Trauer um Marcel – Obdachloser bei Universität tot aufgefunden
Marcel lebte in den vergangenen Jahren größtenteils auf dem Universitätsgelände. Jetzt wurde er tot aufgefunden. Was bekannt ist.
Von Alexis MilneVor einer Woche wurde auf dem Campus der Universität Hamburg ein Mann leblos aufgefunden. Sein Name war Marcel. Er soll regelmäßig unter einem Vordach der Universität übernachtet haben.
Nach Angaben der Polizei ist nicht von einem Fremdverschulden auszugehen.
Bei jedem Wetter
Nadine Herbrich, Gründerin von Recyclehero, erinnert sich an viele Begegnungen mit dem Obdachlosen. Nach ihren Angaben schlief er jahrelang am selben Ort: unter dem Vordach einer Fahrradstation in der Nähe des Audimax der Universität.
Herbrich stellte dort ihre Lastenräder für ihr Unternehmen ab und lernte Marcel so kennen.
Er soll die Nächte dort im Schlafsack verbracht haben, oft vom Regen durchnässt. War es besonders kalt, habe er alte Kartons aus dem Müll untergelegt. Tagsüber habe er seinen Schlafplatz für die Fahrradwerkstatt gegenüber räumen müssen.
Eimsbütteler erinnern sich an Marcel
Nett, höflich und ruhig sei er gewesen, so Herbrich. An warmen Tagen habe sich Marcel gerne auf den kleinen Grünflächen des Campus gesonnt.
Oft hätten Menschen versucht, ihm zu helfen – vor allem im Winter. Meist habe er diese Hilfe abgelehnt, erinnert sich Herbrich.
„Er wollte nicht zur Last fallen“, sagt Alexander Roe, Gründer von Bringbock. Weil er ebenfalls Lastenräder am Audimax lagert, traf er Marcel fast täglich.
In letzter Zeit habe sich sein Zustand zusehends verschlechtert. „Ich hatte in den letzten Wochen kein gutes Gefühl.“
Ein bisschen Wärme für Obdachlose
Die Begegnungen mit Marcel haben bei Herbrich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Man konnte nicht mehr verdrängen, dass es ein Problem gibt.“
Das brachte sie dazu, die Aktion „Wärmbert“ ins Leben zu rufen. Dabei werden im Winter Wärmflaschen an wohnungslose Menschen verteilt.
Was passiert, wenn ein Obdachloser stirbt?
„Verstorbene obdachlose Menschen werden in die Rechtsmedizin im UKE gebracht“, sagt Johan Graßhoff, Straßensozialarbeiter vom Diakonie-Zentrum für Wohnungslose auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten. „Bei jeder Person wird versucht, die Identität sowie Familienangehörige zu ermitteln.“
„Häufig findet eine sogenannte Sozialbestattung auf dem Friedhof statt, an der Außenstehende teilnehmen können. In der Regel ist das Grab anonym, ohne Gedenkstein oder Ähnliches“, so Graßhoff. Jährlich findet im November ein Gottesdienst für die verstorbenen obdachlosen Menschen statt, bei dem ihre Namen verlesen und Kerzen entzündet werden.
52 Obdachlose gestorben
Nach Angaben des Hamburger Senats sind im vergangenen Winter 24 Obdachlose gestorben, davon 18 in Krankenhäusern und weitere sechs auf der Straße. Insgesamt starben zwischen März 2023 und März 2024 in Hamburg 52 wohnungslose Menschen.
Nach einem Bericht des Statistischen Bundesamtes beträgt der Anteil der Wohnungslosen in Hamburg mehr als 1 Prozent der Bevölkerung.
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