
Nach 26 Jahren: „Dos Amigos“ in der Sillemstraße schließt
Die Betreiber des mexikanischen Restaurants „Dos Amigos“ hören auf. „Für uns beginnt jetzt ein neues Leben“, sagt Inhaber Frank Josten. In die Räume zieht ab Mai eine Bar aus dem Eppendorfer Weg.
Von Ella SchinkelDie Tische im mexikanischen Restaurant Dos Amigos sind schon für den Abendbetrieb eingedeckt, auf vielen steht ein kleines Schild mit der Aufschrift „reserved“. Seit bekannt ist, dass das Restaurant in der Sillemstraße nach 26 Jahren schließt, kommen viele Stammgäste mehrfach die Woche ins Lokal, erzählt Inhaber Frank Josten.
Ein Schwabe führt ein mexikanisches Restaurant
1998 zog Frank Josten von Stuttgart nach Eimsbüttel. Kurze Zeit später eröffneten zwei Freunde wenige Straßen von seiner Wohnung entfernt das Dos Amigos. Josten wurde schnell zum Stammgast. Seine ersten Dates führte er in das mexikanische Restaurant aus, erzählt er. Auch das zweite Date mit seiner Ehefrau Andrea verbrachte Josten an einem kleinen Tisch im Lokal.
Acht Jahre lang arbeitete er als Servicekraft im Restaurant, 2007 verkauften die dos Amigos (spanisch für „zwei Freunde“) ihr Restaurant an ihn. Drei Jahre später stieg seine Frau mit ein und übernahm zu Jostens Erleichterung die Buchhaltung. Seitdem führte das Paar gemeinsam das Restaurant. Fast jeden Abend standen beide hinter der Bar und servierten ihren Gästen die mexikanischen Gerichte.
Sie sind stolz auf ihre authentisch mexikanische Küche: Im Dos Amigos sind nur Köche aus Süd- und Mittelamerika beschäftigt.

Die Corona-Pandemie traf die Jostens
„Schwierig wurde es, als Corona kam“, erzählt Josten. Die Pandemie traf das Paar wirtschaftlich und gesundheitlich: Erst musste das Lokal ein ganzes Jahr lang geschlossen bleiben, dann erkrankte Andrea schwer an Corona. Bis heute sei sie von Long Covid betroffen.
Dazu hätten sich finanzielle Herausforderungen durch gestiegene Energiekosten und zunehmende bürokratische Vorgaben ergeben. Auch die Baustellen in Eimsbüttel machten dem Betrieb Probleme. Direkt vor der Haustür wurde sechs Monate lang gebaut, erzählt Josten. Das Restaurant war zwischendurch nur über eine mobile Baustellenbrücke erreichbar. Tagelang blieb das Lokal leer, sagt er.
2025 beschließen sie, das Dos Amigos zu schließen
Die finanzielle Belastung konnte das Paar irgendwann nicht mehr stemmen – trotz der zusätzlichen Teilzeitjobs, denen beide nachgehen.
Und auch gesundheitlich gehe es nicht mehr: Aufgrund der hohen körperlichen Belastung leide Josten unter Knieproblemen. Seine Frau Andrea habe neben ihrer Long-Covid-Erkrankung mit Bandscheibenvorfällen zu kämpfen. Ihr Arzt untersagte ihr zuletzt, in der Gastronomie weiterzuarbeiten. Damit stand der Entschluss fest: Das Dos Amigos schließt.
Bedauern bei den Stammkunden
Seit Jahren besuchen viele treue Stammkunden das Dos Amigos. Seitdem die Schließung bekannt ist, sei das Restaurant jeden Abend bis zum letzten Tisch belegt. „Letzten Dienstag konnte ich den Betrieb nicht mehr alleine schmeißen, es kamen zu viele Gäste“, erzählt Josten. Schließlich entschied seine Frau, trotz ihres gesundheitlichen Zustands vorbeizukommen, um zu helfen. „Als sie 20 Minuten später ins Lokal gehumpelt kam, wurde sie mit Applaus und Standing Ovation von unseren Kunden begrüßt“, erzählt ihr Ehemann gerührt.
In ihrer Zeit als Restaurantinhaber haben beide viel erlebt – von hitzigen Diskussionen bis zu Ehestreitereien und Heiratsanträgen. Sogar zu mehreren Trennungen sei es im Lokal gekommen, die Zurückgelassenen wurden mit Tequila versorgt, erinnert sich Josten. „Mit den Geschichten, die du hier erlebst, könntest du Bücher füllen“, sagt er.
„Wir werden unsere Arbeit hier sehr vermissen“, sagt Josten. Gleichzeitig freue sich das Ehepaar darauf, endlich gemeinsame Wochenenden und Urlaube zu genießen. Ihre zweiten Jobs wollen beide behalten, für die Rente sei es noch zu früh. Wenn es aber so weit sei, möchte das Ehepaar in den Süden Deutschlands ziehen. „Wir sind beide verrückt nach Bergen“, lacht Josten.
Die Austerbar zieht ins Dos Amigos
In die Räume des Dos Amigos zieht ab dem 1. Mai Torsten Wendt mit der Austerbar aus dem Eppendorfer Weg. Für die Jostens seien das gute Nachrichten.
Viele ihrer Stammkunden würden regelmäßig die Austerbar besuchen, deswegen freue sich das Ehepaar, sie bald in ihrem ehemaligen Lokal wiederzutreffen.
„Das wird ein herrliches Gefühl, sich hier auf die Terrasse zu setzen und nicht mehr für den Betrieb verantwortlich zu sein“, sagt Josten und grinst.
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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