martin heiraten möchte. Vor zwei Jahren saßen wir im Urlaub auf unserer liebsten griechischen Insel in einer Strandbar. Ein DJ legte Musik auf – es war der perfekte Moment. Wir sprachen über uns und die letzten Jahre, irgendwann hatten wir beide Pipi in den Augen. Aus dem Nichts machte Martin mir einen Antrag. Er hat das nicht vorbereitet, aber es passte einfach. Ein Ring wurde abends am Hafen gekauft; von einer Künstlerin handgemacht.
Letztes Jahr im Mai haben wir in Eimsbüttel geheiratet, wir waren mit unseren engsten Freunden und unserer Familie beim Griechen in der Osterstraße feiern und essen. Einen Monat später folgte die große Feier in einer Scheune in Kirchwerder.“
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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