Studiencheck: Das Kinderglück liegt in Eimsbüttel
Eine Erhebung von der Jugendhilfeeinrichtung „SOS-Kinderdorf Hamburg“ hat ergeben, dass die Chance auf Kinderglück in Eimsbüttel besonders hoch ist. Wie ermittelt man eigentlich Kinderglück? Was braucht ein Kind, um glücklich zu sein? Wir haben uns die Erhebung und die gerade veröffentlichten „Stadtteilprofile 2017“ angeguckt. Ein paar Fakten.
Von Nele DeutschmannMit rund 57.000 Einwohnern auf einer Fläche von 3,2 Quadratkilometern ist Eimsbüttel einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile Hamburgs.
Aus dem „Weißbuch Kinderglück“ des SOS-Kinderdorfs geht hervor, dass mit 12,6 Prozent der Anteil der Kinder und Jugendlichen in diesem Stadtteil zwar unter dem Hamburger Durchschnitt (16,2%) liegt, die Kinderdichte mit 2.248 Kindern pro Quadratkilometer dennoch sehr hoch ist. Eimsbüttel bietet Kindern optimale Bedingungen zum Aufwachsen. Hier ist das Kinderglück besonders hoch (Index = 70).
Wie misst man das Glück der Kinder?
„Kinderglück“ ist kein wissenschaftlicher Begriff, der klar abgrenzbar ist. Bei dem Index für Kinderglück geht es um die Faktoren, die das Glück von Kindern bedingen können. Es werden die Fragen gestellt: Wo können Kinder gut und sicher aufwachsen? Wo haben die Eltern gute Arbeitsstellen, von denen sie ihre Familien versorgen können?
Dabei standen drei Aspekte im Fokus: die Einkommenssituation der Familien, Anzahl der Gewaltdelikte in den Stadtteilen und der Zugang zu Bildung. Die Basis für die Berechnung waren die statistischen Daten des Statistikamts Nord zu den 104 Hamburger Stadtteilen sowie die polizeiliche Kriminalstatistik des Landeskriminalamts.
Einkommen der Eimsbütteler
Eimsbüttel zählt überraschenderweise nicht zu den wohlhabendsten Stadtteilen Hamburgs. Mit dem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 37.536 Euro liegt das Jahreseinkommen knapp unter dem Hamburger Durchschnitt von 39.054 Euro. Jedoch kommt Kinderarmut in Eimsbüttel kaum vor. Der Anteil der unter 15-Jährigen in Mindestsicherung liegt bei knapp sieben Prozent.
Auch die Arbeitslosenquote liegt in Eimsbüttel mit 4 Prozent unter dem Hamburger Durchschnitt (5,3%) und wenn man die Statistiken zur Gewaltkriminalität betrachtet, zählt Eimsbüttel zu den sichereren Stadtteilen. 2016 wurden insgesamt 120 Gewaltfälle registriert. Das „Weißbuch Kinderglück“ arbeitet heraus, dass das im Schnitt etwa einer Gewaltquote an Kindern und Jugendlichen von 1,7 Prozent entsprechen würde.
Bildung
Die Publikation des SOS-Kinderdorfs zeigt zudem, dass Eimsbüttel einen besonders hohen Anteil an Kindern im Vorschulalter (0 bis 6 Jahre) hat. Entsprechend hoch ist die Dichte der Kindergärten. Pro Quadratkilometer zählt dieser Stadtteil 20 Kindergärten.
In den vier nicht-staatlichen und sechs staatlichen Grundschulen liegt die durchschnittliche Schülerzahl bei ca. 220 Grundschülern. Dies erzielt einen positiven Effekt, da Eltern durch Kitas, Vor- und Grundschulen in der Erziehung ihrer Kinder unterstützt werden.
Der Stadtteil Eimsbüttel beherbergt zwei Gymnasien und eine Stadtteilschule mit insgesamt etwa 1.800 Schülern. Darüber hinaus betreibt das Bezirksamt Eimsbüttel fünf kommunale Einrichtungen der Jugendhilfe und fördert vier Jugendhilfeeinrichtungen in freier Trägerschaft. Eimsbüttel bietet zudem ein umfangreiches Sport- und Freizeitprogramm.
Viele Gymnasiasten
Der Prozentsatz an Gymnasiasten ist in Eimsbüttel besonders hoch. Am 27. November erschienen die Hamburger Stadtteilprofile für das Berichtsjahr 2017. Aus ihnen geht hervor, dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Gymnasien vor allem in Stadtteilen des Bezirks Eimsbüttel wie Rotherbaum und Harvestehude sehr hoch liegt. Hier liegt er bei über 80 Prozent, während sich der Hamburger Durchschnitt eher bei 45 Prozent befindet. Im Stadtteil Eimsbüttel sind es 62 Prozent der Schüler der Sekundarstufe.
Besonders Faktoren wie Armut, Gewalt und Arbeitslosigkeit wirken sich auf das Kinderglück aus. Stadtteile, bei denen diese Faktoren erhöht waren, schnitten deutlich schlechter ab, auch wenn sie bei den positiven Faktoren vorne lagen. Aber was ist für das Kinderglück besonders wichtig?
Was macht Kinder glücklich?
„Auf die Frage, was eigentlich das Wichtigste ist, damit Kinder glücklich sind, ist eine entscheidende Antwort sicherlich: gute Eltern. Eltern, die ihren Job als Eltern gut machen. Die nicht so belastet sind, dass sie nur mit sich selbst beschäftigen und ihre Kinder Gefahr laufen, mit ihren Bedürfnissen zu kurz zu kommen“, so Torsten Rebbe, Leiter des SOS-Kinderdorfs Hamburg.
Den größten Einfluss darauf, ob Kinder gut und behütet aufwachsen können, haben also letztlich die Eltern. Aufgabe der Gesellschaft muss es demnach sein, gute Bedingungen für Eltern zu schaffen und sie zu entlasten.