
Magazin “Green”: Die Kraft des Ausdrucks
Eine Bühne für Ideen, ein Magazin für Lösungen: Eimsbüttels Verlagsvielfalt hat Zuwachs bekommen. Das Magazin „Green“ will neugierig machen auf Nachhaltigkeit.
Von Vanessa LeitschuhFast ein halbes Kilo schwer, 180 Seiten dick. Dieses Magazin ist kein Heftchen, es gehört in den Bücherschrank.
Das ist auch die Absicht der Macher: Langlebig soll es sein, nachwirken soll es. Ein Magazin, bei dem nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form nachhaltig ist.
Ein Raum für Lösungen
Ein Hinterhof in der Sillemstraße, in einem Loft mit schwerem Ledersofa sitzt die Agentur “Wildyard”. Laslo Seyda und Niklas Marc Heinecke haben sie gemeinsam mit einem Freund gegründet. Sie haben eine Lücke gesehen in der Kommunikation über Klimakrise und Nachhaltigkeit. Mit dem Magazin Green wollen sie dem entgegenwirken: Sie geben Ideen und Lösungen Raum, wollen mit ihren Geschichten nah dran sein und tiefer gehen. Und vor allem: neugierig machen auf Nachhaltigkeit.
Steaks aus Pflanzenfleisch? Das will ich probieren.
Urlaub in Brandenburg? Kann auch toll sein.
Secondhand-Kleidung mit coolem Design? Warum nicht.
“Es macht etwas mit einem, wenn das Thema allgegenwärtig ist. Wenn die Medien mehr darüber berichten würden, wären wir Menschen weiter in unserem Denken und Handeln”, sagt Laslo Seyda.
Seyda war lange Zeit Reisejournalist, hat aber auch für die Kundenmagazine großer Konzerne geschrieben. Auf seinen Recherchen atmete er den Smog von Mexiko-City. Er sah die Müllmassen am Rand der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar und reiste zur Gründung eines Nationalparks nach Patagonien, wo der Raubbau an der Natur so lange betrieben wurde. “Je mehr du von der Welt siehst, desto mehr Probleme entdeckst du.”
Mit Geschichten die Welt grüner machen
Das Jahr 2019 markierte einen Wendepunkt. Rund dreißig Mal saß Seyda in diesem Jahr in einem Langstreckenflieger und ihm wurde klar: Es muss sich etwas ändern. Er wollte nicht mehr so oft fliegen, vor allem aber: Er wollte nicht mehr für Auftraggeber aus der Luftfahrt- und Automobilbranche schreiben, stattdesseb den Fokus verstärkt auf Umweltthemen legen.
Etwa zu dieser Zeit segelte der Fotograf Niklas Marc Heinecke gerade durch die Nordmeere. In Grönland sah er die Gletscher abbrechen und sich immer mehr zurückziehen, in Marokko surfte er auf Wellen aus Müll.
Als er nach Hamburg zurückkehrte, beschlossen er und Laslo Seyda, etwas Eigenes zu gründen. Sie wollen die Welt wieder wilder und grüner machen. Mit Geschichten. Mit „Wildyard“.
Green – das Magazin
So kommt im September 2021 die erste Ausgabe des Magazins Green in der kleinen Redaktion an. Monatelang haben sie daran gearbeitet, sind die auf ein Holzbrett gepinnten Seiten immer wieder durchgegangen. „Und dann machst du diesen Karton auf, riechst die Farbe, fühlst das Papier – ein abgefahrener Moment”, sagt Niklas Marc Heinecke.
Rau und geschmeidig zugleich fühlt sich das Recyclingpapier an. Wuchtig liegt es in der Hand. Lange haben sie nach dem richtigen Papier gesucht. Genauso wie nach Autoren und Fotografen, die vor Ort sind, damit ihre Geschichten möglichst wenig Ressourcen verbrauchen.
Beim nächsten Magazin war das gar nicht mehr so einfach. Nach der Deutschland-Ausgabe folgte Nummer zwei mit nachhaltigen Ideen aus allen Ecken Europas. Sie erzählt von Steinzeitwildnis in Portugal, Klima-Architektur in Schweden und einem Gletscherretter aus der Schweiz.
Für das Magazinprojekt haben die Eimsbütteler ihre Ersparnisse zusammengelegt. Weil sie überzeugt waren, dass es genau so ein Format braucht – ein Magazin, das sich den Raum nimmt, um die einzelnen Themen auszuerzählen und das die Komplexität der Klimakrise auch wirklich abbilden kann. Eine dritte Ausgabe? „Die kommt, wenn die ersten beiden ausverkauft sind“, sagt Laslo Seyda. Bis dahin produzieren sie Inhalte zu Nachhaltigkeitsthemen für Unternehmen, Projekte und Organisationen.
Nachhaltigkeit in Serie
“Wildyard” ist eine Agentur für nachhaltige Kommunikation. Dieser Text ist Teil der Serie „Sustainbüttel“, die zeigt, was sich in Eimsbüttel in Sachen Nachhaltigkeit tut. Wir sprechen mit Eimsbütteler Gründerinnen und Unternehmern über Themen wie Aufforsten, Balkonkraftwerke und kürzere Lieferwege.