Wie kommt der Eimsbütteler Einzelhandel durch die Krise?
Für den Einzelhandel ist die Pandemie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Während im Oktober Hoffnung und Optimismus hinter den Verkaufstresen herrschte, machen sich im Januar Zweifel und Angst breit. Hohe Infektionszahlen und harte Lockdown-Regeln dämpfen den Umsatz. Trotz aller Umstände sind sich die Eimsbütteler einig: Aufgeben ist keine Option. Eine Umfrage
Von Julia HaasFlorian von Spielwaren Dürr
Oktober: „Wir haben während der Krise ein bisschen was an der Tür verkauft und geliefert. Mittlerweile hat sich das einigermaßen normalisiert. Was wir gemerkt haben: Die Leute haben viele Puzzle gekauft, vor allem 1.000 Teile und mehr.”
Januar: „Die Puzzle sind ausverkauft, aber wir können viele andere Spiele verkaufen. Dafür machen wir dreimal in der Woche zwei Stunden für den Außerhausverkauf auf oder sind nach Vereinbarung im Laden.”
Patrizia von TeeQuelle
Oktober: „Wir mussten keine Hilfen beantragen und sind gut durchgekommen. Wir hatten keinen Lockdown: Wir sind ein systemrelevanter Teeladen, weil wir in den Bereich Lebensmittel fallen.”
Januar: „Bei mir hat sich glücklicherweise nicht viel verändert. Das letzte Jahr war in Summe sogar besser als davor. Ich spüre keine Auswirkungen und musste keine Anträge stellen. Alle trinken weiterhin Tee. Toi toi toi, dass es so bleibt.”
Kathrin und Heike von Faire Fritzi
Oktober: „Wir hatten einen schweren Start, da der Lockdown nur drei Tage nach unserer Eröffnung kam. Langsam haben wir das Gefühl, es geht bergauf. Trotzdem blicken wir mit Angst auf den Winter, wenn die Zahlen wieder steigen.”
Januar: „Momentan ist es schwierig. Wir haben jetzt einen Onlineshop eröffnet. Das läuft leider nicht so gut an wie erhofft. Momentan haben wir den Laden voller Herbst- und Wintermode. Bald kommt die Frühlingskollektion und wir wissen nicht, wohin damit. Ich hoffe, dass sich die Zahlen bald ändern und wir öffnen können. Bis dahin kämpfen wir weiter.”
Ole von Inlignum Möbel
Oktober: „Wir haben als Einzelunternehmen die großzügige Unterstützung vom Staat bekommen. Das war natürlich großartig. Dadurch konnte ich den Lockdown ausgleichen. Insgesamt ist es für mich kein schlechtes Jahr. Irgendwie hat sich alles ein bisschen verschoben – aber ich müsste auf hohem Niveau klagen.”
Januar: „Im Moment läuft es schleppend. Es kommen Aufträge rein, aber weniger als sonst. Zwei bis drei Tage in der Woche bin ich im Laden, sonst telefonisch erreichbar. Ich habe extra ein sicheres Büro eingerichtet, wo ich nach Absprache Beratungsgespräche führen kann – das ist aktuell mein Tagesgeschäft.”
Sandra von SH-Dessous
Oktober: „Die Schließung der Geschäfte war ein Schlag ins Gesicht. Im Nachhinein sehe ich mich jedoch eher auf der Gewinnerseite. Jetzt fließt das Geld der Menschen nicht in den Urlaub, sondern sie gönnen sich etwas Schönes.”
Januar: „Ich mache über Social-Media-Kanäle auf mein Dessous-Geschäft aufmerksam. Ansonsten gibt es Schaufenster-Shopping: Die Kunden schauen, was es gibt, und klopfen. Trotzdem habe ich im Januar 50 Prozent weniger Umsatz gemacht. Aber man muss immer neue Ideen umsetzen und versuchen durchzuhalten.”
Tom von TomKlee Outdoor Elements
Oktober: „Wir können uns nicht beklagen. Die Reisetätigkeit hat zugenommen – vor allem innerhalb Deutschlands. Insofern haben wir großes Glück gehabt. Die Leute nehmen den Laden nach wie vor gut an.”
Januar: „Der Laden liegt mehr oder weniger brach. Manche nutzen Click&Collect. Man darf sich jetzt aber nicht runterziehen lassen. Ich bin optimistisch, dass die Leute – wenn sich alles beruhigt – wieder raus wollen und mein Outdoor-Geschäft nutzen. Wir brauchen jetzt Durchhaltevermögen, jammern hilft nicht.”
Linda von Nachmacher X
Oktober: „Wir haben tolle Unterstützung aus der Nachbarschaft bekommen. Viele haben unseren Onlineshop genutzt. Das war wirklich toll – da muss man die Eimsbütteler loben. Dennoch war es komisch, niemand wusste, wie lange das Ganze dauert.”
Januar: „Im zweiten Lockdown ist es definitiv schwieriger geworden. Einige nutzen zwar den Click&Collect-Service, aber es ist fast unmöglich, alle Produkte aus meinem Laden online zu zeigen. Ich bin sehr auf den stationären Handel angewiesen. Für das Online-Geschäft fehlt die Manpower.”
Laura von Die Straussbar
Oktober: „Wir sind ganz gut durch die Krise gekommen. Es hat sich natürlich einiges verändert, da keine Feiern und Veranstaltungen stattfinden konnten, aber ansonsten haben wir alles gut überstanden.”
Januar: „Aktuell versuchen wir, die Lockdown-Zeit möglichst gut mit unserem Online-Geschäft zu überbrücken, und weiten das Angebot da aus. Das ist jetzt erstmal unsere Strategie. Man weiß momentan ja nicht, wie lange es so weitergeht.”