Anzeige
Aktualisiere Standort ...
Standort konnte nicht ermittelt werden. Aktiviere deine Standortfreigabe.
Standort wurde erfolgreich ermittelt.
Straßenschild Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Straßenschild Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Geschichte

Straßennamen in Eimsbüttel: Sillemstraße

Osterstraße, Hoheluftchaussee, Gärtnerstraße: lebendige Einkaufsstraßen in Eimsbüttel und all die kleineren und kleinen Wohnstraßen – woher haben sie ihre Namen? Die Eimsbütteler Nachrichten klären in lockerer Folge auf…

Von Robin Eberhardt

Die Sillemstraße verläuft vom Heußweg bis zum Langenfelder Damm. Die Wohnstraße ist auf Höhe der Apostelkirche unterbrochen, deswegen gibt es in der Straße relativ wenig Durchgangsverkehr. Es wechseln sich schöne, alte und mehrgeschossige Wohngebäude mit Backsteinhäusern ab.

Seit dem 16. Jahrhundert in Hamburg

Die Sillemstraße ist nach der renommierten Hamburger Familie Sillem benannt. Mitglieder der Familie bekleideten verschiedene öffentliche Ämter.

Ein Blick in die Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Ein Blick in die Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt

Laut Familienchronik der Familie Sillem sind die beiden Brüder Jacob und Heyn im 16. Jahrhundert in die Hansestadt gekommen und haben sich hier als Kaufleute betätigt. Die Brüder heirateten Damen aus alteingesessenen Ratsfamilien, während Jacob 1560 auch zum Ratsherrn ernannt wurde, starb Heyn vermutlich schon vor seinem 50. Geburtstag.

Familien stellten Bürgermeister und Ratsherrn

Sowohl Jacob als auch Heyn hatten männliche Nachkommen, deswegen gelten die beiden als die Gründer zweier Sillemscher Familienstämme, aus denen bedeutenden Hamburger Persönlichkeiten hervor gingen.

Ein Eckhaus in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Ein Eckhaus in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt

Die Sillems stellten unter anderem zwei Bürgermeister und neun Ratsherrn. Noch heute kann man im Rathaus Bilder der Ratsherrn und Bürgermeister und das Sillemsche Familienwappen an der Fassade sehen.

Tuchhändler und Kaufleute

Die Nachkommen von Heyn gehörten als Tuchhändler der städtischen Oberschicht an und die Mehrzahl der Jacobschen Nachfahren betätigten sich als Fernkaufleute. Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten die Angehörigen beider Familienzweige in Hamburg und waren persönlich eng miteinander verbunden, wobei sie auch das dasselbe Familienwappen führten.

Auch Gastronomie ist in der Sillemstraße zu finden. Foto: Robin Eberhardt
Auch Gastronomie ist in der Sillemstraße zu finden. Foto: Robin Eberhardt

Hinrich Sillem, der 1545 in Hamburg als Sohn von Jacob geboren wurde, war Kaufmann und wurde 1591 zum Ratsherrn gewählt. Im Jahr 1609 übernahm er als Amtmann für sechs Jahre das hamburgische Amt Ritzebüttel. Sillem starb am 6. Mai 1615 in Hamburg.

Ratsherr Hieronymus

Hieronymus Sillem, ein Nachfahre von Jacob, wurde am 7. Februar 1648 als das siebte Kind des Hamburger Kaufmanns und Oberalten der Gemeinde Sankt Petri Hinrich Sillem und dessen zweiter Frau Katharina Colin geboren.

Zwischen den Jugenstilhäusern stehen auch einige Nachkriegsbauten. Foto: Robin Eberhardt
Zwischen den Jugenstilhäusern stehen auch einige Nachkriegsbauten. Foto: Robin Eberhardt

Im Alter von 42 Jahren wurde Hieronymus zum Ratsherrn gewählt, aber schon sechs Jahre später von der Hamburger Bürgerschaft wieder abgesetzt und erst im Jahr 1709 von einer kaiserlichen Kommission rehabilitiert.

Richter Helwig

Helwig Sillem aus dem Familienzweig Heyn Sillem wurde 1653 in Hamburg geboren. Nach der Schule studierte er Jurisprudenz an der Universität Orléans und schloss sein Studium 1677 erfolgreich ab. Danach arbeitete er als Advokat in Hamburg.

Eine Jugendstillfassade in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Eine Jugendstillfassade in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt

Helwig wurde im Jahr 1693 Ratssekretär und 1708 zum Ratsherrn gewählt. Sechs Jahre später übernahm er als Prätor den Vorsitz des Hamburger Niedergerichts, zuständig für die Gerichtsbarkeit, die sich mit kleineren Delikten befasste. Am 5. Dezember 1714 starb Helwig Sillem in Hamburg.

Bürgemeister Garlieb

Garlieb Sillem, der am 15. Juni 1676 in Hamburg als Sohn von Hieronymus Sillem geboren wurde, war Advokat und später Hamburger Bürgermeister. Nach seinem Jurastudium in Frankfurt und Halle bereiste Garlieb Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Nach der Rückkehr nach Hamburg 1704 betätigte er sich als Jurist.

Ein klassisches Relief. Foto: Robin Eberhardt
Ein klassisches Relief. Foto: Robin Eberhardt

Im Zuge des Streits zwischen der Hamburger Bürgerschaft und dem Rat wurde er 1708 als vierter Syndici, die Position entspricht einem heutigen Staatsrat, gewählt und nahm in dieser Funktion an den Verhandlungen über die Änderung der städtischen Verfassung teil.

In den Jahren 1711 und 1712 wurde er nach dem Ausbruch der Pest Vorsitzender der neu ernannten Sanitätskommission. Fünf Jahre später, 1717, wurde Garlieb Bürgermeister und musste in dieser Funktion 1721 nach Wien reisen, um die kaiserliche Gunst wiederzugewinnen. Er starb am 26. Dezember 1732 in seiner Heimatstadt.

