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Überall in Eimsbüttel: Die pinken Foodora-Plakate. Foto: Carolin Martz
Plakate von Foodora sind derzeit viele zu sehen. Foto: Johanna Hänsel
Lieferdienst im Interview

Foodora: Wie arbeitet es sich in pink?

In knallpinker Montur sind die Fahrradkuriere von Foodora im ganzen Bezirk unterwegs. Wie aber funktioniert der Lieferdienst und wie ist es, Teil des Teams zu sein? Wir haben mit zwei Eimsbütteler Fahrern und einer ehemaligen Mitarbeiterin gesprochen.

Von Carolin Martz

Seit Mai 2015 fährt Foodora auch in Hamburg Essen quer durch die Stadt. Rund 240 Restaurants hat das Start-Up unter Vertrag – mehr als 80 davon in Eimsbüttel. „Es ist ein sehr starker Stadtteil mit vielfältigem Angebot“, erklärt Standortleiter Björn Selber. Die Idee des Unternehmens ist einfach: Restaurants, die keinen eigenen Lieferdienst haben, bieten ihre Speisen über die Plattform an.

Geht eine Bestellung ein, bekommt einer der Fahrradkuriere eine Benachrichtigung auf sein Handy und radelt los: Bestellung im Restaurant abholen, einpacken und zum Kunden fahren. Die Prämisse des Unternehmens: Das Essen ist innerhalb einer halben Stunde zuhause beim Kunden. Aber was passiert wirklich in der Zwischenzeit? Und was qualifiziert einen Fahrer für den rasanten Job bei Foodora? Wir haben mit drei Fahrern gesprochen.

Die Liebe zum Fahrradfahren

Max* sitzt in der Sonne und schaut auf sein Handy. Er trägt die pinke Uniform des Lieferdiensts. Seit Herbst 2016 arbeitet er hauptberuflich für Foodora. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, erklärt der 28-Jährige. Große Lust am Fahrradfahren sei so etwas wie die Grundvoraussetzung für den Job. „Jetzt zum Frühling hin ist die Motivation natürlich wieder größer“, gibt er zu. Manchmal fahre er auch einfach durch die Stadt, bis die nächste Bestellung reinkommt. „Allzu lange dauert das aber meistens nicht“, sagt er.

Wettlauf gegen die Zeit

Ist die Bestellung auf dem Handy angekommen, dann gilt vor allem eines: Zeit ist Geld. Ein Algorithmus verteilt die Aufträge an die verschiedenen Fahrer, die sich über eine App organisieren. „Die App darf ich aber leider nicht zeigen“, sagt Abiturient Finn*. Seit eineinhalb Jahren steigt er als Nebenjob auf’s Fahrrad. „Foodora misst über das Handy, wie schnell du fährst“, verrät der 18-Jährige. „Das übt schon einen gewissen Druck aus.“ Wenn das Unternehmen feststellt, dass ein Fahrer zu langsam ist, blüht demjenigen ein Gespräch mit dem Chef. „Die müssen dafür sorgen, dass die Fahrer angemessen schnell fahren“, erklärt Finn. Trödeln ist bei Foodora Fehlanzeige.

Alina* sieht es positiv: „Du sparst dir auf jeden Fall das Fitnessstudio“, wirft sie ein. Die 20-Jährige hat ein Jahr lang für Foodora gearbeitet. Zwischendurch sei sie schon oft gestresst gewesen. „Ich bin schon über die ein oder andere Kreuzung drüber gefahren – und einmal fast auf der Motorhaube gelandet“, erinnert sie sich. „Lieferanten sind immer im Stress, das kennt man ja.“ Gegen Ende des Sommers 2016 hat sie die pinke Uniform dann gegen ihr Studium getauscht.

Der Stundenlohn sinkt

Noch einmal anfangen würde sie nicht – des Geldes wegen. „Ich habe damals noch für 12,50 Euro pro Stunde gearbeitet. Mittlerweile bekommen die Fahrer weniger, was ich wirklich frech finde“, erzählt Alina. Für die neuen Fahrer gebe es nur noch Mindestlohn, bestätigt auch Finn. Immerhin das Trinkgeld dürften die Fahrer behalten. Und das falle in Eimsbüttel meist großzügig aus. „Die Leute sind hier freundlicher als auf St. Pauli“, findet Max.

