Gegen die Kälte: „Schrödingers“ baut Zeltlager für Obdachlose auf
Mit einem Zeltlager will das „Schrödingers“ im Schanzenpark Obdachlosen Schutz und Wärme bieten – auch Hunde sind willkommen.
Von Julia HaasMinusgrade und Schneefall in Hamburg: Was den einen Rodelspaß verspricht, droht für andere zum Überlebenskampf zu werden. Schätzungsweise 2.000 obdachlose Menschen leben in Hamburg. Mindestens zwölf davon sind seit Dezember letzten Jahres verstorben.
Es ist ein müßiger Kampf gegen die Kälte. „Wenn der Schlafsack einmal nass ist, kann er nicht mehr wärmen“, erklärt John Schierhorn. Er ist Geschäftsführer des Kulturhaus Schrödingers am Schanzenpark. Mit seinem Team will er Obdach- und Wohnungslosen in der kalten Jahreszeit helfen: Seit Montag stehen elf Zelte in der Schröderstiftstraße. Ausgestattet mit Matratzen, Isomatten und Decken sollen sie Schutz und Wärme bieten.
Spenden erreichen „Schrödingers“
Die Idee eines „sicheren Zeltlagers“ entstand spontan am Sonntag, sagt Schierhorn: „Wir haben gelesen, wie viele Menschen schon in der Kälte gestorben sind und wollten etwas dagegen tun.“ Ein Tag später startete das Team vom Schrödingers einen Aufruf bei Facebook.
Der Suche nach warmen Decken und Zelten folgt eine Welle der Solidarität. „Wir sind mit Spenden überhäuft worden“, strahlt der Ideengeber. Binnen eines Tages erreichen das Schrödingers zahlreiche Zelte, Matratzen, Decken sowie Skianzüge und Handwärmer – alles, was hilft, nicht zu erfrieren.
„Hier erfriert keiner“
Am Montagabend steht das Zeltlager. Kurze Zeit später bringt der Kältebus den ersten Übernachtungsgast vorbei. Die Zelte sind Corona-konform für einzelne Personen oder Pärchen ausgelegt. Auch Hunde sind willkommen – ein Plus, das viele andere Notprogramme nicht gewähren.
Damit es in den Zelten warm bleibt, sind die Unterkünfte mit Leuchten, Isomatten, mehreren Matratzen, Spannbettlaken, Kissen und Wärmedecken ausgestattet. „Die elektrisch beheizten Decken sind ein echter Gamechanger im Zelt“, ist sich Schierhorn sicher und resümiert: „Hier erfriert keiner“.
Das Zeltlager wächst
In den nächsten Tagen rechnet das Team von Schrödingers mit einer steigenden Nachfrage nach Übernachtungsplätzen. Erst müsse sich das Angebot rumsprechen. Polizei und Kältebus wissen um die neue Möglichkeit Bescheid. Wer auf Obdachlose trifft, kann die Info selbst weitergeben. Um vorab herauszufinden, ob es noch freie Schlafplätze gibt, ist das Schrödingers telefonisch zu erreichen.
Kältebus Hamburg
Der Hamburger Kältebus ist täglich von 19 bis 24 Uhr telefonisch unter 0151 65 68 33 68 erreichen.
Bis zu 16 Personen finden momentan im Zeltlager Platz – 20 sollen es werden. Statt wie zunächst geplant von 18 bis 10 Uhr können Obdachlose im Camp bald ganztägig Unterschlupf finden: „Wir planen eine Tagesbetreuung mit Feuerstelle und Heizstrahler, Essen und Trinken“, erklärt Schierhorn.
Wie kann ich das „Schrödingers“ unterstützen?
Dank der vielen Spenden ist das Schrödingers für die kommende Zeit gerüstet. Gebraucht werden momentan noch Streugut sowie Metallspinde mit Schlössern und Wärmedecken. Außerdem sucht das Schrödingers freiwillige Helfer für die Betreuung des Lagers. Interessierte können sich per Mail an info@schroedingers.hamburg wenden.
„Das ist Hamburg: An allen Ecken und Enden unterstützen uns unfassbar viele Menschen“, freut sich Schierhorn. Das Schrödingers sagt den eisigen Temperaturen den Kampf an. Dabei helfen drei unverhofft gespendete Trockner. Nasse Schlafsäcke sind damit kein Problem mehr.
Wer die Arbeit vom „Schrödingers“ unterstützen möchte, kann per Paypal an info@schroedingers.hamburg spenden.
Schrödingers, Schröderstifstraße 7
Telefon: 040 43 28 18 94; Mail: info@schroedingers.hamburg