Mieterhöhung um 100 Prozent
Ein Graffiti prangt auf der Fahrbahn. „Keine Entmietung im Eppendorfer Weg 141“ steht in großen bunten Buchstaben auf der Straße. Was ist los in den Häusern 141a bis 141d? Wir haben nachgefragt.
Von Henrike HapkeDie Mieter im Eppendorfer Weg 141 sind verunsichert. Seit Juli dieses Jahres wissen sie über das Sanierungsvorhaben ihres Vermieters Bescheid. Das Haus stammt aus dem Jahr 1954, eine Renovierung ist also angebracht und die Nachricht erst einmal positiv. Jedoch geht die Sanierung mit einer Mietsteigerung zwischen 100 und 130 Prozent einher. Das bedeutet eine Anhebung um bis zu 498 Euro, zu viel für die Mehrheit der Bewohner. Die meisten können sich eine Warmmiete von etwa 1.000 Euro einfach nicht leisten. Nur bei Neumietern, die erst seit ein bis zwei Jahren im Haus wohnen, sei eine Mieterhöhung bereits inbegriffen, sagte uns eine Betroffene.
Drastische Mieterhöhung
Nach Angaben durch vier Mieter des Hauses, die anonym bleiben möchten, wird die Steigerung im Oktober 2015 in Kraft treten. Die Ersten seien bereits ausgezogen, weil sie mit der unsicheren Situation nicht zurechtkamen. Wenn der Vermieter nicht von seinen Plänen abweicht, werden weitere folgen, glauben unsere Gesprächspartner. Vor allem die älteren Bewohner des Hauses stehen vor großen Problemen. Viele sind bereits Anfang 80 oder sogar älter und waren schon beim Erstbezug des Hauses dabei. Für sie würde es besonders schwer werden, eine andere Wohnung zu suchen und sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen.
Die Bewohner fürchten, dass etwa zwei Drittel aus finanziellen Gründen ausziehen müssen. Eine Mieterin ist davon überzeugt, dass der Vermieter genau das bewirken möchte: Die Mieter aus dem Haus „zu vertreiben“, um die Wohnungen dann zu sanieren und noch teurer zu vermieten.
Das Bauvorhaben
Ab Oktober 2014 sollen die Bauarbeiten beginnen. Die Renovierungen betreffen in erster Linie das Außengebäude. Es soll um ein Vollgeschoss sowie ein Dachgeschoss aufgestockt werden. Dies würde mit sich bringen, dass alle alten Balkone abgerissen und durch neue ersetzt werden müssten, damit die neuen Etagen um Balkone ergänzt werden können.
Durch die Aufstockung des Gebäudes wird zudem der Bau eines Fahrstuhls notwendig. Auch die Erneuerung der Fenster- und Balkontüren und eine Dämmung stehen auf dem Bauplan. Von Sanierungen in den einzelnen Wohnungen jedoch ist in dem Schreiben nicht die Rede. Dabei hätten diese es bitter nötig.
Im Haus wurde den Mietern zufolge seit der Erbauung kaum etwas getan. In einigen Wohnungen sind erhebliche Mängel sichtbar. Vor allem die Sanitäranlagen in Küchen und Bädern sind stark renovierungsbedürftig. Bei den Betroffenen stößt der Bauplan auf Unverständnis. Der Vermieter unternehme gegen die Missstände nichts und baue stattdessen neue Wohnungen, sagen sie.
Der Mieterverein zu Hamburg stellt sich auf die Seite der Mieter. Siegmund Chychla, der Geschäftsführer und stellvertrende Vorsitzender des Mietervereins, wundert das Handeln des Vermieters nicht: „Dies ist ein typisches Beispiel, bei dem unter dem Mantel der energetischen Sanierung, durch extreme Mieterhöhungen, eine Entmietung erfolgen soll.“ Er rät Mietern bei solchen drastischen Mieterhöhung die Preissteigerung nicht sofort hinzunehmen, sondern zu hinterfragen und gegebenenfalls eine Beratungsstelle aufzusuchen.
Der Vermieter hat auf mehrmalige Nachfrage der Eimsbütteler Nachrichten bisher keine Stellungsnahme zu dem Fall abgegeben.