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Kinder, die kein Blatt vor den Mund nehmen, können einen in peinliche Situationen bringen. Foto: Ada von der Decken
Kinder, die kein Blatt vor den Mund nehmen, können einen in peinliche Situationen bringen. Foto: Ada von der Decken

Unter der Gürtellinie

Frau Sisyphos bloggt über ihre Erlebnisse als Journalistin, Wahl-Eimsbüttelerin, Weltenbummlerin und Alltagsheldin. In Ihrer Kolumne bei den Eimsbütteler Nachrichten schreibt sie diesmal über Kinder, die kein Blatt vor den Mund nehmen.

Von Frau Sisyphos

Kinder nehmen ja bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Das ist nicht immer angenehm für die anderen Anwesenden. Etwa wenn das Kind eine dickliche (aber eindeutig nicht schwangere) Frau fragt, ob sie ein Baby im Bauch habe. Oder laut anmerkt, dass der junge Mann, der auf dem U-Bahn-Platz gegenüber sitzt, viele Pickel habe. Oder bei Bekannten in eine Wohnung kommt und wissen will, warum es dort so unordentlich sei.

Besonders beliebt sind aber Kommentare unter der Gürtellinie.

Ich weiß noch, als meine Tochter etwa zweieinhalb, knapp drei Jahre war. Ein Alter, in dem sich Kinder schon einigermaßen sprachlich ausdrücken können. Und gerne ihre Umgebung einordnen. Einordnen hieß in dem Fall: Männer und Frauen voneinander unterscheiden. Nicht nur anhand von Stimme und Aussehen, sondern auch anhand von Geschlechtsorganen.

In jeden Kinderratgeber steht: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ein normales Verhältnis zu seinem Körper hat. Benennen Sie alle Körperteile. Zucken Sie nicht zusammen, wenn es offen über seinen Penis oder seine Scheide spricht. Soweit, so gut.

“Mama”, sagte das Kind damals, wir saßen wieder einmal in der U-Bahn. “Haben alle Männer einen Penis?”

“Ja.”

“Hat der Mann dort”, ihr Zeigefinger bohrte unmissverständlich in eine Richtung, “auch einen Penis?”

“Mmh”, hüstelte ich, “ich nehme es an.”

Ein finsterer Blick traf mich von gegenüber. Und drei heitere vom Vierersitz auf der anderen Seite.

Ein anderes Mal waren wir im Zoo und betrachteten eine Löwenfamilie. Neben uns stand ein älteres Ehepaar, typische Hanseaten. Er im marineblauen Anzug mit Einstecktuch (im Zoo!), sie im gleichfarbigen Kostüm, die weißen Haare würdevoll hochgesteckt.

“Mama”, rief das Kind in unüberhörbarer Lautstärke. “Schau mal, der Löwe hat einen Pipimann!” (Das Wort gefällt ihr besser als Penis)

Das Ehepaar zuckte zusammen.

“Was hat der Löwe?”, fragte ich, unverhohlen zum Ehepaar blickend.

“EINEN PIPIMANN!”

Das Tröstliche ist: Mir geht es nicht alleine so.

Mutter A. aus dem Kindergarten erzählte mir kürzlich folgende Geschichte: Ihr Mann und sie fuhren mit ihrer Tochter, ihrem Sohn und einem befreundeten Jungen im Bus. Der Vater und die beiden Jungs saßen ganz hinten, die Mutter und das Mädchen einige Reihen davor.

“Du!”, rief das Mädchen dem gleichaltrigen Freund nach hinten zu. “Ich habe heute ganz schicke Pferdeunterwäsche an.”

“Und ich welche mit Piraten”, rief dieser zurück.

“Weißt du”, erwiderte sie. “Irgendwie kratzt es in meiner Unterhose komisch. An meiner Scheide.”

“Mit meinem Pimmel ist alles in Ordnung”, entgegnete er.

Mutter A. verließ drei Haltestellen weiter mit hochrotem Kopf den Bus, Mann und Kinder im Schlepptau.

Mittlerweile ist mein Kind fünf Jahre alt. Gespräche unter der Gürtellinie kommen nicht mehr so oft vor – höchstens in Form von Witzen, die sich im Kindergarten reger Beliebtheit erfreuen (ebenso wie Pipi-Kacka-Witze). Dafür nähert sich das Kleinkind dem Alter, in dem es sich für die elementaren Unterschiede zwischen Mann und Frau zu interessieren beginnt. Sieht es mich im BH, ruft es “Bust, Bust”. Dass sein Vater anders ausgestattet ist, hat es ebenfalls schon mit interessiertem Blick erfasst.

Neulich war es mit seiner Schwester und meinem Mann im Schwimmbad. Nach dem Baden ging er mit beiden Mädchen in die Dusche. In die Herrendusche natürlich. Einen Moment lang musste mein Mann die Augen schließen, weil er Shampoo ins Auge bekommen hatte. Als er sie wieder öffnete, stand das Kleinkind einen halben Meter vor einem anderen Mann und streckte den Arm aus. Seine kleine Hand machte eine greifende Bewegung.

Mein Mann erzählte mir am Abend unter schallendem Gelächter, dass seinem Duschnachbarn die blanke Panik ins Gesicht geschrieben stand, während mein Mann das Kind vor dem Zupacken gerade noch rechtzeitig schnappen und wegtragen konnte.

Ich gebe zu: Ich bedauere, das nicht gesehen zu haben. Wobei das wahrscheinlich noch peinlicher für alle Beteiligten gewesen wäre.

Lesen Sie mehr von  Frau Sisyphos in ihrem Blog. 

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