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Der "Cayan Kiosk" im Schulterblatt musste in den letzten Wochen immer wieder schließen. Foto: Johanna Grabert
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Auf dem Trockenen: Was das Alkoholverbot für Eimsbüttel bedeutet

Jetzt reicht’s: Die Politik geht gegen die feiernden Massen am Schulterblatt vor. Gestern hat das Bezirksamt Eimsbüttel ein Verbot für den Außer-Haus-Verkauf von Alkohol am Wochenende erlassen. Reaktionen aus dem Stadtteil.

Von Johanna Grabert

„Wenn sie möchten, kriegen sie immer Alkohol“, glaubt Umut Aydin vom Cayan Kiosk. Er ist unsicher, ob das „Alkoholverbot“ Wirkung zeigen wird. Die Polizei hat seinen Kiosk in den letzten Wochen oft geschlossen, wenn es auf dem Schulterblatt wieder zu voll wurde. Ende Juni gab es schon mal ein punktuelles Alkohol-Verkaufsverbot. Da haben die Leute bei Aydin massenhaft Softdrinks gekauft. “Wahrscheinlich haben sie den Alkohol beim Supermarkt um die Ecke besorgt, und bei mir die Getränke zum Mischen”, vermutet er. 

Am kommenden Wochenende sind auch Supermärkte von dem Alkohol-Verkaufsverbot betroffen. Außerdem gilt das Verbot nicht nur für einen kleinen Abschnitt des Schulterblattes, sondern für große Teile von Altona, St. Pauli, Ottensen und der Schanze. „Das ist erstens gerecht und zweites kriegen die Leute dann vielleicht wirklich keinen Alkohol”, findet Aydin.

Verlagerung des Problems

Damit die Feiernden nicht von Altona nach Eimsbüttel ziehen, gilt das Verbot auch zwischen der Amandastraße und der Altonaer Straße. Am Freitag, Samstag und Sonntag ist der Alkoholverkauf dort von 20 Uhr bis um 6 Uhr des Folgetages verboten. Eimsbütteler SPD-Vorsitzender Gabor Gottlieb findet die Regelung sinnvoll, „denn es darf nicht zu einer Verlagerung des Problems in die Amandastraße kommen.“

In diesem Gebiet ist der Außer-Haus-Verkauf von Alkohol auch in Eimsbüttel verboten. Foto: Bezirk Eimsbüttel

So wie er, finden viele Eimsbütteler Bar- und Restaurantinhaber die Verfügung gut. „Sonst müssen wir nachher wieder schließen, weil die da drüben Scheiße bauen“, sagt eine Inhaberin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Für ihre Gäste dürfen Bars und Restaurants weiterhin alkoholische Getränke ausschenken. Der Verkauf zum Mitnehmen ist auch ihnen untersagt. Allerdings verkaufen Eimsbütteler Gaststätten kaum Alkohol außer Haus. „Das bietet sich nicht an, es fragt keiner nach“, erklärt Sebastian aus dem Juli am Schulterblatt.

Die Not der Kiosk-Besitzer

Für Kiosk-Betreiber hingegen bedeutet das Verbot große Umsatzverluste. „Der Alkoholverkauf macht 50 Prozent unserer Einnahmen aus“, erklärt Mustafa Cetinkaya, Inhaber des Kiosks Flic Flac an der Max-Brauer Allee. “Wir leben davon.” Trotzdem zeigen viele Kiosk-Besitzer Verständnis für das Verbot. Auch sie machen sich Sorgen um eine zweite Corona-Welle.

Menschen drängen sich vor einer Bar auf der Schanze. Foto: Alana Tongers
Menschen drängen sich vor einer Bar in der Schanze. Foto: Alana Tongers

Cetinkaya erzählt, sie würden mitkriegen, dass die Feiernden die Sicherheitsabstände nicht einhalten. “Sieht so aus, als würden die Leute sich hier nicht mehr für Corona interessieren”, findet auch Aydin. Langfristig könne man ein Verkaufsverbot für Alkohol aber nicht durchhalten. Andere Kiosk-Besitzer zeigen sich weniger kooperativ: „Solange wir nichts schriftlich haben, steht gar nichts fest“, meint ein Verkäufer bei Nussknacker AGY-Nuts an der Altonaer Straße.

Schwarzmarkt auf dem Schulterblatt?

Etwas steht schon fest: Wer gegen das Verbot verstößt, muss mit einer Bußgeldstrafe von bis zu 25.000 Euro rechnen. “Vielleicht entsteht ein Schwarzmarkt”, überlegt Umut Aydin. Das Bezirksamt hat vorgesorgt: Die Verfügung verbietet auch die sogenannten Kofferraumgeschäfte und den privaten Straßenverkauf. 

“Was ist, wenn die Leute einfach um halb acht ihren Alkohol kaufen?”, fragt sich der Inhaber von Büdels Bierdeckel am Schulterblatt. Ob die Feiernden so gut vorausplanen, wird sich am Wochenende zeigen. 

Am Montag wollen die Bezirksämter ihre Erfahrungen mit dem Verbot auswerten. Verschärfungen seien ebenfalls möglich, erklärte die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg am Dienstag. Denkbar wären beispielsweise Betretungsverbote oder ein Verbot des Trinkens im öffentlichen Raum. Die schlagfertige Eimsbütteler Barfrau, die nicht namentlich genannt werden will, findet: „Wer nicht hören will, muss fühlen“.



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