Soko Fahrradklau: „Gelegenheit schafft Diebe“
2016 wurde die „Arbeitsrate Fahrrad“ gegründet. Im Moment besteht die Ermittlungsgruppe aus vier Mitarbeitern, die für das Thema Fahrraddiebstahl zuständig sind. Letztes Jahr wurden sie mit den fast 2000 sichergestellten Fahrrädern in Billstedt hamburgweit bekannt.
Von Fabian HennigIn der Polizeiwache in der Troplowitzstraße in Hoheluft-West sitzt das LKA 13, genannt „Arbeitsrate Fahrrad“. Gegründet wurde die in den Medien gerne als „SoKo Fahrradklau“ bezeichnete Gruppe 2016 als Reaktion auf die vielen Fahrraddiebstähle in Hamburg. In der Hochphase waren es sechs Mitarbeiter, derzeit sind es vier. Dazu gehören Leiter Frank Fürst und die Mitarbeiter Thora Hoffmann, Bastian Mahler und Marcel Wolfarth.
Als letztes Jahr die Sondereinheit in mehreren Hallen in der Billstraße fast 2000 geklaute Räder sicherstellte, war das ihr bislang größter Erfolg. Und auch der größte Erfolg in der Ermittlungsgeschichte gegenüber organisierten Fahrraddieben und Hehlern in Hamburg.
Nur die interessanten Fälle
„Natürlich untersuchen wir nicht jeden einzelnen Fahrradiebstahl, das wäre zu viel Arbeit für vier Mitarbeiter“, sagt Frank Fürst. Dennoch bekäme man jeden Hamburger Fahrraddiebstahl in Kopie auf den Tisch gelegt. Die für die Arbeitsrate Fahrradklau wichtigen Fälle suche man sich anschließend heraus. Wie zum Beispiel den Holländer, der vor einiger Zeit vor allem in Eimsbüttel Fahrräder auf Bestellung gestohlen hatte.
Ansonsten umfasst die Arbeit der Kommissare im Kern die Ermittlung zu Diebstahl, Absatzmärkten und Hehlerei und die Prävention – eben dass es gar nicht erst so weit kommt.
Prävention ist wichtig
„Es gibt Aussagen von Tätern, die sagen, die Leute sind doch selbst Schuld, wenn sie ihre Fahrräder so schlecht sichern“, sagt Fürst. In einem Fall würde das sogar in der Anzeige stehen, dass der Verdächtige das geäußert hat. Der Spruch „Gelegenheit schafft Diebe“ würde da oft zutreffen. Deswegen rät die Arbeitsrate Fahrrad sowohl auf die Sicherung wie auch auf die Dokumentation des Fahrrads zu achten.
Am besten solle man das Fahrrad mit zwei hochwertigen Schlössern an etwas anschließen und nicht nur das Hinterrad und den Rahmen miteinander verketten. Zudem sollte das Fahrrad vorher ordentlich dokumentiert werden. Entweder mithilfe des Fahrradpasses oder einer Codierung, die auch von der Polizei vorgenommen wird. Diese Codierung lässt sich anhand einer amtlichen Schlüsselzahl von Fundämtern und Polizeidienststellen leicht entschlüsseln. Im Falle des Diebstahls führt die Codierung auch ohne Anzeige zur Wohnanschrift des Eigentümers.
Eine weitere Sicherung, die sogar von der Polizei empfohlen wird, sind sogenannte GPS-Tracker. Diese werden versteckt am Fahrrad angebracht und können überall geortet werden. Allerdings sind diese nicht ganz billig.
Auf Hilfe der Betroffenen angewiesen
Auch wenn man Kenntnisse über die ermittelten Täter hat und über deren unterschiedliche Motive und Vorgehensweisen bescheid weiß, wisse man über die meisten Diebe gar nichts, sagt Fürst. Das liege eben daran, dass man viele Täter gar nicht festnehmen könne.
„Wir haben in Hamburg nur ein sogenanntes Hellfeld von nicht einmal vier Prozent„, erklärt Fürst. Das ist das Bild, das die Polizei von gefassten Tätern hat. Das Dunkelfeld, von den Dieben, die noch frei rumlaufen, kenne man wiederum gar nicht. Zum Beispiel wisse man, dass Fahrräder nach Polen, Litauen oder auf die Fähre nach Kiel gehen, aber die Täter seien unbekannt. Zudem würde nicht alle Diebstähle angezeigt.
directions_bike Fahrraddiebstahl eintragen
Wenn man Fahrräder finde, die man anhand der Codierung zuordnen könne und die Besitzer frage, ob der Diebstahl angezeigt wurde, höre man oft, dass es keine Anzeige gemacht wurde, erklärt Marcel Wolfarth. „Für viele macht eine Anzeige auch keinen Sinn, sie kriegen ihr Fahrrad nicht wieder und die Versicherung zahlt sowieso“, sagt er. Viele würden verkennen, dass es nicht um die repressive Strafverfolgung geht, sondern das für die Polizei die Lageerhebung genauso hilfreich ist.
Und Kollegin Hoffmann schiebt hinterher: „Nur mal angenommen, auf der Autobahn wird ein Transportfahrer mit Fahrrädern angehalten, der vom Täterbild passen würde, aber keines der Räder wurde gestohlen gemeldet, dann müssen wir den Fahrer mit gestohlenen Rädern weiterfahren lassen.“ Das wäre schon frustrierend, sagt sie.
Nächste Woche am Freitag erscheint an dieser Stelle ein Interview mit den vier Mitarbeitern der „Arbeitsrate Fahrrad“. Darin geht es darum, wie sich Fahrraddiebstahl in Hamburg weiterentwickeln wird, wie es mit der Arbeitsrate weitergeht und wo gestohlene Fahrräder eigentlich weiterverkauft werden.
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