Erinnerungen an Wiltrud Rosenkranz
Sie war als “Miss Osterstraße” bekannt, machte das Osterstraßenfest zum längsten Straßenfest Hamburgs und war bis zuletzt Ehrenmitglied des Osterstraße e.V. Am 21. April ist Wiltrud Rosenkranz verstorben.
Von Vanessa LeitschuhWiltrud Rosenkranz wurde 1927 in Hamburg geboren, im Dezember wäre sie 92 Jahre alt geworden. Sie war Hamburgerin in vierter Generation. Den längsten Teil ihres Lebens verbrachte sie in Eimsbüttel – im nächsten Jahr wären es 60 Jahre gewesen.
Ihre Kindheit verbrachte sie mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Bramfeld. Ihr Vater war Vertreter für Drogerieartikel, ihre Mutter Sekretärin im Chilehaus. Nach ihrem Schulabschluss mit 16 wurde sie im November 1944 in den Reichsarbeitsdienst nach Ostpommern eingezogen. “Slopen hebbt wi in Holtbaracken in Doppelbetten. Beheizt mit een runden eisernen Oben”, schrieb sie über ihre Zeit in dem Barackenlager.
Zurück in die Heimat
Als die Rote Armee Ostpommern erreichte, musste Wiltrud Rosenkranz vor den Kanonenangriffen flüchten. Nach Wochen auf der Flucht wurde sie nach Halle befehligt, wo sie als Schaffnerin in der Straßenbahn arbeitete. In der Nacht auf den Ostersamstag 1945 heulten zum 500. Mal die Sirenen zum Luftangriff in Halle, doch es blieb ruhig. Nur Stunden später heulten sie wieder. Wiltrud Rosenkranz wurde bei dem Bombenangriff verschüttet. Nach Monaten im Krankenlager machte sie sich mit der Bahn, zu Fuß und mit Pferd und Wagen auf die lange Reise zurück nach Hamburg.
Im März 1959 heiratete sie ihren Mann Hugo und noch im selben Jahr bezogen sie ihre Wohnung in Eimsbüttel, wo sie bis zuletzt lebte. Was in Eimsbüttel los war, beobachtete sie gerne mit einem Augenzwinkern. Ihre Eindrücke und Anekdoten notierte Wiltrud Rosenkranz auch in der Kolumne “Eimbüddel op platt” für die Eimsbütteler Nachrichten auf Plattdeutsch.
Sie machte das Osterstraßenfest groß
Frau Rosenkranz war eine aufgeweckte und robuste Frau. “Ich wusste immer, was ich wollte. Und habe mir nicht dazwischenreden lassen”, sagte sie in einem Interview mit den Eimsbütteler Nachrichten im März. So zauderte sie nicht, sich zu bewerben, als sie 1988 die Stellenanzeige im Wochenblatt las: “Wir suchen einen Mann, der das Osterstraßenfest organisiert.” Und strafte die Rollenbilder Lügen. Sie übernahm von 1988 bis 1996 ehrenamtlich die Organisation des Eimsbütteler Straßenfestes.
Damals spielte sich das Fest noch auf den Bürgersteigen ab, die Straße war nicht einmal gesperrt. Wiltrud Rosenkranz überlegte sich ein Konzept. Mit Block und Stift ging sie auf die Straße, um jedes Schaufenster auszumessen und es zu Hause auf Millimeterpapier zu übertragen. Aus einem anfänglich kleinen Nachbarschaftsfest machte sie das längste Straßenfest Hamburgs. Sie machte das Osterstraßenfest groß, aber nicht kommerziell. Als die Stadt die Gebühren immer mehr erhöhte, zog sie für sich die Konsequenz und legte ihr Ehrenamt nieder. Nach acht Jahren als “Miss Osterstraße” hatte Wiltrud Rosenkranz über 200.000 Mark Spendeneinnahmen für wohltätige Zwecke gesammelt.
Doch auch in den Jahren danach war sie für ihren Stadtteil da. Sie war bis zuletzt Ehrenmitglied des Osterstraße e.V., den sie als Aktionsgemeinschaft Quartier Osterstraße e.V. mitgegründet hatte, sie verpasste kaum ein Osterstraßenfest und war immer für einen Klönschnack oder eine plattdeutsche Geschichte bereit:
Zum Mitlesen hier zur Kolumne „Eimbüddel op platt: De groote Flut„