Duale Ausbildungsvorbereitung für junge Flüchtlinge
Geflüchtete Jugendliche haben in Hamburg die Möglichkeit, in Schule und Betrieb gleichzeitig zu lernen und arbeiten. Eine Kooperation zwischen berufsbildenden Schulen und Hamburgs Betrieben macht dies möglich: Die Kombination soll nicht nur den Berufseinstieg, sondern auch das Erlernen der deutschen Sprache erleichtern.
Von Ida WittenbergBerufsschulen und Wirtschaft organisieren gemeinsam die Integration jugendlicher Flüchtlinge. In diesem Jahr haben 1.012 geflüchtete und neu zugewanderte Jugendliche seit Ende der Herbstferien bereits die Chance bekommen, ein Praktikum in einem Hamburger Betrieb zu absolvieren. Die Praktika sind Teil des zweijährigen Bildungsgangs „dualisierte Ausbildungsvorbereitung“ (AvM-Dual) für alle geflüchteten Jugendlichen ab 16 Jahren. Auch Eimsbüttels Betrieb Edeka Niemerszein ist bei dem Projekt dabei und zeigt, welche positiven Folgen ein solches Praktikum haben kann.
Integration durch Schule und Praktikum
In den Berufsschulen erhalten die Jugendlichen Unterricht in allen wichtigen Kernfächern mit dem Ziel, den Ersten oder Mittleren Bildungsabschluss zu erreichen. Nebenbei sieht die Ausbildungsvorbereitung drei umfangreiche Praktika in Betrieben vor. Ziel: Nicht nur die Sprachförderung steht im Vordergrund, auch eine zügige Integration in Ausbildung und Arbeit soll in den Mittelpunkt gerückt werden.
„Hamburgs berufsbildende Schulen und Hamburgs Betriebe haben enorme Anstrengungen unternommen, damit geflüchtete Jugendliche in Schule und Betrieb gleichzeitig lernen und arbeiten können“, sagt Schulsenator Ties Rabe. „Wir sind fest überzeugt, dass die Jugendlichen durch diese Kombination von Theorie und Praxis schneller und besser die deutsche Sprache und zugleich die Arbeitswelt von Grund auf kennenlernen.“
Auch Edeka Niemerszein ist Teil des Pilotprojekts
Der Auszubildene Abdulrahman Almaani ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Er hat durch das Projekt „Ausbildungsvorbereitung für Migranten“ bereits verschiedene Praktika absolviert. Besonders gut hat es ihm aber bei Edeka Niemerszein in der Osterstraße 86 gefallen: Seit dem 1. August ist er hier nun Auszubildender.
Jetzt steht er vor vielen neuen Herausforderungen: Kundenkontakt und Pausengespräche mit Kollegen fördern und fordern das Erlernen der Sprache. „Manchmal ist es ganz schön schwer, besonders wenn die Kunden spezielle Fragen haben. Aber meine Kollegen helfen mir immer und die Kunden sind alle nett. Negative Erfahrungen hab ich noch nicht gesammelt“, berichtet Abdulrahman Almaani.
Und auch seine Ausbilderin Sahereh Froughivand ist positiv gestimmt: „Momentan klappt alles ziemlich gut – hat er die dreijährige Ausbildung hinter sich und stellt sich weiter so gut an, steht einer Übernahme nichts im Weg.“
AvM-Dual ist seit Februar 2016 Pflichtangebot
Kulturelle Kompetenzen und das Auseinandersetzen mit den Werten und Normen unserer Gesellschaft gehören zu den Kernpunkten des Programms. Eine logische Schlussfolgerung war es daher, AvM-Dual als Pflichtangebot an allen Berufsschulen einzurichten: Zurzeit besuchen 2.244 junge Menschen in 144 Schulklassen an 34 berufsbildenden Schulen die entsprechenden Kurse. Rund 155 Lehrerstellen stehen für den Unterricht zur Verfügung.
Neben dem Schwerpunkt Deutsch stehen auf dem Studenplan der Jugendlichen nicht nur weitere allgemeinbildende Fächer, sondern auch der Lernbereich Lebensorientierung. Zusammengesetzt ist ihre Woche aus drei Tagen Schule und zwei Tagen im Betrieb. Hier helfen Integrationsbegleiter zusätzlich bei Themen wie Wege in die Ausbildung, Beschäftigung oder weiterführende Bildungsangebote. Wie gut dieses Pilotprojekt klappt und welche Türen den Praktikanten danach offen stehen, hat Abdulrahman Almaani gezeigt.