
„Circus Roncalli“ oder Posaunentag: Entscheidung um die Große Moorweide gefallen
Der eine darf auf die Grünfläche am Dammtorbahnhof, der andere nicht. Was der Beschluss der Eimsbütteler Politik bedeutet und wie „Roncalli“ darauf reagiert.
Von Christiane TauerBis zuletzt hatte der Circus Roncalli auf ein Ja der Eimsbütteler Politik gehofft. Zur Debatte stand, ob er für sein diesjähriges Gastspiel in Hamburg die Große Moorweide ausnahmsweise nutzen darf.
Im Internet hatte der Zirkus-Veranstalter bereits Fakten geschaffen – und mit dem Ticketverkauf für die Vorstellungen vom 11. Mai bis 25. Juni begonnen.
Nun muss er aber umplanen. Die Eimsbütteler Bezirksversammlung hat am Donnerstagabend entschieden, keine Ausnahme für den Circus Roncalli auf der Großen Moorweide zuzulassen.
Zirkus muss neuen Standort suchen
Das heißt für den Zirkus: Er muss sich nach einem Alternativ-Standort umsehen. Der Antrag von SPD und FDP, mit dem sie die Nutzung der Großen Moorweide einmalig erlauben wollten, fand keine politische Mehrheit.
„Sie widerspricht einem Beschluss aus dem Januar 2020, der die Bezirksamtsleitung auffordert, zukünftig keine kommerzielle Nutzung auf der Großen Moorweide zu genehmigen“, stellt die Bezirksfraktion der Grünen in einer Pressemitteilung klar. Ziel sei, dieses „wertvolle Stadtgrün“ allen Bürgerinnen und Bürgern ganzjährig und uneingeschränkt zugänglich zu machen.
Große Moorweide: Keine Ausnahmen mehr
Zwei Mal habe es in der Vergangenheit Ausnahmegenehmigungen gegeben, ergänzt Fraktionsvorsitzender Ali Mir Agha mit Blick auf die Jahre 2017 und 2019. Damals hatte Roncalli ebenfalls auf der Großen Moorweide gastiert. „Noch einmal wollten wir unseren Kurs nicht verlassen.“
Bernhard Paul, Gründer und Direktor des Circus Roncalli, kann diesen Standpunkt nicht nachvollziehen. Im Telefonat mit den Eimsbütteler Nachrichten kann er seinen Ärger nicht verbergen. Man schaffe mit dem Schutz der Großen Moorweide unnötigerweise eine „Heilige Kuh“, sagt er. Würde denn eine Rasenfläche mehr zählen als ein Publikum mit vielen Kindern, das sich an einem Zirkus erfreut?
„Roncalli“ seit Jahren ohne Tiere und plastikfrei
Seit Jahren verzichte der Zirkus auf Tiere, sei vollkommen plastikfrei und reise nicht mit dem Lkw zu seinen Spielorten, sondern mit einem Sonderzug. Nachhaltigkeit sei ihm wichtig, stellt Paul heraus. „Das machen wir aber nicht, um einer Partei zu gefallen, sondern aus Überzeugung.“
2017 und 2019 habe es nach den Gastspielen in Hamburg keinerlei Beschwerden zum Zustand des Rasens gegeben. „Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass es auch diesmal eine Ausnahmegenehmigung geben wird.“
„Ein Stück Lebensqualität für Hamburg“
„Roncalli ist ein Stück Hamburg, seit 1980 kommen wir hierher“, fährt Bernhard Paul fort. In keiner anderen Stadt werde er aber so schlecht empfangen wie hier. „Das ist respektlos uns gegenüber, weil wir ja auch ein Stück Lebensqualität nach Hamburg bringen.“
Bei der Planung zukünftiger Tourneen werde er nun überlegen, die Stadt gänzlich aus dem Spielplan zu streichen. Was das jetzige Gastspiel angeht, verspricht Paul einen Alternativ-Standort. „Wir haben ja bereits Tausende von Tickets verkauft, deshalb werden wir auf jeden Fall irgendwo spielen.“ Wo das sein wird, steht noch nicht fest.
Große Moorweide nur zum Teil belegt
Die SPD-Bezirksfraktion stellt sich in der Diskussion auf die Seite des Zirkus. „Für Roncalli ist das hochbedauerlich“, sagt Fraktionsvorsitzender Gabor Gottlieb. Zusammen mit der FDP-Fraktion wollte die SPD eine einmalige Ausnahmegenehmigung für den Zirkus erwirken. Spezielle Auflagen sollten die anderen Fraktionen überzeugen.
Unter anderem hätte der Zirkus nur maximal 15 Prozent der Großen Moorweide belegen dürfen, und zwar lediglich mit dem Zirkuszelt und unbedingt notwendigen Anbauten. Das gesamte weitere Zirkusdorf inklusive der Wohnwagen sollte an anderer Stelle stehen, etwa auf einem Parkplatz an der Tesdorpfstraße.
Viele Ausnahmegenehmigungen erteilt
Doch auch das konnte die Kritikerinnen und Kritiker nicht überzeugen. Gottlieb fragt sich nun, an welcher Stelle in Eimsbüttel – oder in Hamburg – zukünftig überhaupt noch Großveranstaltungen stattfinden können.
Bei Roncalli handele sich um einen Traditionszirkus, der insbesondere in der Corona-Zeit wie andere kulturelle Einrichtungen sehr gelitten habe, sagt er. Für diese Kulturbetriebe habe es danach viele Ausnahmegenehmigungen gegeben. „Warum nicht jetzt?“
Bei Posaunentag schwenkten Grüne und CDU um
Im Gegensatz zu den Zirkus-Betreibern dürfen sich die Veranstalter des Deutschen Evangelischen Posaunentages über ein Ja freuen. Ihnen gestattet die Bezirksversammlung, die Große Moorweide im Mai des kommenden Jahres für ihren Eröffnungsgottesdienst zu nutzen.
Die Fraktionen von Grünen und CDU hatten anfangs auch dieses Vorhaben abgelehnt, schwenkten dann aber um. Vor allem die Tatsache, dass der Posaunentag nicht kommerziell sei und die Nutzung nur an einem Tag stattfinde, habe laut Grünen-Fraktionsvorsitzende Kathrin Warnecke überzeugt.
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