„Circus Roncalli“ und Posaunentag: Wer darf auf die Große Moorweide?
Zwei Veranstalter wollen auf die Große Moorweide, obwohl die Fläche eigentlich tabu ist. Eimsbüttels Politik ist sich uneins, wie sie entscheiden soll.
Von Christiane TauerDie Große Moorweide – eine der bekanntesten Grünanlagen Hamburgs und mit ihren weitläufigen Wiesen und mehr als 100 Jahre alten Bäumen ein attraktives Naherholungsgebiet mitten im Zentrum.
„Grundsätzlich schützenswert“ sei das 4,3-Hektar-Areal unweit des Dammtorbahnhofs, so hat die Eimsbütteler Bezirksversammlung 2020 entschieden. Kommerzielle Nutzungen solle es nicht mehr geben, sie hätten die Grünfläche zu sehr strapaziert. Und doch gibt es jetzt gleich zwei Nutzungsanträge für die Fläche.
„Roncalli“ verkauft schon Tickets
Der Circus Roncalli und der Deutsche Evangelische Posaunentag möchten auf das Areal. Eimsbüttels Politik reagiert gespalten. Einige Parteien sind dafür, andere dagegen.
Beim Circus Roncalli sieht es so aus: Er möchte vom 11. Mai bis 25. Juni 2023 wie schon 2017 und 2019 auf der Großen Moorweide gastieren. Im Internet verkauft der Zirkus bereits Tickets für die Vorstellungen. Allerdings ist noch kein Veranstaltungsort benannt – auch wenn ein Kartenausschnitt nahelegt, dass es die Große Moorweide sein könnte.
Moorweide sehr gut angebunden
Ob es dazu kommt, ist fraglich. Die Fraktionen von SPD und FDP hatten sich in einem Antrag für eine Genehmigung stark gemacht. Am Donnerstagabend haben sie im Eimsbütteler Hauptausschuss keine Mehrheit gefunden.
Die Argumentation von SPD und FDP: Die Große Moorweide sei verkehrlich sehr gut angebunden und auch ohne Auto gut zu erreichen. Die Fläche böte atmosphärisch den richtigen Rahmen für eine solche Kulturveranstaltung, zudem würde es eine Sondervorstellung mit freiem Eintritt für Geflüchtete und sozial benachteiligte Kinder geben.
Es soll kein Präzedenzfall geschaffen werden
Durch die Gastspiele 2017 und 2019 habe die Große Moorweide „nachweislich keinen bleibenden Schaden genommen“. Deshalb könne man mit Hilfe von Auflagen sicherstellen, dass das auch beim diesjährigen Gastspiel der Fall sei.
Die anderen Parteien überzeugte das nicht. Nun plant die SPD, zur Bezirksversammlung am 23. Februar den Antrag zu überarbeiten. „Wir wollen herausstellen, dass die Genehmigung nur für dieses eine Mal gilt“, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb gegenüber den Eimsbütteler Nachrichten. So wolle man verhindern, dass die Entscheidung für Roncalli ein Präzedenzfall werde – und andere potenzielle Nutzer argumentieren könnten, dann dürften sie auch auf die Große Moorweide.
20.000 Menschen auf der Großen Moorweide
Einen weiteren Interessenten gibt es bereits: Der Deutsche Evangelische Posaunentag möchte auf der Fläche den Eröffnungsgottesdienst abhalten. Insgesamt drei Tage geht die Veranstaltung Anfang Mai 2024, also ein Jahr nach Roncalli. Rund 20.000 teilnehmende Musiker und Besucherinnen werden erwartet.
Die Fraktionen von CDU und Grüne haben sich im Kerngebietsausschuss vor einer Woche gegen dieses Vorhaben ausgesprochen, während SPD und FDP es unterstützten. „Der Posaunentag ist eine einmalige Chance für Hamburg, Gastgeber eines kulturellen Großereignisses mit enormer Strahlkraft zu werden“, teilt SPD-Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb in einer Presseerklärung mit. Mit ihrem Verbot würden Grüne und CDU die Durchführung des Posaunentages insgesamt aufs Spiel setzen.
Ökologischer Erhalt hat höchste Priorität
Der ökologische Erhalt der Fläche habe höchste Priorität, ergänzt Parteikollegin Paulina Reineke-Rügge. Da sich Musiker und Besucherinnen nur einige Stunden auf der Grünfläche aufhielten, werde diese nicht dauerhaft zerstört.
Zudem handele es sich um eine Veranstaltung ohne jeglichen kommerziellen Nutzen – so, wie es der Beschluss der Bezirksversammlung aus 2020 vorgibt.
Veranstalter hat keine Alternativen
Peter Schulze, Organisationsleiter des Deutschen Evangelischen Posaunentags, hofft, dass sich diese Ansicht durchsetzt. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass wir die Fläche nutzen können.“ Er setze ganz auf die Bestätigung durch das Bezirksamt. Dieses hatte bereits grünes Licht signalisiert, um den Veranstaltern aufgrund der langen Vorlaufzeit mehr Planungssicherheit zu geben – allerdings unter Vorbehalt.
Um CDU und Grüne zu überzeugen, hat Schulze Gespräche mit den Parteien geführt. Zugleich macht er deutlich: Er habe keine Alternativfläche in der Hinterhand, sollte es mit der Großen Moorweide nicht klappen.
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