Ein Tag vor 30-jährigem Jubiläum: Aus für Blumenstube im Hellkamp
Die Blumenstube im Hellkamp schließt. Das Aus kommt nach einem kurzen Boom im Corona-Lockdown. Und einem tiefen Loch, weil jetzt Firmenkunden sparen.
Von Christian LitzDiana Hillig hat die Blumenstube im Hellkamp 17 vor viereinhalb Jahren von ihrer Mutter übernommen. Die hatte den Blumenladen etwas mehr als 25 Jahre betrieben. Im Januar stünde also das 30-jährige Jubiläum des Floristikfachbetriebs an. Stünde, nicht steht, denn Diana Hillig schließt Ende des Jahres ihre Blumenstube für immer.
„Wenn ich die Kohle hätte, würde ich weitermachen, aber es geht nicht mehr“, sagt die Floristik-Meisterin. Die Miete habe nichts damit zu tun: „Ich hab die beste Vermieterin der Welt.“
Blumenstube: Nach dem Boom kam das tiefe Loch
Das Aus komme wegen der allgemeinen Geschäftsentwicklung und sei durch die Corona-Pandemie verstärkt worden. Wobei Corona erst Mal für viel Umsatz gesorgt hat: „Im Lockdown war es eigentlich wunderbar. Die Leute haben sich ihre Wohnungen schön gemacht und viele Blumen gekauft.“ Es lief so gut wie schon lange nicht mehr. „Es war richtig Ramba-Zamba.“
Dann kam das Ende des Lockdowns und plötzlich das tiefe Loch: „Da sind mir die großen Kunden weggebrochen, die Hotels, die Konzerne, die Firmen, die sparen jetzt alle.“ Die andere Kundschaft, die kleineren Kunden, haben sich wieder mehr verteilt, kaufen wieder woanders. Das Ende der Quarantäne sorgte für die Krise, „weil auf einmal sehr viele abgesprungen sind“.
Es sei schade, aber jetzt sei Schluss. Ihre Mutter, die 70-jährige Erika Dürr, bei der Diana Hillig Floristin gelernt hat, sehe es gelassen. „Sie hat den Abschied schon hinter sich. Sie hat mit dem Laden schon viele Höhen und Tiefen erlebt und versteht das.“
Die Hotels, die Konzerne, die Firmen – jetzt sparen sie
Erika Dürr übernahm die Blumenstube von ihrem Chef, der das Geschäft 1964 gegründet hatte. Ihre Tochter, gebürtige Lokstedterin. erinnert sich: „Das war 1974, ich war als Kind immer dabei.“ Die Liebe für Blumen blieb in der Familie. Noch als Angestellte in der Blumenstube lehrte ihre Mutter Diana Hillig Floristik, und als sie den Betrieb übernahm, war die Tochter als Meisterin natürlich auch dabei.
Ein Problem sei, dass der Hellkamp sich verändere. Früher war hier mehr, jetzt konzentriere sich alles auf die Osterstraße. Vier Meter weiter vorn, vorbei am Dessous-Laden und dem Backshop an der Ecke und die Probleme wären vielleicht nie entstanden. Dazu kommt: Der Trend gehe zu großen Filialisten und „es gibt nunmal immer mehr Blumen in Supermärkten, an Kiosken, in Baumärkten, ach, eigentlich verkauft doch heute jeder Blumen.“
Floristik: „Eigentlich beratungsintensives Geschäft“
Vor allem, viele verkaufen sie billig. Sie kenne Gärtner, die inzwischen direkt an Supermärkte liefern – weil die große Mengen abnehmen und bessere Konditionen geben.
„Ich kann auch keine Aushilfen reinstellen.“ Floristik sei eigentlich ein beratungsintensives Geschäft, wenn man es richtig mache. Noch hat sie zwei angestellte Floristinnen, die Blumenstube war immer ein Ausbildungsbetrieb. Vorbei: Ende des Jahres ist Schluss. Diana Hillig sagt, sie wisse nicht, was sie dann machen wird. „Vielleicht weiter Floristik. Aber eigentlich müssen es nicht mehr unbedingt Blumen sein.“