„Nein zum Geld!“ in den Kammerspielen
Am 28. April hat die rasante Komödie „Nein zum Geld!“ in den Hamburger Kammerspielen Premiere gefeiert. Der neue künstlerische Leiter des kleinen Privattheaters, Sewan Latchinian, inszenierte das Stück der Autorin Flavia Coste.
Von Nele DeutschmannWas sind eigentlich die Folgen eines Lottogewinns? Je nachdem wie üppig der Gewinn ausfällt, besteht die Aussicht auf ein sorgenfreies Leben – zumindest in finanzieller, materieller Hinsicht. Ein Zustand, den sich vermeintlich jeder herbeisehnt? Nicht so Richard.
Richard lebt mit seiner Frau Claire und ihrem neugeborenen Sohn ein ganz normales Leben. Nicht mehr ganz jung, nicht besonders reich, relativ glücklich – normal eben. Richard ist Architekt, Claire arbeitet als Lehrerin.
162 Millionen
Das Paar hat zu einem Abendessen eingeladen, an dem auch Richards Mutter Rose (großartig: Hannelore Droege) und sein bester Freund Etienne teilnehmen. In diesem Setting lässt Richard die Bombe platzen: Er hat 162 Millionen Euro im Lotto gewonnen.
Die Freude ist groß, doch sie währt nicht lange, denn Richard hat den Gewinn abgelehnt – aus Liebe zu seiner Familie und seinem Freund, wie er erklärt. Eine Argumentation, die sich seinen Liebsten nicht direkt erschließt. Richard habe gründlich nachgedacht und es sei ihm klar geworden, dass er schon alles habe, was er brauche. Er sagt „nein“ zum Geld.
„Bist du jetzt Kommunist geworden?“
Die Reaktionen seiner Familie schwanken zwischen Wutanfällen und schwarzem Humor. Von seinem Wahnsinn überzeugt, versuchen sie ihn mit verschiedenen Strategien davon zu überzeugen, den Gewinn doch noch anzunehmen. Die Situation spitzt sich immer mehr zu.
Die französische Schauspielerin und Filmemacherin Flavia Coste spielt in ihrer Komödie mit den Wünschen vieler und dem unvorstellbaren Verzicht eines einzelnen. Götz Schubert gibt die nicht vorhandenen Haare raufend den Idealisten Richard, der von vergangenen Lottogewinnern abgeschreckt wurde. Das Geld habe sie ins Unglück gestürzt. Davor möchte er sich und seine Familie bewahren.
Geld ist nicht alles im Leben
Aber hätte er diese Entscheidung nicht zumindest mit seiner Frau Claire (Juschka Spitzer) besprechen müssen? Claire, die beiden mit ihrem festen Gehalt den Rücken freihält, während Richard in seinem Idealismus oft Aufträge verliert.
Oder mit seinem besten Freund (zusehends in komische Verzweiflung gestürzt: Ulrich Bähnk), der Kredite aufnahm und sein Haus verpfändete, damit Richard seine kühnen architektonischen Pläne umsetzen kann. Alles Dinge, die Richard zuvor gar nicht bewusst waren. Und dennoch: Er bleibt bei seiner Entscheidung. Für Geld sei der Mensch zu allem bereit, ist er überzeugt. Er wird recht behalten.