Und tatsächlich geben die Studenten das meiste Trinkgeld.“ Mit durchschnittlich 50 Cent bis zwei Euro Trinkgeld rechnen die Fahrer je Bestellung. Scherzeshalber hätten alle Kuriere untereinander ein Ranking mit den höchsten Trinkgelder aufgestellt – der Spitzenreiter habe 30,70€ Trinkgeld an einem Tag verdient. Alina, Finn und Max mussten aber auch schon mal ohne Trinkgeld wieder abfahren. „Geschäftsleute geben in der Mittagspause zum Beispiel gar nichts“, stellt Finn fest.

Kuriose Foodora-Kunden inklusive

Nicht alle Kunden empfangen die Lieferanten freundlich. „Manchmal wurde mir nur einen Spalt breit geöffnet und danach die Tür vor der Nase zugeknallt“, erinnert er sich Finn. In seinen eineinhalb Jahren bei Foodora habe er allerlei Kuriositäten erlebt. „Entweder, du hast bekiffte Kunden, bei denen es schon im Treppenhaus nach Gras riecht. Oder Leute bestellten sich um 10 Uhr morgens zwei Rumpsteaks, da fragt man sich als Fahrer auch, was das soll“, erzählt er.

Über die meisten Situationen habe er aber bislang lachen können und wirklich unfreundliche Menschen nur selten erlebt. „Wenn wir ankommen überwiegt bei den meisten Kunden einfach die Freude, dass das Essen da ist“, bestätigt auch Max. Seine Taktik? Er kommt immer mit einem Grinsen die Treppen hoch, das würden die meisten Kunden zurückgeben.

Suppe und Kopfsteinpflaster

Auf die Frage nach den schlimmsten Bestellungen müssen alle drei Fahrer lachen. „Suppen über Kopfsteinpflaster sind immer besonders beliebt bei uns Lieferanten“, sagt Max. Auch den anderen beiden sei schon öfter der Inhalt einer Bestellung durch den Rucksack gelaufen. Sie selbst könnten da meist nichts für, da sind sie sich alle einig. „Oft sind die Verpackungen einfach nur schlecht“, erklärt Finn.

Nach so einem Malheur sei es an der Fahrern im Büro Bescheid zu sagen und den Kunden die schlechte Nachricht zu überbringen. Immerhin: Übrig Gebliebenes dürfen die Fahrer mitnehmen. „Ein, zwei Mal hat mir einfach niemand geöffnet“, erzählt Finn. Nach ein paar Mal klingeln würden die Fahrer wieder fahren.

Regen und Schnee als Berufsrisiko

Dann geht es meist ins nächste Restaurant, um eine neue Bestellung abzuholen. „Eine gute Bestellung hängt von zwei Faktoren ab – der Länge der Strecke und dem Restaurant“, erklärt Finn. Gerade bei Letzterem gebe es Unterschiede, die sich vor allem den Winter über bemerkbar machen. Max denkt besonders an ein Restaurant. „Dort mussten wir auch im Winter immer draußen warten, weil wir angeblich alles blockiert hätten mit unseren Rucksäcken“, erzählt der 28-Jährige. Gerade bei schlechtem Wetter sei das Warten draußen eine Zumutung.

Max weiß: “ Für den Job musst du echt wetterfest sein.“ Auch seine beiden Kollegen können ein Lied davon singen. „Du fährst abends, im Dunkeln, es schneit, es regnet, es ist kalt und du bist nass“, erinnert sich Alina an regnerische Schichten. „Wenn ich nach fünf Minuten schon durchnässt war, habe ich auch schon mal in der Zentrale angerufen und gesagt, dass es nicht mehr geht“, sagt Finn. „Meist musst du es aber akzeptieren, wenn es regnet – das ist Berufsrisiko.“

Und in Zukunft?

Max und Finn freuen sich auf den Sommer. „Zum Frühling hin steigt die Lust, deshalb werde ich noch ein bisschen für Foodora arbeiten“, erklärt Max. Auch Finn wird der pinken Flotte mindestens diesen Sommer noch erhalten bleiben. Alina ist sich sicher: „Bei gutem Wetter und für meinen alten Stundenlohn würde ich wieder fahren. Im Winter ist es aber wirklich kein Traumjob.“ Wie gut, dass die Temperaturen jetzt erstmal steigen.

*Namen von der Redaktion geändert.

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