Ratsherr Joachim

Joachim Sillem wurde am 12. Dezember 1691 in Hamburg geboren. Nach seiner Schulzeit studierte er Jura an der Universität Göttingen, wo er 1718 promovierte. Im Jahr 1721 wurde er Ratssekretär und 1728 zum Ratsherrn gewählt.

Auch einen Kinderspielplatz gibt es in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Auch einen Kinderspielplatz gibt es in der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt

1736 übernahm Joachim die Prätur, er starb aber schon ein Jahr später. Sein Scharfrichterpfennig mit dem Familienwappen des Ratsherrn Sillem ist im Hamburg Museum zu sehen.

Kaufmann Hieronymus

Hieronymus Sillem war der Enkel von Joachim und hat am 27. Juli 1768 in Hamburg das Licht der Welt erblickt. Schon mit 19 Jahren übernahm er die Leitung des väterlichen Betriebs. 1812 siedelte er mit seiner Familie nach St. Petersburg, weil Hamburg nach der Einverleibung ins Französische Reich mit der Kontinentalsperre – einer Wirtschaftsblockade der britischen Inseln – belegt wurde.

Ein ehemaliger Bunker. Foto: Robin Eberhardt
Ein ehemaliger Bunker. Foto: Robin Eberhardt

Nachdem Ende des französischen Kriegs zog er nach Amsterdam, wo er das niederländische Patriziergeschlecht Sillem gründete. Dort verstarb er auch am 19. April 1833.

Kaufmann Carl

Carl Sillem, Hieronymus Sohn, kam am 14. Oktober 1802 in Hamburg zur Welt. Im Alter von 25 Jahren trat er in das väterliche Unternehmen ein. Drei Jahre später gründete er mit seinem Bruder Wilhelm die Firma Sillem & Co., die aber schon 1832 zahlungsunfähig war. Seit dem Jahr 1840 gehörte er wieder der Firma seines Vaters, Sillem, Benecke & Co., an. Ab 1850 war er alleiniger Inhaber, da seine Geschäftspartner verstorben waren.

An dem Bunker ist noch alte Werbung zu sehen. Foto: Robin Eberhardt
An dem Bunker ist noch alte Werbung zu sehen. Foto: Robin Eberhardt

Neben seinen geschäftlichen Tätigkeiten war er für die Kirchengemeinde St. Michaelis zwischen 1859 und 1862 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und im Jahr 1836 gehörte er zu den Gründern des Germania Ruder Clubs an der Alster. Er verstarb am 17. Februar 1876 in der Hansestadt.

Kaufhausgründer Wilhelm

Wilhelm, der jüngere Bruder von Carl, wurde am 14. Februar 1804 in Hamburg geboren. Der Kaufmann verspekulierte sich mit einem hohen Kredit an die polnische Regierung, die damit den Krieg gegen das russische Zarenhaus finanzierte, und wanderte daraufhin nach London aus, wo er es allerdings nur zwei Jahre aushielt.

Die Unterbrechung der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt
Die Unterbrechung der Sillemstraße. Foto: Robin Eberhardt

Von dort zog es ihn nach Mexiko und nach weiteren vier Jahren kehrte Wilhelm nach Hamburg zurück, wo er am Jungfernstieg für 1,5 Millionen Mark die erste glasüberdachte Einkaufspassage Deutschlands, den „Sillem’s Bazar“, und ein Hotel errichtete. Aber auch mit diesem Projekt hatte er wenig Glück, die Passage und das Hotel wurden nach 40 Jahren wieder abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

Auszug nach Genf

Seine Spekulationen und Projekte hatten die Familie Sillem viel Geld gekostet und er wurde unter Vormundschaft gestellt. Es wurde ihm ein jährliches festes Jahreseinkommen gewährt und Wilhelm musste, zusammen mit seiner Frau, die Stadt verlassen.

Richtung Heußweg gibt es auch einige Reihenhäuser. Foto: Robin Eberhardt
Richtung Heußweg gibt es auch einige Reihenhäuser. Foto: Robin Eberhardt

Den Rest seines Lebens verbrachte er dann in Genf, wo er sich der Armenfürsorge widmete und sein verbleibendes Vermögen mit den Bedürftigen der Stadt teilte. Am 4. Februar 1885 verstarb Wilhelm in der Schweiz.

Auf der ganzen Welt verteilt

Heute sind weltweit rund 150 Sillems bekannt, ein Teil der Familie lebt immer noch in Hamburg, aber es gibt auch Sillems in Holland, Groß Britannien, Argentinen, Kanada und den USA.

Eimsbüttel+

Weiterlesen

Die Eimsbütteler FDP-Fraktion hat sich dafür eingesetzt, einen Platz in Rotherbaum nach Anna Politkowskaja zu benennen. Im Oktober wird er eingeweiht.

Vizekanzler Robert Habeck hat am Freitagabend eine Veranstaltung zur Geschichte der Universität Hamburg besucht.

Das „Forum Kollau“ hat am Dienstag zum Gedenken an die „Valvo-Frauen“ aufgerufen. Sie waren Zwangsarbeiterinnen in Lokstedt.

„Der Geheime Garten“ hat eine zweite Filiale eröffnet. Mit einer Neuerung: Ein Café ergänzt den Blumenladen.

-

Hartwig-Hesse-Straße 18
22527 Hamburg

Eimsbüttel+

Stromtarif-Banner

Gratis für 1 Jahr

Lese ein Jahr gratis Eimsbüttel+ beim Wechsel zu Eimsbüttel Strom.*

*Nur für Neukunden Wechseln und Prämie sichern