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Magazin #14

Michel Abdollahi, wie steht es um Deutschland?

Wir haben den „Berufsmoslem“ Michel Abdollahi zum Interview getroffen und uns unter anderem über meckernde Menschen, das Nazidorf Jamel, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen unterhalten. Ein Auszug aus dem neuen Magazin.

Von Fabian Hennig

Eimsbütteler Nachrichten: Michel, wie steht es um Deutschland?
Michel Abdollahi: Es kommt darauf an, wann du mich fragst. Und es kommt darauf an, was mir gerade passiert ist. Wenn ich meinen Facebook-Account öffne und sehe, da ist viel Böses reingerauscht, dann denke ich mir, dass die Zukunft schlimm ausschaut. Wenn aber ganz viel Tolles von Leuten drin ist, sehe ich das anders. Wenn ich hier auf dem Kiez rumlaufe, dann ist alles super – also in meiner Welt ist alles super. Aber man hört auch anderes: Der Bürgermeister meinte heute Vormittag zu mir, wenn man nach Billstedt oder Harburg fährt, dann sagen die Leute schon, „das ist nicht mehr mein Stadtteil“. Jetzt gilt es da ein Gleichgewicht zu finden.

Weil es in diesen Stadtteilen im Verhältnis mehr Menschen mit Migrationshintergrund gibt?
Ja, ich kann das schon verstehen. Ich fühle mich auch unwohl damit, wenn ich an einem Ort nur Menschen aus anderen Kulturkreisen sehe. So will ich auch nicht leben. Wenn ich über den Steindamm laufe, kriege ich mich manchmal alle paar Meter mit Leuten in die Haare, die die ganz normalen Regeln, die mir beigebracht worden sind, nicht respektieren. Die Leute, die aus anderen Kulturen kommen, wurden eben anders sozialisiert.

Hast du ein Beispiel?
Letzte Woche habe ich mich dort im Supermarkt mit einer Frau in die Haare gekriegt, weil sie mich ziemlich energisch wegdrängelte und über mich rüber gegriffen hat, um sich eine Gurke zu sichern. Als wären wir im Krieg und das die letzte Gurke auf der Welt. Dabei war da sehr viel Platz und sehr viele Gurken. Auf persisch meinte ich zu ihr: „Wie die Wilden, wie die Wilden, nichts haben diese Leute gelernt, kommen hierher und benehmen sich nicht“. Mit einer sehr spitzen Beleidigung hat sie dann auf persisch geantwortet. Damit waren wir quitt. Es ist nicht so, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht auch über schlechtes Benehmen aufregen. Allerdings rege ich mich darüber auf, wenn Leute das pauschalisieren und sagen, dass alle so sind. Es geht eben um diese Pauschalisierung. Du siehst schon an der Antwort, wie es Deutschland geht – mal so, mal so.

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In einem offenen Brief an Kanzlerin Merkel hast du geschrieben, dass du dich um deine Zukunft in Deutschland sorgst.
Der Brief an Merkel war ja sehr persönlich – das war auch so gemeint. Auf der anderen Seite war es ein offener Brief, der zur Diskussion und zum gemeinsamen Austausch beitragen sollte. Das war wieder so ein Tag, an dem ich dachte, für Deutschland sieht es schlecht aus. An diesem Tag kam der Kriminalitätsbericht der Bundesregierung raus und die NSU-Morde waren aufgrund von Formalien nicht drin. Hinzu kam diese unsägliche Maaßen-Affäre. Ich dachte nur, „Leute, das geht jetzt so nicht, da muss ich etwas dazu sagen.“ Die Reaktionen haben gezeigt, dass viele so empfunden haben. Wenn ich den Brief jetzt schreiben würde, hätte ich wahrscheinlich wieder andere Sorgen.

Was bewegt dich jetzt gerade?
Die Berichterstattung über Feinstaub und Silvesterböller ist in diesem Jahr eine andere als 2017/18. Es war das erste Jahr, in dem ich gesagt habe, dass ich keine Rakete in die Luft schicke. Generell wirkt vieles so gesteuert. Damit meine ich nicht fremdgesteuert, eher aus der Masse heraus, schwarmgesteuert. In diesem Schwarm wäre es besser, genauer hinzuschauen und sich zu überlegen, stimmt das jetzt eigentlich. Ein Beispiel: War die Situation in Billstedt nicht immer schon so? Das meinte ich auch zum Bürgermeister: „Herr Tschentscher, das Billstedt-Center war noch nie die Champs-Élysées.“ Eine Sache, die man finden kann wie man will, wird von einigen Menschen zu einer Katastrophe hochstilisiert, die so nicht da ist. Die Schuld wird bei den Migranten und dem rot-grünen Senat gesucht und mit diesen Falschinformationen Menschen gegeneinander aufgebracht. Das darf nicht sein.

Findest du, dass bei der Diskussion um Flüchtlinge Themen wie Feinstaub unten durchfallen?
Ja, leider. Wir werden uns in Zukunft sehr darüber ärgern, wenn Redaktionen den Fokus nicht mehr auf solche Themen legen. Medien brauchen Klicks, Resonanz, Verkäufe und Geld. Mit einigen Themen geht das eben besser. Die AfD zum Beispiel hat mit der Hamburger Kulturlandschaft per se ein Problem. In der Bürgerschaft stellen sie dann gerne Anfragen, um damit zu stören und den Laden lahmzulegen. An einem parlamentarischen Austausch haben diese Leute kein Interesse. Vor kurzem gab es wieder so eine Störanfrage, und darauf hat der Kultursenator Carsten Brosda sehr souverän reagiert. Was hat die Presse daraus gemacht? Sie haben nur darüber berichtet, dass die AfD heult und Brosda antwortet. Was in dieser Kulturdebatte überhaupt gesagt wurde und was das Ergebnis davon war und was das für Hamburg bedeutet, darüber wurde wenig berichtet. Wir wissen jetzt nur, AfD und Kultursenator haben sich gefetzt. Das ist doch furchtbar. Wo sind die Inhalte geblieben?

Du willst wissen, wie es weitergeht? In unserem aktuellen Magazin #14 gibt es das vollständige Interview zum Nachlesen. Erhältlich ist das Magazin seit 24. Januar am Kiosk oder gleich hier online.

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